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Wirtschaftsumfeld | Brasilien | Vertrieb

Groß- und Einzelhandel

Der Großhandel leidet unter gestiegenen Kosten und der Inflation. Der Einzelhandel entwickelte sich während der Covid-19-Pandemie uneinheitlich.

Von Johannes Dimas | Rio de Janeiro

Umsatzerwartung für das Jahr 2022 trübt sich ein

Angesichts der Zinsentwicklung und steigender Großhandelspreise reduziert der Verband für Warenhandel, Dienstleistungen und Tourismus CNC seine Umsatzerwartung für 2022 von plus 1,2 auf plus 0,9 Prozent. Haupttreiber für die Preiserhöhungen sind die gestiegenen Transportkosten, unter anderem aufgrund höherer Kraftstoffpreise. Hinzu kam ein Anstieg der Stromkosten. Die Kostensteigerungen werden bislang nicht eins zu eins an den Einzelhandel weitergegeben, so der CNC. Die Großhandelspreise stiegen von November 2020 bis November 2021 um 27,1 Prozent. Im selben Zeitraum erhöhten sich die Preise des Einzelhandels nur um durchschnittlich 13 Prozent. 

Laut dem brasilianischen Institut für Geografie und Statistik IBGE stieg der Umsatz im Großhandel im Zeitraum Dezember 2020 bis November 2021 um 8,8 Prozent. Unter Berücksichtigung der Preissteigerung im genannten Zeitraum ergibt sich laut CNC aber ein realer Rückgang um 4,2 Prozent.

Das Jahr 2020 hatte der Großhandel mit einem Umsatz von 55,9 Milliarden US-Dollar abgeschlossen (US$; 1 US$ = 5,15 Real (R$) im Jahresmittelwert 2020 von Bradesco). Das war nominal 5,2 und real 0,7 Prozent mehr als 2019.

Die Großen gewinnen in der Pandemie

Im Einzelhandel generierten die 20 größten Unternehmen 2020 mehr als 46 Prozent des Gesamtumsatzes, schreibt die Unternehmensberatung NielsenIQ. Über 63 Prozent der Umsätze entfiel dabei auf brasilianische Handelsketten.

Entsprechend dem Ranking IBEVAR-FIA deckten 2020 die 120 größten Einzelhändler 13,6 Prozent des privaten Konsums in Brasilien. Davon konnten die zehn Größten ihren Umsatz um knapp ein Drittel steigern, während die zehn kleinsten 22,4 Prozent ihrer Umsätze einbüßten. Das Ranking wird vom Brasilianischen Institut für Führungskräfte im Einzelhandel und Konsumgütermarkt IBEVAR und der Stiftung Institut für Administration FIA herausgegeben.

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Nach NielsenIQ waren Cash-and-Carry-Märkte (Abholgroßmärkte) im Jahr 2020 der umsatzstärkste Verkaufskanal in Brasilien. Sie lagen noch vor den Super- und Hypermärkten. Ein Erfolgsmodell sind die sogenannten "atacarejo". Sie werden in Brasilien den Cash-and-Carry-Märkten zugeordnet, beschränken sich aber nicht auf den Großhandel. Der Begriff "atacarejo" ist ein Kunstwort aus "atacado" (Großhandel) und "varejo" (Einzelhandel). Die größten Gruppen in diesem Bereich sind Carrefour und GPA-Alimentar.

Führende Großhandelsgruppen in Brasilien (2020) 1)
Handelsgruppe (Segment)

Umsatz Jahr 2020 (Mrd. US$) 2)

Veränderung zum Vorjahr (in %) 3)

Atacadão (Gemischt)

10,1

23,2

Grupo Martins (Elektrotechnik und Elektronik)

1,3

28,3

Tambasa Atacadistas (Baumaterial)

0,9

27,0

Grupo Dia a Dia (gekühlte/gefrorene Lebensmittel)

0,5

39,6

Servimed (Medikamente)

0,5

6,4

1) Kann Aktivitäten im Einzelhandel beinhalten; 2) Wechselkurs 2020: 1 US$ = 5,15 R$ im Jahresmittelwert (Bradesco); 3) nominal auf R$-BasisQuelle: Verband der brasilianischen Großhändler und Vertriebsgesellschaften ABAD / Nielsen 2021

Führende Einzelhandelsgruppen in Brasilien (2020)

