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Wirtschaftsumfeld | Asien | Konnektivität

Asien investiert in Konnektivität

Die Asiatische Entwicklungsbank finanziert den Bau von Straßen und fördert so die wirtschaftliche Integration. Anbieter aus China liegen beim Bau wichtiger Infrastruktur vorne.

Von Martin Walter | Bonn

Der Asian Highway 3 ist eine Verkehrsverbindung innerhalb des asiatischen Fernstraßennetzes und erstreckt sich über rund 7.300 Kilometer von Russland bis nach Thailand und durchquert dabei die Mongolei und China. Lange Zeit fehlte auf dieser Fernstraße ein 200 Kilometer langer Abschnitt im Nordwesten von Laos. Die endgültige Fertigstellung der Verbindung erfolgte 2013 mit dem Bau eben dieses Abschnitts und einer vierten Mekong-Brücke zwischen Thailand und Laos. Für China ist die Fernstraße durch den Norden Laos‘ von strategischer Bedeutung. Dank ihr kann China seine im Südwesten des Landes gelegene Provinz Kunming mit dem Norden Thailands verbinden. Durch die Fernstraße verkürzen sich die Reisezeiten zwischen China und den Häfen im Süden von Thailand sowie in die Greater Mekong Subregion (GMS) erheblich. Die GMS umfasst den Wirtschaftsraum der sechs Anrainerstaaten des Mekongs von den südlichen Provinzen Chinas über Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha bis nach Vietnam mit ungefähr 300 Millionen Einwohnern. Seit der Fertigstellung des Teilstücks durch Laos hat sich das Handelsvolumen auf diesem Nord-Süd-Wirtschaftskorridor annähernd verdoppelt.

Finanziert wurde das Vorhaben von der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB), China und Thailand. Die ADB fördert seit ihrer Gründung Anfang der 1960er Jahre die Integration und regionale Zusammenarbeit in Asien und dem Pazifikraum. Als klassische Entwicklungsbank vergibt sie Kredite und Zuschüsse an ihre regionalen Mitgliedsländer, beispielsweise zum Bau von Straßen und Eisenbahnlinien, Kraftwerken, Brücken und Grenzübergängen. Deutschland ist ebenfalls Mitglied bei der Bank, weshalb sich auch deutsche Unternehmen auf Ausschreibungen der ADB bewerben können.

Konnektivität als Teil regionaler Zusammenarbeit und Integration

In der ADB-Strategie 2030 ist regionale Zusammenarbeit und Integration eine von sieben handlungsleitenden Prioritäten. Die Bank begreift regionale Zusammenarbeit und Integration als einen Prozess, durch den die nationalen Volkswirtschaften regional stärker miteinander verbunden werden. Sie erwartet, dass ihre Mitgliedsländer durch eine verbesserte Konnektivität insgesamt wettbewerbsfähiger werden. Welche Maßnahmen die ADB hierfür ergreift, stellt sie in ihrem Aktionsplan Fostering Regional Cooperation and Integration 2019-2024 dar. Die Bank investiert vor allem in Projekte, welche die Verkehrs- und Energiekonnektivität zwischen den Ländern ausbauen sowie Handels- und Investitionserleichterungen fördern. Aufgrund der Corona-Krise sagte die Bank im vergangenen Jahr Rekordsummen für die Stabilisierung der Wirtschaft zu. Welche Auswirkungen das auf die Finanzierung von Konnektivitätsprojekten in der Region hat, ist noch nicht abzusehen. Die asiatische Wirtschaft erholt sich jedoch schneller als die anderer Weltregionen und sollte schnell auf ihren ursprünglichen Wachstumspfad zurückkehren. Dadurch kann die ADB dann wieder mehr Geld in den Ausbau der Infrastruktur investieren.

