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Branchenbericht Bolivien Windenergie
Bonn (GTAI) - Bolivien möchte zum regionalen Stromexporteur werden. Dafür sind zahleiche Projekte geplant, vor allem in den Bereichen Wasserkraft, Geothermie und dem Übertragungsnetz.
27.06.2019
Bolivien hat ambitionierte Pläne zur Erhöhung der Stromproduktion, um zum regionalen Stromexporteur aufzusteigen. Im Jahr 2017 lag die installierte Kapazität noch bei 2.300 Megawatt. Bis zum Jahr 2025 soll diese auf insgesamt 13.400 Megawatt ausgebaut werden. Dabei stellen vor allem die energiehungrigen Nachbarländer Brasilien und Argentinien potenzielle Abnehmer dar. Zudem soll die Stromversorgung in den ländlichen Gebieten verbessert werden. Ebenfalls bis zum Jahr 2025 soll sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum eine flächendeckende Stromversorgung garantiert sein. Hierfür ist neben der Erhöhung der Stromproduktion ein Ausbau der Übertragungsnetze notwendig.
Mitte 2019 beruht die Energieversorgung Boliviens stark auf der Nutzung von Erdgas, da die großen nationalen Gasvorkommen dies zu einem günstigen Energieträger machen. Mit 72 Prozent wird der größte Anteil des Stroms daraus produziert. Zweitwichtigste Energiequelle ist mit 25 Prozent die Wasserkraft. Erneuerbare Energien spielen mit circa 3 Prozent bislang eine untergeordnete Rolle. Diese sollen ausgebaut werden, da Bolivien sehr große Potenziale in den Bereichen Wind und Solar besitzt.
Der Weg hin zu einem starken Ausbau der Energieversorgung wird von staatlichen Investitionen angetrieben. So verkündete das Energieministerium (Ministerio de Energías), dass allein im Jahr 2019 eine Summe von 1 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau der Stromversorgung, die Lithiumförderung und die Nuklearforschung fließen sollen. Ein großer Teil davon soll direkt für den Ausbau des Übertragungsnetzes eingesetzt werden.
Boliviens Potenzial zur Nutzung von Wasserkraft ist enorm, aktuell werden die möglichen Kapazitäten auf 45.000 Megawatt geschätzt. Diese soll stärker genutzt werden und bis zum Jahr 2025 einen Anteil von 74 Prozent an der bolivianischen Stromerzeugung erreichen. Das staatliche Energieunternehmen ENDE (Empresa Nacional de Electricidad) gibt an, dass 16 neue Projekte im Bereich Wasserkraft geplant sind und sich aktuell drei im Bau befinden. Die Art der Projekte reicht von kleinen Wasserkraftwerken zur lokalen Versorgung, zum Beispiel das durch die Interamerikanische Entwicklungsbank geförderte Wasserkraftwerk in Incahuasi (18 Megawatt), bis hin zu Großkraftwerken für den Stromexport.
Von besonderer Bedeutung ist das Großprojekt des Wasserkraftwerks El Bala im Flusslauf des Bení mit Investitionskosten von circa 6 Milliarden US$. Aktuell befindet sich das Projekt in der Planungsphase, Sozial- und Umweltverträglichkeitsstudien werden durchgeführt. Ab 2025 soll es mit einer Kapazität von 3.300 Megawatt Strom für den Export nach Brasilien liefern. Aufgrund des hohen Flächenverbrauchs hat der Bau großer Wasserkraftwerke stets starke soziale und ökologische Implikationen, die bei der Planung stets zu beachten sind.
Um die Produktionskapazitäten der Erneuerbaren Energien zu erhöhen, plant Bolivien bis 2025 rund 877 Millionen US$ in Projekte im Bereich Fotovoltaik, Wind und Geothermie zu investieren. Die installierte Leistung an Erneuerbaren Energien, die in das nationale Versorgungssystem einfließt (autarke, selbstversorgende Gebiete nicht berücksichtigt), soll bis 2020 auf 411 Megawatt steigen. Zudem spielen Erneuerbare Energien eine wichtige Rolle bei der Stromversorgung der nicht an das nationale Versorgungsnetz angeschlossenen Gebiete.
