Branchen | Brasilien | Windenergie
Politische Ziele
Die Windenergie hat sich fest etabliert. Die Politik orientiert sich am Bedarf. Der freie Markt kompensiert abnehmende Margen der Auktionen.
10.01.2022
Von Johannes Dimas | Rio de Janeiro
Windenergie mit Rekordzubau
Im November 2021 knackte der brasilianische Windmarkt die 20-Gigawatt-Marke. Laut der brasilianischen Windenergie-Vereinigung ABEEólica liefen zu diesem Zeitpunkt über 8.800 Anlagen in 751 Windparks im Normalbetrieb und knapp ein weiteres Gigawatt (GW) im Testbetrieb. Damit markiert das Jahr 2021 mit rund 3 GW Zubau ein neues Rekordjahr.
Für den Erfolg der Windenergie in Brasilien waren die staatlichen Auktionen und die Förderprogramme der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES maßgeblich. Obwohl im Pandemiejahr 2020 keine öffentlichen Auktionen stattfanden, gab es keinen Fadenriss. Der freie Markt hat seinen Marktanteil ausgebaut und glättet die Nachfrage. ABEEólica schätzt, dass im Jahr 2020 auf dem freien Markt Verträge zur Stromabnahme über rund 3 GW neu gezeichnet wurden. Die Vertragsmodelle sind zunehmend diversifiziert. Wie erstmals im Jahr 2021 soll sich der Zubau auch im Jahr 2022 überwiegend auf den freien Markt stützen. Dieser Trend wird sich nach Prognosen des Ministeriums für Energie und Bergbau (MME) fortschreiben.
Energiepolitik orientiert sich an der Nachfrage
Brasiliens Strommix ist mit weit über 80 Prozent Erneuerbaren sehr grün. Deswegen stehen nicht Klima- und Umweltaspekte, sondern die Wirtschaftlichkeit im Mittelpunkt. Die Abhängigkeit von der Wasserkraft ist groß. Saisonaler Wassermangel und ein ungenügendes Ausbaupotenzial führen regelmäßig zu Engpässen bei der Versorgung. Das befördert die Windenergie, weil beide Erzeugungsprofile sich gut ergänzen.
Seit 2018 steht die Windenergie an zweiter Stelle im Strommix. Die Ausbaupfade werden insbesondere von der Nachfrage und dem Netzausbau bestimmt. So bilden die entsprechenden Prognosen der staatlichen Energieagentur EPE (Empresa de Pesquisa Energética) die wesentliche Grundlage für die Energiepolitik.