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Der Bedarf an Notfallmedizin steigt in den zehn Ländern der ASEAN-Staatengemeinschaft. Deutsche Produkte werden gern gekauft.
01.09.2020
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi
In den zehn Staaten der ASEAN-Region (Brunei Darussalam, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam) zählen Verkehrsunfälle zu den häufigsten Todesursachen. In einigen Ländern, wie Myanmar, sogar mit stark steigender Tendenz. Während in allen Ländern der Verkehr zunimmt, ist das Bewusstsein für Sicherheitsvorkehrungen, wie Helme für Moped- und Motorradfahrer, wenig ausgeprägt. Hinzu kommt, dass auch im ASEAN-Raum Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Probleme zunehmen und zu mehr Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.
Singapur ist in Südostasien im medizinischen und entsprechend auch im notfallmedizinischen Bereich führend. Thailand und Malaysia verfügen ebenfalls über zumindest teilweise sehr gut ausgebaute Notfallversorgungssysteme. In den wirtschaftlich weniger entwickelten ASEAN-Staaten Indonesien, Vietnam, den Philippinen, Myanmar und Kambodscha ist eine gute Notfallhilfe aber meist nur in den städtischen Zentren gewährleistet. In Laos gibt es nicht mal einen staatlichen Rettungsdienst.
Thailands Gesundheitsversorgung entspricht in allen Sektoren hohen internationalen Maßstäben. Der Bereich Notfallmedizin ist als eigene Fachrichtung anerkannt und verfügt über entsprechend ausgebildetes Fachpersonal. Der Notfalltransport ist landesweit gesichert. Über den einheitlichen Notruf 1169 kann notärztliche Hilfe sowie der Krankentransport im Krankenwagen oder, falls erforderlich, per Ambulanzboot oder Hubschrauberambulanz angefordert werden. In Bangkok und den städtischen Zentren des Landes betreiben gut ausgerüstete staatliche und private Krankenhäuser Trauma- und Notfallpraxen. Gerade Privatkrankenhäuser wie die größte private Krankenhausgesellschaft des Landes, Bangkok Dusit Medical Services, orientieren sich bei ihrer medizintechnischen Ausstattung an höchsten internationalen Standards.
Malaysia ist in den Regionen Kuala Lumpur, Johor, Melaka und Penang auch nach internationalen Maßstäben im notfallmedizinischen Bereich gut aufgestellt. Allerdings sind ländliche Regionen wie der Bundesstaat Sarawak aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und schwieriger Straßenverhältnisse von der medizinischen Notfallversorgung häufig abgeschnitten. Der weitere Ausbau der staatlichen Notfallmedizin ist daher eines der Ziele, die sich Malaysia im Strategic Framework of the Medical Program 2016-2020 gegeben hat. So plant das Gesundheitsministerium, landesweit Schlaganfall- und Herzinfarktzentren einzurichten sowie die Kapazitäten zur Traumabehandlung zu erweitern.
Unter anderem bei den Röntgen- und Sterilisierapparaten gehören deutsche Hersteller zu den Marktführern in Malaysia. Der hessische Pharma- und Medizinbedarfshersteller B.Braun produziert seit 1972 in Penang und hat dort auch seinen Hauptsitz für die Asien-Pazifik-Region.
Vietnams Gesundheitsversorgung ist flächendeckend grundlegend gesichert, wenn auch auf regional unterschiedlichem Niveau. Vietnamesen können unter der landesweiten Notrufnummer 115 den staatlichen Rettungsdienst anfordern. Allerdings sind die vorhandenen Kapazitäten nicht ausreichend und ein Großteil der Wagen ist technisch veraltet.
Von den insgesamt 1.300 vietnamesischen Krankenhäusern sind 1.100 staatlich, wobei die Bedeutung des Privatsektors auch in den Bereichen Notfallmedizin und -transport zunimmt. So verfügen private Krankenhäuser auch über moderne Ambulanzfahrzeuge.
