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Marktorganisation
Brasiliens staatliche Förder- und Auktionsmodelle haben der Windkraft den Weg geebnet. Inzwischen entwickelt sich der freie Markt zum ersten Standbein.
10.01.2022
Von Johannes Dimas | Rio de Janeiro
Umsätze verschieben sich vom regulierten in den freien Strommarkt
Der brasilianische Stromsektor ist teilprivatisiert und weitgehend entflochten. Die Stromhandelskammer CCEE geht in ihrer jüngsten Lastprognose für die Jahre 2022 bis 2026 von einem durchschnittlichen Wachstum von 3,4 Prozent pro Jahr aus.
Im regulierten Markt konkurrieren die Erzeuger in öffentlichen Auktionen um langfristige Lieferverträge. Es gibt technologieoffene und -spezifische Ausschreibungen. Differenziert wird in Lieferbeginn, Laufzeit sowie in Reserveleistung, Zubau oder Altanlagen.
Im freien Markt werden Stromlieferverträge (PPA) zwischen Erzeuger und Kunden über Agenten geschlossen. Typische Kunden im Direkthandel sind Industrieunternehmen oder Einkaufszentren. Der freie Markt deckte laut CCEE im November 2021 rund 34 Prozent des Verbrauchs im nationalen Verbundsystem SIN. Das entspricht einem Anstieg von 16,5 Prozent in zwölf Monaten.
Verbraucher können ab einer Anschlussleistung von 1,5 Megawatt (MW) von allen Erzeugungsformen Strom am freien Markt beziehen. Strom aus Wind- und Solarenergie ist neben anderen Erzeugungsformen privilegiert. Er kann schon ab einer Anschlussleistung von 0,5 MW bezogen werden. Diese Minimallast kann auch durch den Zusammenschluss von Verbrauchern erreicht werden.
Die Versorgungsunternehmen verkaufen Überschüsse des regulierten Markts am freien Markt an Erzeuger, die damit eine Unterproduktion ausgleichen können. Verbraucher im freien Markt können sich die gezielte Reduktion ihres Verbrauchs vergüten lassen. In Brasilien werden auch Konzessionen zum Bau und Betrieb von Übertragungsstrecken ausgeschrieben.
Ausführliche Informationen zum Strommarkt finden sich auf den Seiten der CCEE.