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Branchenbericht | ASEAN | Krankenhausaustattung
Die ASEAN-Staaten investieren in neue Hospitäler und bauen aufgrund der Covid-19-Pandemie ihre Intensivstationen aus. Thailand und Vietnam setzen verstärkt auf Telemedizin.
01.09.2020
Von Thomas Hundt | Bangkok
Im ASEAN-Raum stehen im Durschnitt nur 2,5 Krankenhausbetten für 1.000 Menschen zur Verfügung. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es ungefähr 6 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner.
In den am wenigsten entwickelten Ländern der Region, also in Myanmar, Kambodscha und Laos, liegt die Quote sogar bei weniger als einem Krankenhausbett je 1.000 Einwohner.
Die unterfinanzierten Krankenhäuser in den drei Entwicklungsländern Myanmar, Kambodscha und Laos sind stark überlaufen und meist schlecht ausgerüstet. Manchmal müssen sich mehrere Patienten ein Bett teilen, und Familienangehörige versorgen die Kranken mit Mahlzeiten.
In Laos gibt es nach Medienberichten nicht einmal einen staatlichen Rettungsdienst. Auch soll es in der Hauptstadt Vientiane nur ein Krankenhaus geben, das schwere Knochenbrüche behandeln kann.
Das soll sich ändern: Allein in Vientiane sind nach Angaben der European Chamber of Commerce and Industry sechs neue Krankenhäuser in Planung oder bereits in einer Bauphase. Zehn Hospitäler in den Provinzen werden renoviert.
Die großen privaten ASEAN-Krankenhausgesellschaften engagieren sich zunehmend in diesen drei Ländern. Der Mischkonzern Lippo, der in Indonesien die größte Krankenhauskette Siloam Hospitals betreibt, hat angekündigt, dass er in den nächsten zehn Jahren in Myanmar 20 Krankenhäuser für insgesamt 1 Milliarde US-Dollar bauen wird.
Die Gesellschaft Asia Royal betreibt in Yangon, der größten Stadt in Myanmar, seit dem Jahr 2000 eines der größten Krankenhäuser des Landes: Das Asia Royal Hospital bietet ein breites Spektrum an ambulanten Gesundheitsleistungen und ist spezialisiert auf die Bereiche Kardiologie und Neurologie. Bis Ende September 2020 soll das Krankenhaus unter anderem mit Hilfe eines 12 Millionen-US-Dollar-Kredites der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) von 250 Betten auf 330 Betten erweitert werden.
Projekt | Investor | Stand | Wert |
---|---|---|---|
20 neue Krankenhäuser in Myanmar | Lippo Group Indonesien | Ankündigung | 1.000 |
International Hospital in Kambodscha | Royal Cambodia Hospital Company | Februar 2020 Genehmigung vom Council for the Development of Cambodia | 478 |
New Yangon Specialist Hospital in Myanmar | Department of Medical Services Myanmar und Japan International Cooperation Agency (JICA) | Bauzeit April 2019 bis April 2021 | 100 |
Cambodia China Friendship Tbong Khmum Hospital | Volksrepublik China | Bauzeit September 2019 bis September 2021 | 50 |
Kasemrad International Hospital in Laos | Bangkok Chain Hospital aus Thailand | Eröffnung erste Phase 2021 | 50 |
Vientiane Ram International Hospital in Laos | Ramkhamhaeng Hospital Group aus Thailand | Planungsphase | 37 |
Die führenden Hospitäler der ASEAN-Region finden Patienten hingegen im Stadtstaat Singapur sowie in den Hauptstädten Kuala Lumpur (Malaysia) und Bangkok (Thailand). Diese drei Medizinhubs bieten einen umfangreichen Service und modernste medizinische Apparate. Auch unter internationalen Medizintouristen haben die Kliniken dieser drei Städte einen guten Ruf.
Private Krankenhausgesellschaften in Vietnam und auf den Philippinen wollen ebenfalls mehr internationale Medizintouristen anziehen. In beiden Ländern wird aktuell in Hospitäler für Privatkunden investiert.
Name (Land) | Umsätze 2019 in Millionen US-Dollar*) |
---|---|
IHH Healthcare (Malaysia) | 3.644 |
Bangkok Dusit Medical Services (Thailand) | 2.565 |
KPJ Healthcare (Malaysia) | 880 |
Bumrungrad Hospital (Thailand) | 593 |
Metro Pacific Hospital Holdings (Philippinen) | 556 |
Siloam Hospitals (Indonesien) | 505 |
Raffles Hospital (Singapur) | 387 |
Thonburi Healthcare Group (Thailand) | 265 |
Rumah Sakit Mitra Keluarga (Indonesien) | 231 |
Vinmec-Vingroup Company (Vietnam) | 131 |
Mehr noch als die Medizintouristen treiben aber die wachsenden Mittelschichten der ASEAN-Länder die Nachfrage nach Krankenhausdienstleistungen an. Immer mehr Mittel- bis Gutverdiener bezahlen Behandlungen aus eigener Tasche oder schließen private Krankenversicherungen über ihre Arbeitgeber ab. Die Versicherungen übernehmen zunehmend mehr Kosten für aufwendige Operationen und Therapien und verbessern damit nicht nur das Wohlbefinden der Patienten, sondern auch die Einnahmensituation der Krankenhäuser.
