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Wirtschaftsumfeld | Asien | Außenhandel

Deutsche Exporte nach Asien-Pazifik wachsen langsamer

Während die Importe aus Asien kräftig steigen, schwächelt der Export 2022. Das lag nicht nur am schlechter laufenden Chinageschäft.  

Von Katharina Viklenko | Bonn

Der Warenhandel mit Asien-Pazifik hat für Deutschland kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2022 summierte sich Warenaustausch mit der Region auf einen neuen Spitzenwert von rund 566 Milliarden Euro – eine Steigerung um fast 100 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Die Coronapandemie, gestörte Lieferketten und geopolitische Spannungen – all das hat die Region stärker in die Aufmerksamkeit deutscher Exporteure und Einkäufer gerückt. Die traditionell starke Rolle als Beschaffungsmarkt gewinnt noch an Bedeutung, während für den Export in der Region neue Absatzmärkte gesucht werden.

Ausfuhren wachsen marginal, Einfuhren steigen deutlich

Mit der Zunahme um 8,4 Prozent im Vergleich zu 2021 blieb die Wachstumsrate der deutschen Exporte nach Asien-Pazifik unterhalb der Entwicklung des deutschen Gesamtexports von 14,2 Prozent. Auf US-Dollar-Basis gingen die Exporte von Waren "made in Germany" in die Region sogar um 3,4 Prozent zurück. Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar im Jahresverlauf 2022 stark an Wert verloren. Im Vergleich wuchsen nur die Exporte nach Nordafrika und in Länder der ehemaligen Gemeinschaft Unabhängiger Staaten langsamer. 

Deutsche Exportentwicklung nach Weltregionen (in Milliarden Euro; Veränderung gegenüber dem Vorjahr und Anteile in Prozent) 1

Region

2022

Veränderung

Anteil2

Weltweit

1.575

14,2

100,0

Westeuropa

775

14,6

49,2

Mittel- und Osteuropa

281

14,4

17,8

Asien-Pazifik

226

8,4

14,3

Nordamerika

185

27,5

11,8

Naher und Mittlerer Osten

28

11,3

1,8

Südamerika

23

17,7

1,4

Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS)

22

-29,0

1,4

Subsahara-Afrika

15

19,4

1,0

Nordafrika

11

8,2

0,7

1) Klassifizierung der Regionen gemäß Definition von Germany Trade & Invest; vorläufige Daten für 2022; Abweichungen durch Rundungen; 2) Anteil an den deutschen Gesamtausfuhren 2022Quelle: Statistisches Bundesamt 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Zugleich legten die Importe aus Asien-Pazifik 2022 überdurchschnittlich um 30,9 Prozent auf rund 340 Milliarden Euro zu. Auch auf US-Dollar-Basis ergab sich ein zweistelliges Wachstum von immerhin 16,5 Prozent. Mehr als ein Fünftel der Waren stammten 2022 aus der Region, lediglich aus Westeuropa bezog Deutschland mehr Produkte. Das Handelsbilanzdefizit mit Asien-Pazifik hat sich im Jahr 2022 mehr als verdoppelt und erreichte einen Rekordwert von 115 Milliarden Euro. Davon entfielen 84 Milliarden Euro Defizit auf China.

Südkorea bleibt zweitgrößter Exportmarkt in der Region

Lieferungen nach China, wohin traditionell nahezu die Hälfte der deutschen Ausfuhren nach Asien-Pazifik fließt, wuchsen 2022 lediglich um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 106,8 Milliarden Euro. Die Volksrepublik hatte 2022 mit zahlreichen Corona-Lockdowns zu kämpfen, der Inlandskonsum brach ein. Für den deutschen Export verlor China 2022 an Bedeutung und rutschte von Rang 2 auf Platz 4 der größten Abnehmermärkte.

Südkorea war erneut zweitgrößter Abnehmer deutscher Waren in Asien und lag im Ranking vor dem wirtschaftlich größeren Japan. Ausfuhren in weitere bedeutende Absatzmärkte der Region wie Japan, Indien, Australien und Taiwan legten 2022 auf Euro-Basis allesamt zweistellig zu.

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ASEAN-Staaten bieten noch unentdecktes Potenzial

Deutsche Exporteure steigerten 2022 ihre Lieferungen in den Staatenverband Südostasiatischer Nationen ASEAN um 8,8 Prozent, wobei die Exporte auf US-Dollar-Basis schrumpften. Die ASEAN-Staaten sind bislang ein vergleichsweise kleiner Absatzmarkt für die deutsche Wirtschaft, rücken aber durch Bemühungen zur Diversifizierung als Alternative zu China stärker in den Fokus.