In den Städten haben eine Vielzahl der staatlichen Krankenhäuser Vietnams gut ausgestattete Notfalleinrichtungen. Allein in dem wirtschaftlichen Zentrum von Vietnam, Ho-Chi-Minh-Stadt (HCMC), betreiben staatliche Kliniken 17 Zentren für Schlaganfallpatienten. Die aufstrebenden Privatkrankenhäuser, wie die Vinmec-Kette oder Medlatec, wollen sich ebenfalls als Notfalladresse etablieren, auch um dadurch für die zunehmend wohlhabendere lokale Kundschaft interessanter zu werden.
In den Distrikt- und Provinzkrankenhäusern in den ländlichen Regionen Vietnams nimmt hingegen sowohl die Qualität der Ausstattungen als auch die Ausbildung der Mitarbeitenden ab. Telemedizin gewinnt daher an Bedeutung. Dabei fungieren große Krankenhäuser in den städtischen Zentren, wie das staatliche Bach Mai-Krankenhaus in Hanoi, als Ankerzentren. Ärzte dieser Ankerzentren unterstützen das medizinische Personal in den ländlichen Regionen auch in schwierigen Akutfällen mit Hilfe telemedizinischer Verfahren.
Indonesien ist im Bereich der medizinischen Notfallversorgung für ein Land dieser Einkommenskategorie verhältnismäßig gut aufgestellt. Die Pro-Kopf-Ausgaben im Gesundheitsbereich lagen in Indonesien 2018 bei 143 US$ und damit auf der Höhe von den Philippinen und Vietnam. Im Großraum Jakarta sowie in den touristischen Zentren auf Bali sind die Behandlungschancen im Notfall grundsätzlich gut. Modern ausgestattete Privatkliniken, aber auch ein Großteil der staatlichen Krankenhäuser gewährleisten eine angemessene Notfallbehandlung.
Ganz anders sieht es allerdings in den abgelegenen Gegenden Indonesiens aus. In den dortigen kommunalen Gesundheitszentren (Puskesmas) und Regionalkrankenhäusern gibt es lediglich eine Notfallversorgung auf niedrigem Niveau. Für schwere Notfälle fehlt oft sowohl die medizintechnische Ausstattung als auch das Know How des behandelnden Personals.
Auch im Inselstaat Philippinen, der oft von Naturkatastrophen heimgesucht wird, leiden weite Bereiche des Landes unter einer nicht vollständig ausgebauten medizinischen Notfallinfrastruktur. Notfallmedizin ist zwar als eigene Disziplin anerkannt. Allerdings konzentrieren sich Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser, die über notfallmedizinische Abteilungen verfügen, auf die Region um die Hauptstadt Manila. In ländlichen und weniger dicht besiedelten Bereichen des Inselstaates nimmt die Qualität der Versorgung, sowohl was die Ausstattung mit qualifiziertem Personal als auch mit medizintechnischen Geräten angeht, ab.
Im Notfall können über den Notruf 911 theoretisch zwar landesweit Ambulanzen angefordert werden. Gerade aber in ländlichen Regionen fehlt es an hinreichend ausgestatteten Fahrzeugen. In städtischen Regionen, insbesondere im Großraum Manila, betreiben sowohl staatliche Krankenhäuser als auch Privatanbieter Ambulanzflotten.
Die Regierung fördert den Ausbau des Gesundheitswesens im Rahmen des National Health Plans. Allerdings leidet das Programm unter einer nur verzögerten Ausschüttung des Hilfsfonds. Zudem steht zur Zeit der Ausbau einer medizinischen Infrastruktur zur Bewältigung der Corona- Pandemie im Vordergrund. Die Weltbank unterstützt die Philippinen bei der Pandemiebekämpfung mit einem Darlehen in Höhe von 100 Millionen US$ im Rahmen des Covid-19 Strategic Preparedness and Response Program. 16 Millionen US$ sind hier unter anderem für den Ankauf von Ambulanzfahrzeugen vorgesehen.
Laos gehört zu den ärmsten Ländern der Region. Dementsprechend ist das Gesundheitswesen stark unterfinanziert und auf Spenden aus anderen Ländern angewiesen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schlimmen Folgen hoch. Viele Moped- und Motorradnutzer fahren nicht nur ohne Führerschein, sondern auch ohne Helm. Rund 150 staatliche Krankenhäuser versorgen die sieben Millionen Einwohner des Landes. Privatkliniken gibt nur sehr wenige und nur in städtischen Zentren.