Dennoch bleibt die Mehrheit der Einwohner Südostasiens aber auf die weitgehend kostenlosen öffentlichen Kliniken und Krankenhäuser angewiesen, die ihre Kosten mit den staatlichen Gesundheitsfürsorgesystemen abrechnen.
Aufgrund der Covid-19-Pandemie investieren viele Krankenhäuser in der ASEAN-Region in zusätzliche Intensivstationen und kaufen Beatmungsapparate, Reinigungs- und Desinfektionsgeräte. Auf der indonesischen Insel Galang entstand innerhalb weniger Monate mit modularen Bauelementen ein 340-Betten-Notfallkrankenhaus für Covid-19-Fälle.
Unter anderem in Thailand und Vietnam setzen die Hospitäler wegen der Ansteckungsrisiken verstärkt auf Ausrüstungen für Videosprechstunden. So startete das Hanoi Medical University Hospital im April 2020 zusammen mit Satellitenhospitälern in Vietnam ein weiteres Programm für Telemedizin.
In den ärmsten Ländern Kambodscha, Laos und Myanmar stellen unter anderem die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank COVID-19-Hilfspakete zur Verfügung. Dabei sollen die Gelder aber auch in weitere Krankenhausausstattungen fließen.
Die Sales-Mitarbeiter deutscher Anbieter von Krankenhausausrüstungen sollten bei neuen Projekten möglichst früh den Investor und das Planungsbüro kontaktieren. Erste Kenntnisse über Ausschreibungen und die Vergabekriterien helfen bei der Anbahnung von Geschäften.
Bei Beschaffungen der örtlichen Krankenhausgesellschaften spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis die wichtigste Rolle. Die renommierten privaten Hospitäler achten zusätzlich darauf, dass sie mit modernsten Geräten bei ihren Patienten punkten.
Krankenhausärzte haben nach Aussagen von Medizintechnikunternehmen bei Beschaffungen große Mitspracherechte. Sie entscheiden über Spezifikationen und bevorzugen Geräte, die sie während ihrer Ausbildung kennen und schätzen gelernt haben. Anbieter von Krankenhausausrüstungen versuchen daher, ihre Produkte in Universitätskliniken zu platzieren, welche die künftigen Chefärzte ausbilden. Auch testen die Universitätshospitäler im öffentlichen Auftrag neue Behandlungsmethoden und -apparate, die später in anderen Krankenhäusern zu den Standardausrüstungen gehören können.
Nachhaltige Angebote in den Bereichen Ausbildung und Schulungen sind weitere Verkaufsargumente. Die großen Krankenhäuser und spezielle Berufsschulen bilden das pflegende und technische Personal aus. Für Medizintechnikanbieter kann es sich daher lohnen, mit den Lehranstalten zu kooperieren. Weil die Ausbildungen kürzer und auf geringeren Niveaus ablaufen, sollten die medizinischen Geräte darüber hinaus leicht zu bedienen sein. Komplexe Handbücher werden ungern gelesen und Bedienungsanweisungen in Englisch oft nicht verstanden. Auch die Herstellergarantie und eine zügige und problemlose Wartung vor Ort spielen bei der Kaufentscheidung eine Rolle.
Die ASEAN Medical Device Directive vom 1. Januar 2015 sieht zwar einheitliche Anforderungen bei den Zulassungen vor. Die Direktive haben aber noch nicht alle zehn Mitgliedsstaaten umgesetzt. Die Zulassungspraxis fällt daher sehr unterschiedlich aus. Fachleute bezeichnen die Registrierung von medizintechnischen Produkten in den am weitesten entwickelten Ländern Malaysia oder Singapur als relativ einfach.
Öffentliche Beschaffungsregeln können vorsehen, dass nur heimische Unternehmen an Ausschreibungen teilnehmen dürfen oder Produkte von inländischen Anbietern bevorzugt werden. In Malaysia gilt zum Beispiel eine sogenannte Bumiputra-Politik. Sie besagt, dass an bestimmten öffentlichen Beschaffungen nur Unternehmen teilnehmen dürfen, die sich in Händen ethnischer Malaien befinden. Ausländische Unternehmen, die staatliche Krankenhäuser beliefern möchten, müssen dann eine Bumiputra Company zwischenschalten.
Zahlreiche deutsche Medizintechnikfirmen beliefern bereits erfolgreich Krankenhäuser in Südostasien. B.Braun hat seine Produktionsstätten in Vietnam, Malaysia und Indonesien vor kurzem deutlich ausgebaut und versorgt die Region mit unter anderem Infusionssystemen. Die Auslandshandelskammern (AHKs) in der ASEAN Region unterstützen Unternehmen, die in den Wachstumsmarkt einsteigen wollen.
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