Branchen | Brasilien | Maschinenbau
Branchenstruktur
Brasiliens Maschinenbauer sind zuversichtlich und investieren insbesondere in moderne Technologien.
07.06.2022
Von Gloria Rose | São Paulo
Branchenumsatz erholt sich weiter
Der Maschinenbau trägt etwa 5 Prozent zur Bruttowertschöpfung der verarbeitenden Industrie Brasiliens bei. Dabei ist die Branchenabgrenzung jedoch nicht so eng gesetzt wie in Deutschland. Bei etwa 90 Prozent der rund 12.000 Betriebe handelt es sich um Klein- oder Kleinstunternehmen. Nur etwa 200 sind Großunternehmen wie die nationalen Hersteller WEG, Aeris Energy und Jacto oder Töchter multinationaler Unternehmen wie die der deutschen Maschinenbauer Thyssenkrupp und Stihl. Der Gesamtumsatz der Branche nimmt seit dem Konjunkturtief im Jahr 2017 kontinuierlich zu, liegt aber immer noch rund 25 Prozent unter dem Rekorddurchschnitt der Jahre 2010 bis 2013. Die Produktionskapazität war 2021 im Durchschnitt zu 79 Prozent ausgelastet. Allerdings gingen sowohl Kapazitätsauslastung als auch Auftragseingänge seit Mitte 2021 zurück.
Brasiliens Maschinenbauer blicken positiv in die Zukunft. Insbesondere die starke Nachfrage nach Agrarmaschinen, aber auch der Bedarf durch den wieder anziehenden Infrastrukturausbau sowie in Transport und Logistik animiert die Branche. Darüber hinaus setzen die brasilianischen Hersteller stärker auf Auslandsmärkte, traditionell insbesondere nach Lateinamerika und in die USA. Nun rücken europäische Märkte in den Fokus. Die brasilianischen Unternehmen versuchen sich in der Neuausrichtung der globalen Lieferketten gut zu positionieren. Nach Angaben des Branchenverbandes ABIMAQ stieg die Beschäftigung im vergangenen Jahr um 13,4 Prozent.
Jan-Feb 2022 1) | Veränderung Jan-Feb 2022/Jan-Feb 2021 | 2021 1) | Veränderung 2021/2020 | |
Branchenumsatz, insgesamt | 7.786 | -3,9 | 41.270 | 21,6 |
Umsatz am inländischen Markt | 6.184 | -6,1 | 31.185 | 25,3 |
Inländische Nachfrage | 10.316 | -4,1 | 57.313 | 14,8 |
Export 2) | 1.597 | 31,7 | 9.378 | 34,2 |
Import 2) | 3.760 | 19,0 | 21.161 | 23,4 |
Bereits in der Rezession von 2014 bis 2016 erschlossen einige Unternehmen neue Auslandsmärkte. Die drastische Abwertung des brasilianischen Real in der Coronakrise vergünstigte brasilianische Maschinen und verstärkte den Trend. Dennoch liegt das Exportvolumen der Branche immer noch nur halb so hoch wie der Wert aller importierten Maschinen und Ausrüstung. Deutschland ist nach China und den USA das drittwichtigste Lieferland, verliert jedoch Marktanteile, während das mit Abstand führende Zulieferland China stark an Bedeutung gewinnt.
Sparte | Anzahl der Unternehmen | Anzahl der Produktionsstandorte | Erlös aus der Produktion 2019 2) |
---|---|---|---|
Motoren, Pumpen, Kompressoren und Verbindungselemente | 330 | 525 | 5,25 |
Maschinen und Ausrüstung, allgemein (Klimatisierung, Transport- und Hebemaschinen) | 672 | 902 | 6,66 |
Traktoren und andere Agrarmaschinen | 305 | 419 | 7,03 |
Werkzeugmaschinen | 128 | 161 | 1,30 |
Bau- und Bergbaumaschinen | 105 | 141 | 5,66 |
Spezielle Industriemaschinen und -ausrüstung | 410 | 470 | 2,67 |
Insgesamt | 1.950 | 2.618 | 28,59 |
Maschinenbauer investieren wieder
Trotz der Erholung nach langer Rezession investierte der Sektor nur sehr verhalten. In der Coronakrise wendete sich das Blatt jedoch. Im Jahr 2021 wendeten die Hersteller etwa 2,7 Milliarden US-Dollar (US$) auf, fast 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Für 2022 planen Brasiliens Maschinenbauer Investitionen in Höhe von rund 3 Milliarden US$. Davon fließen fast 40 Prozent in die Modernisierung von Technologie, knapp 35 Prozent in den Ausbau der Produktionskapazität und 20 Prozent in die Erneuerung veralteter Maschinen. „Die aktuellen Veränderungen in der Welt rücken Brasilien nicht nur im Agrobereich und bei den Rohstoffen wieder in den Blickpunkt und ziehen Investitionen an. Die 320 VDMA-Mitglieder in Brasilien spüren dies", so Thomas Ulbrich, Leiter des VDMA-Verbindungsbüros in São Paulo
Große Hersteller von Agrarmaschinen kündigten in den vergangenen zwei Jahren besonders viele Investitionsprojekte an. Zudem mehren sich Projekte, die Industrie 4.0-Lösungen implementieren.
Unternehmen | Umsatz 2020 *) | Veränderung 2020/19 |
3.392 | 30,9 | |
448,5 | 51,3 | |
422,3 | 165,6 | |
385,6 | -0,9 | |
372 | 19,9 | |
258,6 | -1,8 | |
246,4 | 24,8 | |
204,1 | -0,9 | |
189 | 27,1 | |
168,6 | 4,5 |