Vor allem die Lieferungen nach Singapur, entwickelten sich mit der Zunahme um 6,3 Prozent unterdurchschnittlich. Traditionell geht mehr als ein Viertel der deutschen Ausfuhren in die ASEAN in den Stadtstaat Singapur, von wo aus sie weiter in der Region verteilt werden. Das Handelsgeschäft mit der südostasiatischen Handelsdrehschreibe ist daher ein Maßstab für die Entwicklung in den Nachbarländern. Ein Rückgang von 9,1 Prozent ergab sich 2022 bei Lieferungen nach Vietnam, wobei 2021 als Vergleichsjahr ein kräftiges Exportplus verzeichnet hatte. Das Minus von 2022 entfiel vor allem auf die geringere Nachfrage nach Maschinen (-33 Prozent gegenüber 2021), Arzneimitteln (-15,2 Prozent) und Straßenfahrzeugen (-10,5 Prozent).

Deutsche Straßenfahrzeuge, Arzneimittel und Elektronik gefragt

Überproportional entwickelten sich 2022 deutsche Lieferungen nach Asien-Pazifik von Elektronik, Kfz und -Teilen sowie chemischen Erzeugnissen, insbesondere Arzneimitteln. Auch Exporte von Luftfahrzeugen "made in Germany" stiegen um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch diese Warengruppe ist sehr volatil, große wertmäßige Aufträge innerhalb eines Jahres können die Handelsstatistik stark nach oben oder unten ausschlagen lassen. Am wenigsten legten unter den bedeutendsten Exportkategorien mit einer Steigerung von 4,5 Prozent Maschinen und Anlagen zu.

Branchenstruktur der deutschen Exporte nach Asien-Pazifik (in Milliarden Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent) *

Warenkategorie

SITC

2022

Veränderung

Gesamt

0 bis 9

225,5

8,4

Straßenfahrzeuge

78

49,3

12,5

Maschinen

71 bis 74

43,8

4,5

Chemische Erzeugnisse, davon

5

37,7

9,8

  Arzneimittel

54

14,7

10,5

Elektrotechnik

77 minus 776

22,0

6,6

Elektronik

75, 76, 776

15,5

23,5

Mess- und Regeltechnik

87

15,4

8,0

Luftfahrzeuge

792

9,3

15,3

Nahrungs- und Genussmittel

0, 1

4,2

9,3

* vorläufige Daten für 2022Quelle: Destatis 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Deutsche Hauptexportprodukte in die Länder der Region Asien-Pazifik *


Auswahl; in Millionen Euro; Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent

Alternative Beschaffungsmärkte liegen in Südostasien

Bislang stammt mehr als die Hälfte der aus Asien-Pazifik importierten Produkte aus China. Doch politische Spannungen offenbaren zunehmend Risiken der zu starken China-Fokussierung. Dadurch rücken alternative Sourcingmärkte in den Fokus. Im Jahr 2022 stammten nur 3,8 Prozent alle deutschen Importe aus den ASEAN-Staaten, im Vergleich zu 12,8 Prozent aus China. Die Märkte der Region gehören zu den wachstumsstärksten Ländern der Welt und bieten deutschen Einkäufern noch unentdeckte Potenziale. Dazu zählen die Bereiche Textil und Bekleidung, Metalle, Kunststoffe, Nahrungsmittel, Elektronik sowie Holz und Möbel.

Durchwachsene Prognosen für Entwicklung des Welthandels 2023

Mehrere Institutionen und Forschungsinstitute, darunter Allianz Research und Economic Intelligence Unit, rechnen für das Jahr 2023 mit einer verhaltenen Entwicklung des Warenhandels. Das Beratungsunternehmen Oxford Economics geht in seiner Schätzung vom Dezember 2022 sogar von moderaten Rückgängen des Welthandels 2023 aus. Die steigende Inflation in bedeutenden Abnehmermärkten, nachlassendes Wirtschaftswachstum weltweit und die sinkende globale Nachfrage bremsen auch Chinas Außenhandel. Die Hoffnung ruht auf den übrigen Ländern in Asien-Pazifik, die weiterhin eine dynamische Region für die Weltwirtschaft bleiben. Viel unentdecktes Potenzial bietet neben dem klassischen Güterhandel außerdem der Dienstleistungshandel.

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