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Wirtschaftsumfeld | ASEAN | Außenhandel

Deutsche Exporte nach Südostasien sinken leicht

Obwohl sich die ASEAN-Länder wirtschaftlich erholen, sinken Deutschlands Ausfuhren im 1. Halbjahr 2022 um 2,5 Prozent – zumindest auf Dollar-Basis. Chinas Bedeutung wächst. 

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat im 1. Halbjahr 2022 Waren im Wert von 14,7 Milliarden US-Dollar (US$) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) exportiert. Das entspricht einem Minus von 373 Millionen US$ oder 2,5 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit entwickelt sich der Absatzmarkt ASEAN schlechter als die deutschen Gesamtexporte, die um 2,8 Prozent zulegten.

Allerdings zeigt sich ein anderes Bild bei Berechnungen auf Euro-Basis: Deutsche Ausfuhren erreichten hier einen Gesamtwert von 13,5 Milliarden Euro im 1. Halbjahr. Das entspricht einem Wachstum von 7,5 Prozent oder fast 1 Milliarde Euro. Der Grund für die Diskrepanz: Zwischen Anfang Februar und Ende Juni 2022 hat der Euro gegenüber dem Dollar um etwa 10 Prozent verloren. 

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Einbruch der Flugzeuglieferungen nach Vietnam

Die ASEAN-Länder haben im internationalen Vergleich eine untergeordnete Bedeutung für den deutschen Außenhandel, denn nur 1,8 Prozent aller Exporte gehen dorthin. Zudem haben davon knapp 28 Prozent den Güterumschlagplatz Singapur als Bestimmungsort. Von dort werden die Waren teilweise auch zu Endabnehmern jenseits der ASEAN verschifft.

Die schlechteste Entwicklung gab es in Vietnam. Die deutschen Exporte dorthin brachen um knapp ein Viertel ein. Allerdings entfällt dieses Minus überwiegend auf eine einzige Produktkategorie: Flugzeuge und Ausrüstung. Vietnam hatte im 1. Halbjahr 2021 entsprechende Waren für 437 Millionen US$ in Deutschland eingekauft - ein Jahr später nahezu nichts mehr.

In Vietnam, wie überall auf der Welt, erhalten Staatsgelder viele Fluglinien nach der Coronakrise am Leben. Investitionen werden auf die nötigsten Anschaffungen reduziert. Insgesamt sanken die deutschen Flugzeuglieferungen in die ASEAN um eine halbe Milliarde US-Dollar. Ohne diese Produktkategorie hätte im 1. Halbjahr 2022 auch auf Dollar-Basis ein deutsches Exportplus in die Region zu Buche gestanden.

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Eine positive Entwicklung gab es bei den deutschen Exporten nach Indonesien. Sie legten um etwa 20 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. Allerdings entfällt mehr als die Hälfte des Zuwachses auf Stahl- und Eisenrohre. Sie sind für einzelne Industrieprojekte bestimmt und in größerem Umfang kein kontinuierliches Exportgut in den Archipel. Die deutschen Maschinenexporte nach Indonesien sind nicht wieder zurück auf dem Vorkrisenniveau. Hier wird die Marktmacht Chinas immer erdrückender.  

Chinesische Lieferungen dominieren

Die ASEAN-Länder haben in den vergangenen zehn Jahren Wachstumsraten von durchschnittlich 5 Prozent per anno erzielt – für deutsche Unternehmen ein Exportmarkt mit wachsendem Potenzial. Von der Jahrtausendwende bis zum Vorkrisenjahr 2019 haben sich die jährlichen Ausfuhren auf 31,4 Milliarden US$ mehr als verdreifacht. Jedoch ist das prozentual nur geringfügig mehr als die Steigerung der deutschen Gesamtexporte in diesem Zeitraum.

Ein Grund dafür, dass Deutschland und andere Lieferanten nur eingeschränkt vom Wirtschaftsboom der ASEAN profitieren können, ist der Aufstieg Chinas zur Handelssupermacht. Die chinesischen Warenexporte in die Region haben sich seit der Jahrtausendwende mehr als verzwanzigfacht. In jedem Land der ASEAN - mit Ausnahme des an Thailand angelehnten Laos - ist China wichtigster Warenlieferant, meist mit großem Abstand vor der Konkurrenz. Vietnam bezieht wertmäßig mehr als  doppelt so viele Güter aus China wie aus den ASEAN-Ländern.

Der chinesische Anteil an den gesamten Einfuhren der ASEAN hat sich zwischen 2010 (13 Prozent) und 2020 (24 Prozent) fast verdoppelt. Im Jahr 2019 überschritt das Handelsbilanzdefizit der ASEAN mit China erstmals die Marke von 100 Milliarden US$.

In Indonesien, auf das etwa ein Drittel der Wirtschaftsleistung der ASEAN entfällt, beträgt Chinas Importanteil fast 30 Prozent.  Etwa 40 Prozent seiner Maschinen und mittlerweile mehr als die Hälfte seiner Elektronik und Elektrotechnik bezieht das Land aus der Volksrepublik. Und auch den Infrastrukturausbau des Archipels dominiert China. Der deutsche Importanteil hingegen sinkt kontinuierlich. Für deutsche Lieferanten dürfte es in absehbarer Zeit schwierig werden, dieses verlorene Terrain zurückzugewinnen.

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