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Belgischer Markt für Gewerbeimmobilien kommt langsam in Schwung
Die belgischen Mieten für Büros und Geschäfte sind zuletzt stabil geblieben. Allerdings haben die Kaufpreise für Wohnraum stark angezogen.
27.04.2022
Von Torsten Pauly | Berlin
Der belgische Einzelhandel hat seit 2020 stark unter der Coronapandemie gelitten. Die Geschäfte mussten teilweise schließen und konnten ansonsten nur unter strengen Einschränkungen öffnen. Dies hat sich auch auf den Immobilienmarkt ausgewirkt. Es gab nur wenig Neuvermietungen. Das Preisniveau blieb jedoch relativ stabil. So beziffern die Analysten von Cushman & Wakefield die durchschnittliche Jahresmiete für Geschäfte in Top-Einkaufsstraßen für das erste Quartal 2022 auf 1.550 Euro je Quadratmeter. Für Einkaufszentren ist das Niveau mit 1.150 Euro geringer. Diese Mieten haben sich seit 2020 kaum geändert und dies soll auch im weiteren Verlauf von 2022 so bleiben.
Aufhebung der Coronabeschränkungen belebt die Nachfrage
Auch Büromieten sind seit Anfang 2020 im Wesentlichen gleich geblieben. Da zur Pandemiebekämpfung eine Home-Office-Pflicht eingeführt wurde, gab es auch hier kaum Nachfrage nach Neuvermietungen. Allerdings ist Brüssel nach wie vor erheblich teurer als andere belgische Großstädte. So waren die Mieten in der Nähe der Institutionen der Europäischen Union laut Cushman & Wakefield Anfang 2022 etwa doppelt so teuer wie in Antwerpen, Gent oder Lüttich. Mit der Aufhebung der Home-Office-Pflicht rechnen die Analysten aber in den belgischen Zentren mit Nachfrage- und auch Mietsteigerungen bis Anfang 2023.
Antwerpen | 165 |
Brüssel-Innenstadt | 260 |
Brüssel-Leopold (Europaviertel) | 320 |
Brüssel-Midi (Süden) | 195 |
Charleroi | 145 |
Gent | 165 |
Löwen | 150 |
Lüttich | 160 |
Die Industriekonjunktur hat dagegen bereits 2021 wieder merklich angezogen - mit der Folge, dass auch die Mieten für Logistik- und Industriehallen in den letzten zwölf Monaten leicht gestiegen sind. Auch hier ist der Großraum Brüssel am teuersten. Allerdings waren die Unterschiede zu den übrigen Landesteilen im ersten Quartal 2022 laut Cushman & Wakefield weniger ausgeprägt als im Bürosegment. Bis 2023 ist tendenziell eher mit weiter steigenden Gewerbemieten zu rechnen.
Region | Logistik | (Leicht-)Industrie |
---|---|---|
Großraum Brüssel *) | 60 | 63 |
Übriges Flandern | 51 | 60 |
Übriges Wallonien | 45 | 52 |
Die eigenen vier Wände sind teuer
Stark verteuert haben sich in den letzten Jahren Wohnimmobilien. So kostete ein Einfamilienhaus 2021 im Schnitt 23,8 Prozent mehr als noch 2017. Die Preise für Wohnungen haben im selben Zeitraum sogar um 28,8 Prozent angezogen.
Allerdings gibt es ein ausgeprägtes regionales Preisgefälle, wobei Brüssel auch hier am teuersten ist. Dort mussten Eigenheimerwerber 2021 im Mittel 62 Prozent mehr als in Flandern und fast zweieinhalbmal so viel wie in Wallonien (248 Prozent) bezahlen. Bei Wohnungen ist die Preisspanne geringer. Diese kosteten 2021 in Brüssel 9 Prozent mehr als in Flandern und 46 Prozent mehr als in Wallonien.
Region | Einfamilienhäuser | Wohnungen |
---|---|---|
Belgien insgesamt | 260.000 | 219.000 |
Hauptstadtregion Brüssel | 471.000 | 240.000 |
Flandern, darunter | 290.000 | 220.000 |
Antwerpen | 309.000 | 210.000 |
Gent | 333.000 | 275.000 |
Wallonien, darunter | 190.000 | 165.000 |
Charleroi | 132.000 | 100.000 |
Lüttich | 168.000 | 149.000 |