Ein staatlicher Rettungsdienst existiert in Laos gar nicht. In der Hauptstadt Vientiane gibt es einen von freiwilligen, meist studentischen Helfern geleiteten Rettungsdienst. Die Notfallversorgung ist nur in einigen wenigen städtischen Einrichtungen ansatzweise gewährleistet. Laut Medienberichten kann nur ein einziges Krankenhaus schwere Knochenbrüche behandeln. Komplizierte medizinische Verfahren sind in Laos mangels erforderlicher, über die Grundausstattung hinausgehende medizintechnischer Geräte und geschultem Fachpersonal nicht durchführbar. Nur wenige können es sich leisten, für medizinische Behandlungen ins benachbarte Thailand zu reisen.
Die kambodschanische Gesundheitsversorgung beruht auf einem Mix aus Krankenhäusern in staatlicher und privater Trägerschaft. Zudem leisten Nichtregierungsorganisationen und internationale Geber wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Unterstützung bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung.
Die notfallmedizinische Betreuung ist zumeist nur in den größeren Städten des Landes grundlegend gewährleistet. Ausländisch finanzierte Privatkrankenhäuser wie das Royal Angkor International Hospital in Siem Reap investieren aber in moderne Medizintechnik und Ausstattung. In der Regel können hier auch medizinische Notfälle angemessen erstversorgt werden.
Ein Großteil der staatlichen Krankenhäuser in Kambodscha, ob in der Stadt oder in ländlichen Gegenden, ist hingegen chronisch unterfinanziert. Die vorhandenen Mittel reichen bei weitem nicht, um die Krankenhäuser des Landes hinreichend mit modernder Medizintechnik und geschultem Personal auszustatten.
Myanmar ist mit einem für 2019 geschätzten jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 1.245 US$ der Ärmste unter den ASEAN-Staaten. Die allgemeine Gesundheitsversorgung ist landesübergreifend noch wenig ausgebaut. Die notärztliche Versorgung ist im Grunde lediglich in den städtischen Zentren Nay Pyi Daw, Mandalay und dem wirtschaftlichen Zentrum Yangon gesichert. Einrichtungen auf dem Land verfügen dagegen nur in den seltensten Fällen über eine moderne medizintechnische Grundausstattung für die Behandlung von Not- und Unfällen.
Zwar sieht der National Health Plan 2017-2021 für die gesamte Bevölkerung Myanmars Zugang zu grundlegenden medizinischen Dienstleistungen inklusive notfallmedizinische Leistungen vor. Allerdings sind die Finanzen des Landes extrem angespannt. Nichtregierungsorganisationen und internationale Geberorganisationen spielen daher im Bereich der Finanzierung von Gesundheitsprojekten eine wichtige Rolle.
Projekt | Investor | Stand | Wert |
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20 neue Krankenhäuser in Myanmar | Lippo Group Indonesien | Ankündigung | 1.000 |
International Hospital in Kambodscha | Royal Cambodia Hospital Company | Februar 2020 Genehmigung vom Council for the Development of Cambodia | 478 |
New Yangon Specialist Hospital in Myanmar | Department of Medical Services Myanmar und Japan International Cooperation Agency (JICA) | Bauzeit April 2019 bis April 2021 | 100 |
Cambodia China Friendship Tbong Khmum Hospital | Volksrepublik China | Bauzeit September 2019 bis September 2021 | 50 |
Kasemrad International Hospital in Laos | Bangkok Chain Hospital aus Thailand | Eröffnung erste Phase 2021 | 50 |
Vientiane Ram International Hospital in Laos | Ramkhamhaeng Hospital Group aus Thailand | Planungsphase | 37 |
2010 | 2019 | (%) | |
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Deutsche Exporte insgesamt (Mrd. US-Dollar) | 1.268 | 1.493 | +17,7 |
Deutsche Exporte von Medizintechnik (Mio. US-Dollar) | 21.253 | 29.289 | +37,8 |
Deutsche Exporte von Medizintechnik nach ASEAN (Mio. US-Dollar) | 466 | 864 | +85,3 |