Handelsgruppe /Handelsmarke

Umsatz Jahr 2020 (in Mrd. US$) 1)

Veränderung zum Vorjahr (in %) 2)

Grupo Carrefour (Lebensmittel- und Verbrauchermärkte)

14,5

20,1

GPA-Alimentar (Lebensmittel- und Verbrauchermärkte, u.a. Pão de Açúcar)

10,8

78,8 3)

Magazine Luiza (Möbel- und Elektronik)

7,0

48,2

Via Varejo (Möbel- und Elektronik)

6,7

15,4

Lojas Americanas – LASA (Kaufhäuser)

4,9

14,8

1) Wechselkurs 2020: 1 US$ = 5,15 R$ im Jahresmittelwert (Bradesco); 2) auf R$-Basis; 3) kann Sondereffekte wegen Auslagerungsaktivitäten beinhaltenQuelle: IBEVAR, basierend auf Unternehmensbefragungen

Gewinner und Verlierer im Einzelhandel

Der Einzelhandel weist gemäß IBGE seit 2017 positive Wachstumszahlen auf. Wegen der Abwertung des R$ spiegelt sich dieser Trend in US$ nicht wider. Auch in den Pandemiejahren 2020 und 2021 setzte sich der nominale Aufwärtstrend fort. Die Umsätze im Einzelhandel (ohne Berücksichtigung von Kfz, Kfz-Teilen und -Zubehör sowie Baumaterialien) wuchsen um 1,2 beziehungsweise 1,4 Prozent. Insgesamt zeigen die Statistiken aber eine uneinheitliche Entwicklung.

Folgende Sektoren des Einzelhandels verzeichneten 2021 ein Wachstum:

  • Textilien, Bekleidung und Schuhe: 13,8 Prozent (2020: -22,7 Prozent),
  • sonstige persönliche Gebrauchsgüter und Haushaltswaren 12,7 Prozent (2020: 2,5 Prozent),
  • pharmazeutische, medizinische, orthopädische und kosmetische Artikel sowie Parfümartikel: 9,8 Prozent (2020: 8,3 Prozent),
  • Kraft- und Schmierstoffe: 0,3 Prozent (2020: -9,7 Prozent).

Folgende Sektoren verzeichneten 2021 Umsatzeinbußen:

  • Printmedien und Schreibwaren: -16,9 Prozent (2020: -30,6 Prozent),
  • Möbel und Haushaltsgeräte: -7,0 Prozent (2020: 10,6 Prozent),
  • Verbrauchermärkte, Supermärkte, Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren: -2,6 Prozent (2020: 4,8 Prozent),
  • Büro-, Datenverarbeitungs- und Kommunikationsgeräte sowie Zubehör: -2,0 Prozent (2020: -16,2 Prozent)

Der sogenannte erweiterte Einzelhandel enthält zusätzlich Kfz, Kfz-Teile und -Zubehör sowie Baumaterialien. In beiden Segmenten stiegen die Umsätze 2021:

  • Kfz, Kfz-Teile und -Zubehör:  14,9 Prozent (2020: -13,7 Prozent),
  • Baumaterialien: 4,4 Prozent (2020: 18,7 Prozent).

Der starke Einbruch des Kfz-Bereichs im Jahr 2020 ist maßgeblich auf Engpässe bei den Lieferketten zurückzuführen. Neuwagen verzeichneten Preisanstiege von rund 16 Prozent und Gebrauchtwagen von rund 15 Prozent. Das Umsatzplus bei den Baumaterialien im Jahr 2020 ist ebenfalls bemerkenswert. Die Baukosten stiegen 2021 um 18,7 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit neun Jahren, meldet IBGE.

Anteil der Produktgruppen am Gesamtumsatz im Einzelhandel im Jahr 2020 (in Prozent)

Produktgruppe

Umsatzanteil (%)

Hyper-, Supermärkte und Lebensmittel

36,2

Fahrzeuge, Motorräder und Kfz-Teile

26,9

Baumaterialien

8,6

Textilien, Kleidung und Schuhwerk

7,5

Pharmazeutische Artikel

6,5

Brenn- und Kraftstoffe

5,3

Möbel und Haushaltsgeräte

5,3

Sonstige Artikel für den persönlichen Gebrauch

1,9

Bücher, Zeitungen und Zeitschriften

1,2

Büroausstattung und -bedarf

0,8

Quelle: IBEVAR-FIA

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