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Deutsche Wettbewerbsposition | Brasilien

Mehr Konkurrenz im Brasiliengeschäft

Das Vordringen Chinas sowie das beschädigte Landesimage Brasiliens belasten die über Jahrzehnte gewachsenen Wirtschaftsbeziehungen.

Von Gloria Rose | São Paulo

Mit einer Bevölkerungszahl von 212 Millionen verfügt Brasilien über einen der größten Inlandsmärkte weltweit. Für den Standort sprechen zudem sein Rohstoffreichtum und die breit aufgestellte Industrie, die auch andere Märkte der Region beliefert. Deutsche Hersteller sind seit Jahrzehnten vor Ort und tragen etwa 10 Prozent zur Bruttowertschöpfung der verarbeitenden Industrie Brasiliens bei. Volkswagen, Bayer, BASF, Volkswagen Caminhões e Ônibus (MAN), ZF, Bosch und Siemens zählen zu den 200 umsatzstärksten Unternehmen des Landes.

Im vergangenen Jahrzehnt verlor Brasilien stark an Bedeutung. Nach der schweren Rezession von 2014 bis 2016 schränkt nun das schlechte Länderimage unter Präsident Bolsonaro die deutschen Investitionen ein. Derweil verstärken immer mehr chinesische Unternehmen ihre Präsenz im Land.

Brasilien auf einen Blick

Brasilien importierte 2020 laut Destatis Waren im Wert von 166,3 Milliarden US-Dollar (US$). Davon stammten 5,8 Prozent aus Deutschland, wodurch das Land auf Rang 28 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte lag.

Brasilien exportierte 2020 Waren im Wert von 209,2 Milliarden US$. 2 Prozent davon gingen nach Deutschland – Rang 32 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Daten der Bundesbank waren 2019 rund 600 deutsche Unternehmen in Brasilien ansässig, hauptsächlich im Bundesstaat São Paulo. Damit stellen deutsche Firmen etwa 227.000 Arbeitsplätze im Land.

Deutschland ist der drittwichtigste Zulieferer

In der Coronakrise wertete der brasilianische Real deutlich stärker ab als die Währungen anderer Schwellenländer. Trotz der Verteuerung erholt sich die Wareneinfuhr in diesem Jahr. Der Importanteil aus Deutschland blieb relativ stabil. China kräftigte seine Position unter anderem durch den Wegfall von Anti-Dumping-Zöllen. Dahingegen verloren die USA an Bedeutung. Durch das EU-Mercosur-Abkommen könnte Deutschland seine Exporte nach Brasilien deutlich steigern. Eine Ratifizierung vor 2023 ist jedoch höchst unwahrscheinlich.

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Deutsche Firmen verlieren Lieferanteile in wichtigen Absatzbranchen

Im vergangenen Jahrzehnt verdrängte China die USA von der Position als wichtigster Handelspartner Brasiliens. Chinesische Produkte nehmen einen immer größeren Stellenwert an dem stark preisorientierten Markt ein. Im zunehmenden Wettbewerb mit aufstrebenden Schwellenländern, wie Indien und Mexiko, verloren traditionelle Lieferländer Marktanteile. Deutschland ist in seinen wichtigsten Lieferbranchen zum Teil von China und anderen Schwellenländern überholt worden. Aber es gibt Lichtblicke: Durch die Privatisierung im Infrastrukturausbau rückt der Fokus stärker auf Effizienz und somit hochwertige Technologien. Davon können deutsche Anbieter künftig profitieren.

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Chemische Erzeugnisse 2)

1

USA

29,8

23,0

19,6

2

China

2,1

7,3

15,0

3

Deutschland

10,5

11,1

8,1

Maschinen 3)

1

USA

30,3

22,2

27,0

2

China

0,9

13,7

20,2

3

Deutschland

18,8

12,9

11,5

Kfz und -Teile 4)

1

Argentinien

36,2

35,7

26,3

2

China

0,3

4,1

11,8

3

Mexiko

1,5

8,0

9,6

5

Deutschland

13,2

10,2

7,7

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Brasilien; 2) SITC-Gruppen 51 bis 59; 3) SITC-Gruppen 71 bis 74; 4) SITC-Gruppe 78 Quelle: UN Comtrade

Brasilien ist potenzieller Sourcing-Markt für grünen Wasserstoff 

Für Deutschland ist Brasilien ein wichtiger Beschaffungsmarkt für Eisenerz, Tierfutter, Rohkaffee und Zellstoff. Durch die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft kann Brasilien seine Bedeutung als Sourcing-Standort für Deutschland ausbauen. Schließlich verfügt das Land über hervorragende Voraussetzungen für erneuerbare Energien und über eine eigene Industrie, die bereits konkrete Projekte erarbeitet. Auch das Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und Mercosur bietet Chancen.

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