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Recycelte Kunststoffe auf dem Vormarsch

Japan braucht mehr eigene Verarbeitungskapazitäten und effiziente Technologien, um seinen Kunststoffkreislauf zu verbessern.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan intensiviert das Kunststoffrecycling. Das entsprechende Gesetz Act on Promotion of Resource Circulation for Plastics soll Anfang April 2022 in Kraft treten. Darin werden Lokalverwaltungen und Firmen angehalten, ihre Aktivitäten im Bereich Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz zu verstärken.

Nun ist Kunststoffrecycling nichts Neues und wird in Japan mit unterschiedlicher Intensität bereits betrieben. Die Dringlichkeit hat aber mit den Klimaschutzverpflichtungen und dem Dekarbonisierungsziel der Regierung zugenommen. Japan wird Kunststoff zukünftig nicht mehr als Abfall sondern als Ressource kategorisieren. Die Nutzung von Einwegkunststoffen soll bis zum Jahr 2030 um 25 Prozent gesenkt werden und neue Kunststoffe durchgängig recyclefähig sein.

Recyclinganteil wird steigen

Laut Umweltministerium werden gegenwärtig von den 9,4 Millionen Tonnen an Kunststoffabfällen, die Japan pro Jahr erzeugt (inklusive Industrie), 18 Prozent verbrannt oder auf Müllhalden gekippt. Ein Anteil von 57 Prozent kommt in der Energiegewinnung zum Einsatz. Der Rest von 25 Prozent wird recycelt. Nach Angaben des Plastic Waste Management Institute werden hingegen bislang 85 Prozent wiederverwendet oder recycelt. Der Rest wird ungenutzt verbrannt oder auf Müllkippen entsorgt.

In jedem Fall ist der recycelbare Anteil an Kunststoffen ausbaufähig und Japans Firmen reagieren zunehmend auf die globale Herausforderung, Plastikabfall zu verringern und wiederzuverwenden. Die Japan Soft Drink Association kündigte Mitte April 2021 an, den Anteil von recycelten Kunststoffflaschen von 12,5 Prozent im Jahr 2019 auf mindestens 50 Prozent im Jahr 2030 auszuweiten. Dabei haben die großen Abfüller, wie Coca-Cola und Suntory Beverages, ambitioniertere Ziele und wollen die 50 Prozentmarke bereits 2022 erreichen. Getränke in Kunststoffflaschen machen etwa 76 Prozent aller in Japan erzeugten Softgetränke aus, wobei der überwiegende Teil in PET (Polyethylen Terephthalat)-Flaschen abgefüllt ist.

Unternehmen setzen Wiederverwertung um

Der Konsumgüterkonzern Kao Corporation nutzt nach eigenen Angaben seit April 2021 in zwei seiner Produktreihen im Wasch- und Spülmittelsegment nur noch 100 Prozent recycelte PET-Behälter. Alle Haushalts- und persönliche Pflegemittel sollen bis 2025 auf 100 Prozent recycelte PET-Verpackungen umgestellt sein. Zudem werden Kunststoffe entwickelt, die weitestgehend frei von rohölbasierten Materialien sind.

Der größte Kunststoffproduzent Japans, Sumitomo Chemical, hat Anfang September 2021 eine Marke speziell für recycelte Kunststofferzeugnisse an den Start gebracht. Für das "Meguri" genannte Produkt entsteht am Standort Ehime Works eine eigene Pilotanlage, die Acrylharze durch chemisches Recycling wiederverwertbar machen soll. Die Anlage soll im Herbst 2022 in die Testphase gehen und 2023 erste Produktmuster anbieten.

Während PET-Produkte relativ unkompliziert zu recyceln sind, weisen mehrschichtige Plastikverpackungen unterschiedliche Eigenschaften auf, was ihr Recycling erschwert. Daher haben das Handelshaus Itochu und der Druck- und Verpackungsspezialist Toyo Ink SC Holding Ende 2020 eine Kooperation besiegelt, gemeinsam Technologien für mehrschichtige Folienverpackungen zu entwickeln. Eine Demonstrationsanlage soll 2022 in Betrieb gehen. Für diese bislang nicht-wiederverwertbaren Folienverpackungen wird eine Recyclingrate von über 40 Prozent angepeilt.

Ausländische Technologie kommt zum Einsatz

Für Kunststoffe unterschiedlicher Zusammensetzung sind zum Teil bereits Recyclingtechnologien vorhanden, auf die Japans Firmen zurückgreifen können. So hat das Handelshaus Mitsui mit dem US-Recyclingunternehmen PureCycle Technologies im September 2021 vereinbart, in Japan eine Anlage zu errichten, die Kunststoffabfälle aus Polypropylen in ultrareines, wiederverwertbares Polypropylen weiterverarbeitet. Dafür wird auf ein von PureCycle verwendetes Verfahren zurückgegriffen.

Mitsubishi Chemical Corporation hat im Juni 2021 mit den US-Firmen Mura Technologies und KBR eine Lizenzvereinbarung getroffen, laut der Mitsubishi den Recyclingprozess von Mura Technologies nutzen kann. Dabei werden aus Kunststoffabfällen wertvolle Chemikalien und Öle wiedergewonnen. KBR liefert für den Bau einer entsprechenden Anlage die Ingenieurdienstleistung. Dies hat Mitsubishi im August 2021 in Auftrag gegeben. Die Anlage soll im Werk in Ibaraki entstehen, bis 2023 betriebsbereit sein und jährlich 20.000 Tonnen Kunststoffabfall verarbeiten.

Auf ausländische Technologie greift auch das Gemeinschaftsunternehmen R Plus Japan zurück, das im Juni 2020 von zwölf japanischen Firmen ins Leben gerufen wurde, um umweltfreundliches und effizientes Kunststoffrecycling mit geringer Umweltbelastung zu entwickeln. Die Technologie kommt von der US-Biochemiefirma Anellotech.

Japan muss eigene Kapazitäten ausbauen

Mit dem mechanischen Kunststoffrecycling hat 2021 das laut eigenen Angaben größte Branchenunternehmen Planic angefangen, das als Joint Venture vom Handelshaus Toyota Tsusho, dem französischen Versorger Veolia und dem Material- und Bauunternehmen Kojima Sangyo 2018 gegründet wurde. Planic ist auf die Wiederverwertung von Kunststoffen von Haushaltsgeräten und Automobilen ausgerichtet und soll pro Jahr circa 40.000 Tonnen verarbeiten.

Im Kunststoffbereich werden die japanischen Hersteller und Recyclingfirmen ihre Aktivitäten noch ausbauen. Dekarbonisierungsanforderungen und das Importverbot von Kunststoffabfällen in den bisherigen Abnehmerländern in Südostasien befeuern diesen Trend. Die Basel-Konvention über Kunststoffabfall (COP14), die Anfang 2021 in Kraft trat, erschwert Japan die Ausfuhren solcher Güter.

Aus diesem Grund hat die Firma Jeplan eine alte Anlage in Kawasaki modernisiert, die mit der Übernahme der Firma PET Refine Technology 2018 in ihren Besitz kam. Die seit 2017 stillgelegte Anlage soll ab 2021 mit chemischer Prozesstechnologie wieder betrieben werden. Geplant ist eine Recyclingkapazität von 20.000 Tonnen PET-Flaschen im Jahr.

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