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Wirtschaftsumfeld | Asien | Wettbewerbsfähigkeit

Asien punktet beim IMD World Competitiveness Ranking 2021

Noch schlägt Europa die Region Asien bei der Wettbewerbsfähigkeit. Doch Singapur, die Sonderverwaltungsregion Hongkong, Taiwan und China sind auf dem Sprung.

Von Christiane Süßel | Bonn

Volkswirtschaften können groß sein und wirtschaftlich enorm wachsen, aber zugleich wenig effizient agieren. Um keine Reibungsverluste zu erleiden, müssen Staaten nicht nur wirtschaftlich gut aufgestellt sein, sondern auch ein funktionierendes Regierungssystem haben, den Unternehmen ein förderliches Umfeld bieten und mit ihrer Infrastruktur punkten.

Kleine europäische Länder liegen im Ranking vorn

Bereits seit 33 Jahren bewerten die Forscher der Schweizer Business-Schule IMD jährlich mehr als 60 Staaten in den vier Kategorien Economic Performance, Government Efficiency, Business Efficiency und Infrastructure. Mithilfe der Auswertung von Daten und Managerbefragungen messen die Experten so den Grad der Effizienz von Volkswirtschaften.

Im neuesten IMD World Competitiveness Ranking 2021 lässt Europa scheinbar alle anderen Kontinente hinter sich. Unter den zehn effizientesten Nationen finden sich angeführt von der Schweiz vor allem kleinere europäische Volkswirtschaften wie Schweden (Rang 2), Dänemark (3), die Niederlande (4) und Norwegen (6). Weit vorne rangieren zudem Finnland (11), Luxemburg (12), Irland (13) und Österreich (19). Deutschland landet auf Platz 15 und Großbritannien auf Rang 18.

Erfolgreicher Kampf gegen Corona mit sozialem Zusammenhalt und Finanzpuffern

Investitionen in Innovationen und in Digitalisierung, aber auch Sozialhilfeleistungen und ein guter Führungsstil tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in diesen Ländern bei. Dieses Zusammenspiel bewirkte, dass die europäischen Staaten die Pandemie besser überstanden haben als andere. Aber auch Länder, die dank fortgeschrittener Digitalisierung problemlos Homeoffice ermöglichen konnten, stachen positiv hervor.

Volkswirtschaften, die vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie einen wirtschaftlichen Puffer angelegt hatten, navigierten zudem besser durch die Krise, trotz hoher Infektionsfälle. Arturo Bris, Direktor des IMD World Competitiveness Center, lobte hierbei die Schweiz. Indem sie eine disziplinierte Finanzstrategie verfolgte und nicht zu viel ausgab, habe sie ihr zukünftiges Wirtschaftswachstum nicht gefährdet, auch wenn der Alpenstaat das Virus nur langsam in den Griff bekam.

Für die Schweiz sprechen dabei gute Bewertungen bei den Punkten öffentliche Finanzen, institutionelle Rahmenbedingungen, aber auch ein gutes Abschneiden bei der wissenschaftlichen Infrastruktur, Gesundheit und Umwelt sowie Ausbildung. Insgesamt zähle, dass die Coronakrise vorübergehender Natur sei, kommentierte Bris.

Zur Wettbewerbsfähigkeit tragen im Wesentlichen langfristig ausgelegte Faktoren bei.

Asien holt dank Hongkong und Taiwan auf

Interessant ist trotz europäischer Dominanz der Blick nach Osten. Dort positionieren sich vor allem kleinere Staaten weit vorne. So verlor Singapur 2021 zwar seine Spitzenposition und fiel auf Rang fünf zurück, ist aber weiterhin die effizienteste Volkswirtschaft in Asien. Die absteigende Sonderverwaltungsregion Hongkong und der Aufsteiger Taiwan belegen die Plätze sieben und acht.

Bris hält ihnen zugute, dass an beiden Standorten politische Leitlinien schnell umsetzbar sind. Beide fördern Technologie und humanes Kapital. Anders als der große Nachbar China kultivieren Taiwan und Hongkong das kapitalistische Modell mit freiem Unternehmertum, Privatbesitz und nur geringen staatlichen Eingriffen.

Platzierung ausgewählter Volkswirtschaften im IMD World Competitiveness Ranking 2021

Volkswirtschaft

2020

2021

Singapur

1

5

Hongkong, SVR

5

7

Taiwan

11

8

China

20

16

Südkorea

23

23

Malaysia

27

25

Thailand

29

28

Japan

34

31

Indonesien

40

37

Indien

43

43

Philippinen

45

52

Quelle: IMD

China ist mit seinem dritten Weg erfolgreich

Asiens größte Volkswirtschaft, China, hat hingegen ein einzigartiges Ökosystem für Unternehmen geschaffen, das einerseits von proaktiven Eingriffen des Staates geprägt ist, zugleich aber Unternehmertum und Wettbewerb fördert. Das Reich der Mitte hat sich von Platz 20 im Vorjahr auf Rang 16 nach vorne geschoben. Die Volksrepublik hat nicht nur die Verbreitung des Virus erfolgreich eingedämmt, sondern auch dank einer lockeren Haushalts- und Geldpolitik wirtschaftliche Aktivitäten angestoßen. Als Folge expandierte die Wirtschaft trotz Corona und das Land landete beim Kriterium inländische Wirtschaft weltweit auf Platz eins.

Für China sprechen die große Bevölkerung und der mächtige inländische Markt.

Mehr als die Hälfte der von den IMD-Forschern befragten Managern lobten die Dynamik der Wirtschaft als Stärke. In der Kategorie Economic Performance rangiert China damit weltweit auf Rang vier.

Während die Punkte internationale Investments, Beschäftigung, Arbeitsmarkt sowie technologische und wissenschaftliche Infrastruktur weitere Aushängeschilder sind, liegt das Land bei den institutionellen sowie gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, der Unternehmensgesetzgebung und den Punkten Gesundheit und Umwelt hingegen nur im Mittelfeld. Damit reicht es in den Kategorien Business Efficiency und Infrastructure nur für Platz 17 und 18. Ein schlechteres Zeugnis stellt IMD der Volksrepublik beim Punkt Government Efficiency aus. Hier bremst Rang 27 das Allgemeinranking.

Dreieck aus Staat, Unternehmen und Bevölkerung schlägt andere asiatische Staaten

Bris beobachtet in China mit seinem staatlich dirigierten Kapitalismus ein Dreieck aus Staat, Unternehmen und der Öffentlichkeit. So sichere die Regierung den Unternehmen bisweilen mit Lizenzen, Finanzmitteln und Subventionen Monopole innerhalb eines Segments, die der Staat dann dominiert. Sobald sich ein Bereich etabliert hat, wird Wettbewerb zugelassen. Unternehmen bedienen dann die Kunden mit Dienstleistungen. Diese stützen wiederum den Staat.

Das Modell ist so erfolgreich, dass China andere Ökonomien des Kontinents hinter sich lässt. So landete etwa Südkorea auf Platz 23, vor Malaysia (25) und Thailand (28). Selbst Japan, die zweitgrößte asiatische Volkswirtschaft, ist nur auf Platz 31 zu finden. Guten Bewertungen bei Beschäftigung, der Wissenschaftsinfrastruktur sowie bei Gesundheit und Umwelt stehen die hintersten Plätze bei den Aspekten öffentliche Finanzen, Produktivität und Managementpraktiken gegenüber. Im hinteren Feld sind Indien (43) und die Philippinen (52) fast abgeschlagen. Hier mangelt es insbesondere an einer guten Infrastruktur.

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