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Branchen | Belgien | Schiffsverkehr, Häfen

Belgische Häfen Antwerpen und Zeebrugge bereiten Fusion vor

Die neue Betreibergesellschaft wird beim Container- und Fahrzeugumschlag europaweit führend sein. Im Fokus künftiger Investitionen stehen Digitalisierung und grüner Wasserstoff.

Von Torsten Pauly | Berlin

Im 1. Halbjahr 2022 sollen die Häfen Antwerpen und Zeebrugge fusionieren und unter dem neuen Namen „Hafen Antwerpen-Brügge“ (Port of Antwerp-Bruges) agieren. An der neuen Gesellschaft werden die Städte Antwerpen mit 80,2 Prozent und Brügge mit 19,8 Prozent beteiligt sein.

Der neue Betreiber wird für Belgien insgesamt eine sehr große Bedeutung haben. Auf beiden Hafenarealen sind insgesamt 1.300 Unternehmen angesiedelt. Diese haben 2019 mit 73.000 Beschäftigten 4,5 Prozent des belgischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaftet.

Zusammenschluss ermöglicht Synergien

Beide Häfen ergänzen sich sehr gut. Antwerpen ist einer der größten europäischen Häfen für Flüssiggut, insbesondere für Chemikalien, aber auch bei Containern, Schütt- und Stückgut sehr gut aufgestellt. Zeebrugge ist ein führender europäischer Hafen für RoRo-Fähren und Kreuzfahrtschiffe und hat ein sehr hohes Flüssiggasaufkommen. Nach der Fusion sollen die Bahn- und Pipelineverbindungen zwischen Antwerpen und Zeebrugge ausgebaut werden. Auch das Transportaufkommen der Binnenschifffahrt soll zwischen den beiden Häfen deutlich ansteigen.

Hafenaufkommen in Antwerpen und Zeebrugge (2020)

Segment

Antwerpen

Zeebrugge

Antwerpen und Zeebrugge

Gesamtumschlag (in Mio. t), darunter

231

47

278

  Container

139

18

157

  Flüssiggut

69

13

82

  Schüttgut

12

2

14

  Stückgut

7

1

8

neue Fahrzeuge (Anzahl)

769.625

2.191.299

2.960.924

Kreuzfahrtpassagiere (Anzahl 2019)

147.400

715.100

862.500

Quelle: Hafengesellschaften Antwerpen, Zeebrugge 2021

Ziel ist führende Rolle bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Der neue Hafen Antwerpen-Brügge will zur Weltspitze bei der digitalen Vernetzung von Produktions- und Logistikprozessen werden. Bereits heute ist das Gebiet in Antwerpen eines der bedeutendsten europäischen Testareale für Industrie 4.0. Dies lockt viele Start-ups an, darunter auch solche, die auf die Anwendung künstlicher Intelligenz setzen.

Zudem wollen Antwerpen und Zeebrugge Zentren der boomenden grünen Wasserstofftechnologie werden. In Zeebrugge wird bereits bis 2023 eine Elektrolyseanlage mit einer Leistung von 25 Megawatt errichtet. Diese soll vor allem Strom aus belgischen Nordsee-Windparks beziehen. Darüber hinaus sollen in beiden Häfen große Terminals für den Import und die Nutzung von flüssigem Wasserstoff entstehen. Große Investitionen sind auch bei der Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff (Carbon Capture, Utilization and Storage) geplant.

Hafen Antwerpen ist seit 2000 in Europa am stärksten gewachsen

Bereits heute ist Antwerpen der zweitgrößte Hafen des Kontinents. Zwar ist der Umschlag 2020 pandemiebedingt um 3,1 Prozent zurückgegangen. Dennoch war der Güterumschlag in Antwerpen 2020 mit 231 Millionen Tonnen höher als in Hamburg (126 Millionen Tonnen) und Bremen (67 Millionen Tonnen) zusammen.

In den letzten Jahren hat der Hafen Antwerpen dank eines kontinuierlichen Ausbaus und der Anwerbung vieler Investoren stark expandiert. So war der Umschlag 2020 um 76 Prozent höher als 2000. Damit ist Antwerpen in den letzten 20 Jahren europaweit am dynamischsten gewachsen. Auf dem Hafenareal befindet sich auch das größte Chemiecluster des Kontinents.

Der Hafen Zeebrugge hat seinen Gesamtumschlag 2020 trotz der Pandemie um 3 Prozent auf 47 Millionen Tonnen gesteigert. Zwar gab es wegen der Coronakrise 26 Prozent weniger Verladungen von Neuwagen. Dies haben jedoch Anstiege beim Flüssiggas (+44 Prozent) und bei Containern (+10 Prozent) mehr als kompensiert.

In Zeebrugge gibt es sehr viele RoRo-Verbindungen zum Vereinigten Königreich. Der Brexit ist für deren Abwicklung eine große Herausforderung. Die ersten Monate nach dem britischen Austritt aus dem Binnenmarkt der Europäischen Union haben aber gezeigt, dass die belgischen Häfen hierauf sehr gut vorbereitet sind.

Hafen Gent ist schon seit 2018 Teil der Gruppe North Sea Port

Die Seehäfen im westflämischen Gent und in der südniederländischen Provinz Zeeland haben sich 2018 zu Betreibergesellschaft North Sea Port zusammengeschlossen. Diese vereint nun Tiefseeterminals an der Nordsee mit Anlagen im Hinterland, die sehr gut ans nordwesteuropäische Verkehrsnetz angebunden sind. An der Gruppe North Sea Port halten belgische und niederländische Eigner jeweils die Hälfte der Anteile.

Im Jahr 2020 ist der Gesamtumschlag von North Sea Port wegen der Coronakrise um 11,2 Prozent gesunken. Den größten Rückgang gab es beim Umschlag von Rohöl. Der Containervekehr ist dagegen gestiegen.

Auch North Sea Port setzt auf Wasserstoff, um dort angesiedelte große Produzenten wie ArcelorMittal, Dow Benelux oder Zeeland Refinery mit Energie zu versorgen. Bis 2030 will der dänische Investor Ørstad eine Wasserstoffanlage mit einer Kapazität von 1 Gigawatt errichten. Ein Pipelinenetz von 45 Kilometern Länge soll die Abnehmer in Gent und Zeeland an die Versorgung anbinden.

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