Im Bereich Windkraft werden dieses Jahr durch den Bau von drei Windparks (Gesamtkapazität 108 Megawatt) erste Projekte umgesetzt. Gleichzeitig befindet sich der größte nationale Solarpark bei Oruro mit einer geplanten Leistung von 100 Megawatt im Bau. Im Vergleich zu anderen Ländern der Region (zum Beispiel Chile) sind die Bemühungen und Fortschritte im Bereich der Erneuerbaren Energien in Bolivien jedoch noch deutlich schwächer ausgeprägt.
Boliviens natürliches Potenzial im Bereich der Geothermie ist ebenfalls beachtlich. Seit Anfang des Jahres 2019 befindet sich das erste Geothermie-Pilotprojekt Laguna Colorada mit einem Investitionsvolumen von 613 Millionen US$ in der Planungsphase. Weitere Projekte sollen folgen, Studien über geeignete Regionen werden durchgeführt.
Die kurzfristigen Ziele und Projekte zum schnellen Übertragungsnetzausbau sind in einem Strategiepapier (0-R-218 Planes Estratégicos 2019-2021) von ENDE Transmisión formuliert. Von diesen Projekten wurden einige bereits begonnen, andere befinden sich in der Planungsphase. Insgesamt plant Bolivien sein Übertragungsnetz bis zum Jahr 2025 um 7.236 Kilometer zu erweitern. Dafür sind Stromnetze unterschiedlicher Spannungsebenen vorgesehen.
Damit Bolivien das Ziel, zum regionalen Stromexporteur aufzusteigen, umsetzen kann, müssen die Übertragungsnetze in die Nachbarländer ausgebaut werden. Vor allem Brasilien und Argentinien stehen im Fokus. Einen ersten Meilenstein stellt der Baubeginn des Übertragungsnetzes Juana Azurduy de Padilla nach Argentinien dar. Zudem schloss ENDE einen Vertrag mit dem brasilianischen Energieunternehmen Eletrobras und der Interamerikanischen Entwicklungsbank, um mögliche Übertragungsnetzmöglichkeiten zu analysieren und zu entwickeln.
Zudem arbeitet Bolivien zusammen mit den Ländern Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile daran, das Netz an grenzübergreifenden Übertragungsnetze zu verdichten und gemeinsame Rahmenbedingungen zu schaffen (Sistema de Interceonexión Eléctrica Andina). Durch die stärkere überregionale Integration der Netze soll ein gemeinsamer Energiemarkt zwischen den genannten Ländern entstehen.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Wasserkraftwerk El Bala | 6.000 | Sozial- und Umweltverträglichkeitsstudie; geplante Inbetriebnahme 2025 | Kapazität von 3.300 MW; Empresa Nacional de Electricidad |
Wasserkraftwerk Cachuela Esperanza | 2.465 | In Planung | Kapazität von 990 MW; Empresa Nacional de Electricidad |
Ausbau und Harmonisierung des Übertragungsnetzes zwischen Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile (SINEA) | 1.500 | Durchführbarkeitsprüfung | Beteilige Länder Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile; Ministerio de Hidrocarburos, www3.hidrocarburos.gob.bo/ |
Geothermiekraftwerk Laguna Colorada | 613 | In Planung; Fertigstellung 2023 | Kapazität von 100 MW; Pilotprojekt; Empresa Nacional de Electricidad |
3 Onshore Windparks in Departamento Santa Cruz | 582 (insgesamt) | Durchführbarkeitsprüfung | Gesamtkapazität von 108 MW; Region Santa Cruz; Empresa Nacional de Electricidad |
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
Weitere Informationen zu Bolivien können Sie unter http://www.gtai.de/bolivien abrufen; aktuelle geberfinanzierte Projekte finden Sie unter, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".