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Branchen | Bangladesch | Wasserwirtschaft

Zahlreiche Projekte im Wassersektor geplant

Bangladesch muss dringend neue Trinkwasseraufbereitungsanlagen und Klärwerke bauen. Doch viele Projekte verzögern sich, und Kostenüberschreitungen sind die Regel.

Von Boris Alex | New Delhi

Die Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung stellen Bangladesch vor wachsende Herausforderungen. Immer mehr Menschen zieht es in die Ballungszentren, und der Druck auf die Infrastruktur wächst. Zwischen 2010 und 2020 ist der Anteil der Einwohner mit Zugang zu sicherem Trinkwasser nur um vier Prozentpunkte auf 59 Prozent gestiegen, so eine Studie der Vereinten Nationen (UN). Beim Zugang zu sicheren sanitären Einrichtungen hat sich der Anteil in dem Zeitraum um 11 Punkte auf 39 Prozent erhöht. Bei der Wasserentsorgung ist der Engpass noch deutlicher: Gerade einmal 16 Prozent des Haushaltsabwassers werden behandelt. Damit liegt Bangladesch im regionalen Vergleich hinter Indien mit 27 Prozent und Nepal mit 37 Prozent, so die UN-Daten.

Der Nachholbedarf in Bangladeschs Wassersektor ist riesig. Die Regierung hat das Problem erkannt und will die Versorgung und die Abwasserbehandlung in den nächsten Jahren weiter verbessern. Ein Beispiel: Gerade einmal ein Viertel der Haushalte verfügt über einen eigenen Wasseranschluss. In den Städten sind es immerhin 40 Prozent, auf dem Land hingegen nur 4 Prozent, so die Daten des Bangladesh Integrated Household Survey aus dem Jahr 2020. Der Großteil versorgt sich über eigene oder gemeinschaftliche Brunnen. In ihrem 8. Fünfjahresplan hat sich die Regierung daher zum Ziel gesetzt, bis Mitte 2025 alle städtischen Haushalte mit einem Wasseranschluss auszustatten. Auch soll der Wasserverlust im Leitungssystem weiter verringert werden. In der Hauptstadt Dhaka konnte dieser seit 2015 auf 20 Prozent halbiert werden.

Jährlich Investitionen von 4 Milliarden US-Dollar benötigt

Bangladeschs Regierung richtet ihre Wasserpolitik stark an den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) der UN aus. Diese sehen unter anderem den Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen für die ganze Bevölkerung und eine umweltgerechte Aufbereitung von Haushalts- und Industrieabwässern vor. Um diese Ziele zu erreichen, müssten bis 2040 jedes Jahr mindestens 4 Milliarden US-Dollar (US$) in den Wassersektor fließen, so eine Analyse von PricewaterhouseCoopers (PwC). Allerdings kann die öffentliche Hand die Investitionen nicht alleine stemmen. Die Finanzierungslücke von 40 Prozent könne nur durch eine stärkere Beteiligung des Privatsektors geschlossen werden, so die Unternehmensberatung weiter.

Doch dieser zeigt bislang wenig Interesse an einem Engagement. Dies liegt vor allem an den niedrigen Wasserpreisen für die Verbraucher auf der einen und den hohen Kapitalkosten auf der anderen Seite. So wurde beispielsweise in Dhaka der Preis für eine Verbrauchseinheit von 1.000 Litern seit 2009 zwar jährlich angehoben. Dennoch lag er im Mai 2021 für private Haushalte nur bei 0,18 US$ und für die Industrie bei 0,50 US$. Damit kann der Versorger Dhaka Water and Sewerage Authority (DWASA) nicht einmal die laufenden Betriebskosten decken, so die Einschätzung von PwC.

Mehrere Aufbereitungsanlagen geplant

Die Finanzierungsprobleme führen häufig zu Verzögerungen und Kostenüberschreitungen bei den Projekten. Von den sechs Vorhaben zur Verbesserung der Wasserver- und Abwasserentsorgung in Dhaka hinken fünf ihren Zeitplänen mehrere Jahre hinterher, so eine Analyse der Tageszeitung Dhaka Tribune. Ein Beispiel hierfür ist die dritte Ausbaustufe der Aufbereitungsanlage in Saidabad im Süden der Hauptstadt. Dort sollten eigentlich ab Mitte 2021 täglich bis zu 450 Millionen Liter Oberflächen- zu Trinkwasser aufbereitet werden. Allerdings dürfte die Anlage erst 2025 fertiggestellt sein. Die Kosten für das Projekt liegen mit 890 Millionen US$ mehr als 50 Prozent über der ursprünglichen Kalkulation.

Der Versorger DWASA will im Rahmen seines Investitionsprogramms "Dhaka Environmentally Sustainable Water Supply Project" bis 2030 fünf Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser aus Oberflächenwasser bauen. Im Osten der Hauptstadt befindet sich die Gandharbpur Water Treatment Plant im Bau. Ab 2024 sollen dort täglich 500.000 Kubikmeter Wasser aus dem Fluss Meghna aufbereitet und 4,3 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt werden. Die Kosten für die Anlage belaufen sich auf knapp 1 Milliarde US$. Mit der dritten Ausbaustufe der Sayedabad Water Treatment Plant im Süden Dhakas soll sich die Kapazität der Anlage ab 2023 auf 900.000 Kubikmeter pro Tag verdoppeln. Die Kosten für das Projekt liegen bei 545 Millionen US$.

Grundwasserspiegel in Dhaka sinkt

Mit der verstärkten Aufbereitung von Oberflächenwasser soll verhindert werden, dass sich der Grundwasserspiegel weiter absenkt. Die 20 Millionen Einwohner Dhakas verbrauchen jeden Tag schätzungsweise 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser - davon werden 78 Prozent aus den Grundwasserreserven abgepumpt. Bis 2030 soll der Wasserverbrauch auf 4 Millionen Kubikmeter täglich ansteigen und das Problem weiter verschärfen. Experten zufolge müsste die Stadt mindestens 80 Prozent ihres Bedarfs aus Oberflächenwasser decken, damit sich die Grundwasserreservoirs wieder erholen können.

Auch bei der Abwasserbehandlung sind umfangreiche Maßnahmen nötig, da die Kapazitäten der Klärwerke in den Städten bei Weitem nicht ausreichen. Allein die Hauptstadt produziert jeden Tag fast 1,8 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser, von dem aber nur 20 Prozent behandelt werden können. Der Rest geht ungeklärt in die Gewässer, Kanäle und Reservoirs. Bis 2030 will Dhaka fünf Klärwerke bauen. Die Dasherkandi Sewage Treatment Plant dürfte 2022 den Betrieb aufnehmen. Die Anlage hat eine Kapazität von 500.000 Kubikmetern pro Tag und kostet rund 400 Millionen US$. Die Finanzierung erfolgte über die China Exim-Bank.

Weitere vier Kläranlagen befinden sich in unterschiedlichen Planungsstadien. Für die Uttara Sewage Treatment Plant im Norden Dhakas wurde bereits eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Kosten für das Projekt mit einer Kapazität von 500.000 Kubikmetern belaufen sich auf 500 Millionen US$.

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