Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Autralien | Medizintechnik

Lokale Branchenstruktur

Die lokale Nachfrage wird zum Großteil durch Importe bedient. Dennoch florieren zahlreiche lokale Hersteller. Dabei konzentrieren sich heimische Unternehmen auf Nischenmärkte.

Von Heiko Stumpf | Sydney

USA sind wichtigstes Lieferland

Im Bereich der Medizintechnik ist Australien im hohen Maße importabhängig. Rund 70 Prozent des lokalen Bedarfs wird durch Einfuhren gedeckt. Mit Abstand wichtigstes Lieferland sind die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von etwa 30 Prozent. Weitere wichtige Partner sind China, Deutschland, Mexiko und die Schweiz.

Seine Stärken kann Deutschland insbesondere bei den bildgebenden Verfahren so wie im Dentalbereich ausspielen. Bei den Röntgengeräten kam Deutschland im Jahr 2021 beispielsweise auf einen hohen Einfuhranteil von 24,7 Prozent, hinter den USA mit 26,9 Prozent. Im Bereich der zahnmedizinischen Instrumente war Deutschland 2021 mit einem Anteil von rund 29 Prozent sogar das größte Zulieferland (vor den USA und der Schweiz).

Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Australien (in Millionen US-Dollar)

SITC

Produktgruppe

2020

2021

davon aus Deutschland (2021)

774.1

Elektrodiagnoseapparate und -geräte

400,1

420,3

36,2

774.2

Röntgenapparate etc.

319,7

413,3

102,0

741.83

Sterilisierapparate

19,3

20,2

5,0

785.31

Rollstühle

77,2

73,3

2,8

872.1

Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

117,3

155,6

45,1

872.21

Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

410,0

516,6

14,7

872.25

Ophthalmologische Instrumente

88,7

106,2

9,9

872.29

Andere Instrumente, Apparate und Geräte

1.348

1.544

107,5

872.3

Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

567,7

581,9

18,9

872.4

Medizinmöbel etc.

144,3

134,4

11,0

899.6

Orthopädietechnik, Prothesen etc.

1.398

1.635

114,9

Summe

4.322

5.600

467,9

Quelle: UN Comtrade

Lokale Medizintechnikproduktion befindet sich auf Wachstumskurs

Trotz der hohen Importquote verfügt Australien auch über nennenswerte eigene Kompetenzen. Mit mehreren namhaften lokalen Herstellern ist die Medizintechnik ein Aushängeschild des verarbeitenden Gewerbes. Im Finanzjahr 2021/2022 dürften die australischen Medizintechnikhersteller einen Umsatz von umgerechnet rund 3,9 Milliarden US$ erzielt haben. Auf Basis der Landeswährung erwartet das Marktforschungsinstitut Ibis World bis 2026/2027 eine jährliche durchschnittliche Wachstumsrate von nominal etwa 5,1 Prozent.

Dominiert wird der Markt durch die großen Hersteller Resmed und Cochlear. Auf den Umsatz bezogen steuern die beiden Unternehmen rund 60 Prozent zur lokalen Fertigung bei. Das in Australien gegründete Unternehmen Resmed ist auf Behandlungen für Schlafapnoe und Atemwegserkrankungen spezialisiert. Mittlerweile hat Resmed seinen Hauptsitz in das kalifornische San Diego verlegt, ist aber weiterhin mit einer starken Präsenz am Standort Sydney vertreten. Zu Beginn der Covid-19 Pandemie trug Resmed entscheidend zur lokalen Versorgung mit Beatmungsgeräten bei.

Cochlear wiederum ist ein weltweit führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen. Im Mai 2022 verkündete das Unternehmen einen weiteren Beschäftigungsaufbau mit mehr als 170 neuen Arbeitsplätzen am Stammsitz Macquarie Park in Sydney. Ein weiteres bekanntes australisches Medizintechnikunternehmen ist der auf persönliche Schutzausrüstungen spezialisierte Hersteller Ansell. Die Aktivitäten in Australien beschränken sich jedoch auf den Verwaltungssitz in Melbourne, während sich die Produktionsstätten auf Länder wie Malaysia, Thailand, Indien oder China verteilen.

 

Führende Branchenunternehmen in Australien (Umsatz in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Unternehmen

Umsatz (2020-2021) 2)

Veränderung (2019-20/2020-21)

ResMed Holdings Pty Limited

1.506

6,7

Cochlear Limited

591,5

1,6

Baxter Healthcare Pty Limited 1)

233,8

16,3

1) Umsatz im Kalenderjahr 2021; 2) Finanzjahr 1. Juli bis 30. JuniQuelle: IBIS World

Neben diesen Branchengrößen ist die Struktur der in Australien gegründeten Betriebe durch kleine Unternehmen und Start-ups geprägt. Nach Daten des nationalen Statistikamtes generieren 95 Prozent der lokalen Unternehmen einen Jahresumsatz von weniger als 5 Millionen australischen Dollar ($A, entspricht rund 3,8 Millionen US$). In der Regel konzentrieren sich die kleineren Hersteller auf bestimmte Nischen mit nur ein bis zwei Produktlinien. Viele dieser spezialisierten Anbieter sind auf den Weltmärkten erfolgreich, die Exportquote der Branche liegt bei insgesamt knapp 34 Prozent.

Internationale Medizintechnikhersteller sind in Australien in erster Linie durch Vertriebs- und Servicegesellschaften vertreten. Nur wenige Unternehmen wie Baxter Healthcare, Cook Medical oder Becton Dickson verfügen über größere Fertigungskapazitäten in Downunder. Von deutscher Seite sind beispielsweise Fresenius Medicalcare und B. Braun mit kleineren Produktionsstätten aktiv. Beide Unternehmen betreiben in Australien ein eigenes Netz von Dialysezentren, welche mit lokal gefertigten Produkten versorgt werden. Mit einer Anfang 2022 in Sydney eröffneten Anlage kann Fresenius beispielsweise pro Jahr rund 2,4 Millionen Beutel mit Dialyseflüssigkeit produzieren.

Regierung stellt Fördermittel bereit

Zur Förderung der Medizintechnikindustrie stellt die nationale Regierung in Canberra eine Reihe von Fördermitteln bereit. So ist die Gesundheitswirtschaft eine von insgesamt sechs Schwerpunktindustrien im Rahmen der Modern Manufacturing Initiative. Das umgerechnet mit rund 1 Milliarde US$ dotierte Programm stellt finanzielle Zuschüsse für die Modernisierung und Erweiterung von Produktionsstätten bereit. Eine erste Vergaberunde wurde bereits abgeschlossen, weitere Förderfenster sollen folgen.

Die im Mai 2022 ins Amt gewählte Labor-Regierung des neuen Premierministers Anthony Albanese will die Medizintechnik zudem auch im Rahmen des geplanten National Reconstruction Fund fördern. Ziel ist eine breitangelegte Wiederbelebung des verarbeitenden Gewerbes, wofür insgesamt rund 11 Milliarden US$ bereitgestellt werden sollen.

Weitere Förderprogramme gibt es im Bereich der Forschung und Entwicklung. Zu den wichtigsten Geldtöpfen zählt der Medical Research Future Fund. Weitere Mittel stellt der National Health and Research Council (NHMRC) zur Verfügung. In den vergangenen fünf Jahren flossen über diese Instrumente umgerechnet über 4 Milliarden US$ in die medizinische Forschung.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.