Ein Treiber des asiatischen Wirtschaftswachstums und Motor für neue Konnektivitätsinitiativen dürfte die Ende 2020 entstandene weltgrößte Freihandelszone, Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), sein. Um den freien Warenaustausch in der asiatisch-pazifischen Region weiter zu fördern und auszubauen, braucht es Investitionen in Straßen, Schienen und Häfen. Weitere Investitionen müssen darüber hinaus in eine einheitliche Zollabwicklung sowie in die Anerkennung von gemeinsamen Standards, Ursprungsregeln und Zertifizierungen fließen.

ADB koordiniert Aktivitäten in vier sub-regionalen Programmen

Um die Integration und regionale Zusammenarbeit im asiatisch-pazifischen Raum besser zu fördern, koordiniert die Bank Konnektivitätsinitiativen im Rahmen von vier sub-regionalen Programmen. Wenn sie entsprechende grenzüberschreitende Projekte plant und finanziert, kann sie so die Prioritäten einzelner Länder sowie geografische und geostrategische Gegebenheiten besser berücksichtigen.

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Für das zentralasiatische Programm CAREC (Central Asia Regional Economic Cooperation) hat die ADB beispielsweise im August 2021 ein Darlehen in Höhe von 235 Millionen US-Dollar (US$) für den weiteren Ausbau der Nationalstraße N55 in Pakistan bewilligt. Die Erweiterung des 222 Kilometer langen Abschnitts von Shikarpur nach Rajanpur verbindet die Häfen von Karatschi und Gwardar im Süden Pakistans mit den Wirtschaftszentren im Norden des Landes. Der Norden Pakistans grenzt an China und Tadschikistan. Letztere erhalten damit ebenfalls einen besseren Zugang zu den pakistanischen Häfen. ADB-Verkehrsexpertin Rika Idei sagt: „Das Projekt wird den regionalen Waren- und Personenverkehr erleichtern und die wirtschaftliche Erholung Pakistans nach COVID-19 unterstützen."

Chinesische Anbieter erhalten die meisten Aufträge

Doch haben deutsche Anbieter bei diesen Projekten überhaupt Chancen? In den Jahren 2016 bis 2020 hat die Bank den Einkauf von Bau-, Liefer- und Dienstleistungen im Wert von knapp 74 Milliarden US$ finanziert. Ausgeschrieben haben die Leistungen die Durchführungsorganisationen in den Mitgliedsländern, beispielsweise Transport- oder Energieministerien. In den letzten fünf Jahren haben chinesische Anbieter mit 18 Milliarden US$ knapp ein Viertel aller Aufträge gewonnen. Deutsche Firmen rangieren mit einem Anteil von 2,2 Milliarden US$ auf Platz sieben und liegen damit deutlicher besser als beispielsweise bei der Afrikanischen Entwicklungsbank. Deutsche Anbieter profitieren bei der ADB hauptsächlich von Ausschreibungen im Bereich der Wasserver- und Abwasserentsorgung wie beispielsweise der Hoch- und Tiefbauer Ludwig Pfeiffer.

Top 10-Auftragsvergabe der ADB von 2016 bis 2020 nach Ländern

Land des Bieters

Auftragsvolumen in

Milliarden US-Dollar

Anteil am Gesamt-Auftragsvolumen

in Prozent

1.

China

18,2

24

2.

Indien

12,5

17

3.

Bangladesch

3,5

4,7

4.

Südkorea

2,7

3,6

5.

Pakistan

2,3

3,1

6.

USA

2,3

3,1

7.

Deutschland

2,2

2,9

8.

Indonesien

2,1

2,8

9.

Japan

2,1

2,8

10

Philippinen

2,1

2,8

...

Gesamt

73,8

100

Quelle: ADB 2021

Zum Thema globale Konnektivität informiert Germany Trade & Invest (GTAI) auf einer Sonderseite. Außerdem bietet GTAI aktuelle Projekt- und Ausschreibungsmeldungen der Asiatischen Entwicklungsbank.

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