Messestandort

Stellenwert als Messestandort

Brasilien ist ein bedeutender Kongress- und Messestandort für Lateinamerika. Die Veranstaltungen werden von Verbänden und reinen Messeveranstaltern organisiert. Der größte internationale Veranstalter ist Reed Exhibitions. Aus Deutschland sind NürnbergMesse, Koelnmesse und die Messe Düsseldorf in Brasilien engagiert.

Viele Messen sollen 2022 in Präsenz stattfinden

Der Verband der brasilianischen Messewirtschaft UBRAFE rechnete im Oktober 2021 mit 700 Messen und Fachveranstaltungen für das Jahr 2022. Im Global Exhibition Barometer des Weltverbands der Messewirtschaft UFI gehen im Februar 2022 über die Hälfte der Veranstalter in Brasilien davon aus, dass in ihrer Stadt bis spätesten Mitte 2022 wieder lokale, nationale und internationale Ausstellungen stattfinden. Nach den schwierigen Jahren 2020 und 2021 zeichnet sich demnach eine Erholung ab. Die Branche schaut optimistisch in die Zukunft.

Die Covid-19-Pandemie hatte die Messewirtschaft hart getroffen. Ein Großteil der Branche kämpfte 2021 ums Überleben. Die Daten von UFI zeigen, dass nach dem schwierigen Jahr 2020 die Umsätze 2021 weiter einbrachen. Vielerorts wurde die Belegschaft auf ein Minimum reduziert. Bei 80 Prozent der Unternehmen erreichten die Betriebsgewinne 2021 nicht einmal die Hälfte des Jahres 2019. Rund 44 Prozent machten Verluste. Etwa ein Viertel der Unternehmen erhielt staatliche Unterstützung.

Virtuelle Events ersetzen keine Messen vor Ort

Im Vergleich zum globalen Trend haben die von UFI befragten brasilianischen Unternehmen 2021 unterdurchschnittlich in die Digitalisierung investiert. Gleichzeitig waren 2021 jeweils ein Viertel der Veranstaltungen als rein virtuelle oder als hybride Formate ausgelegt. Die große Mehrheit sieht virtuelle Messen nicht als das vorherrschende Format für die nächsten Jahre.

Infrastruktur

Vor der Pandemie waren Messebesuche ein wichtiger Grund für Reisen nach Brasilien. Nach Auskunft des Ministeriums für Tourismus gaben dies 2019 rund 15 Prozent der Einreisenden an. Das gefragteste Ziel war das Wirtschaftszentrum São Paulo (49,2 Prozent). Mit Abstand folgten Rio de Janeiro (19,1 Prozent), Curitiba (4,8 Prozent), Porto Alegre (3,4 Prozent) und die Hauptstadt Brasília (3,2 Prozent). Die Infrastruktur der Messewirtschaft war in den Jahren vor der Pandemie vielerorts ausgelastet oder überlastet.

São Paulo wartet mit mehreren Messe- und Kongresszentren auf. Hier finden die mit Abstand meisten Ausstellungen von nationalem und internationalem Rang statt. Bekanntester Veranstaltungsort ist das Anhembi Convention Center (Anhembi Parque). São Paulo ist gut per Flugzeug zu erreichen. Wegen der geballten Konzentration von Industrie und Handel bietet sich für viele Branchen ein geschäftliches Nebenprogramm zum Messebesuch an.

Rio de Janeiro konnte sich mit der Rio Oil & Gas (nächster Termin: 26. bis 29. September 2022) als internationaler Kongress- und Messestandort etablieren. Des Weiteren findet hier die Latin America Aerospace and Defence (LAAD) statt. Abseits der großen Veranstaltungen punktet Rio de Janeiro wegen seiner touristischen Attraktivität bei kleineren Events.

Internationale Leitmessen/Zukunftsbranchen

Neben den unzähligen regionalen und nationalen Messen finden in Brasilien regelmäßig internationale Messen statt. Bekannt sind unter anderem:

• Salão Internacional do Automóvel de São Paulo (Kfz)
• Salão Duas Rodas (Motorrad)
• WTM (Tourismus)
• Agrishow (Landwirtschaft)
• Feicon Batimat (Bau)
• FEIMEC Mecânica (Industrie, Maschinen und Ausrüster)
• Hospitalar (Medizintechnik)
• Intermodal South America (Transport, Logistik und Außenhandel)
• Analitica Latin America (Labortechnik)
• FCE Pharma (Pharma)
• Beauty Fair (Kosmetik)

Einige dieser Messen sind für das Jahr 2022 bestätigt. Es lässt sich schwer vorhersagen, wann welche Messe ihr Potenzial für deutsche Unternehmen wieder voll entfaltet. Abgesehen von möglichen Reisebeschränkungen hängt das maßgeblich davon ab, wie Aussteller und Publikum die Angebote annehmen.

Besonders im Agrarsektor können auch regionale Veranstaltungen für deutsche Unternehmen von Interesse sein. Firmen, die keine Messebeteiligung vor Ort planen, können die neuen virtuellen und hybriden Formate ausprobieren. Allerdings ersetzen diese Formate nicht den persönlichen Kontakt, der in Brasilien so wichtig ist.

Einen Überblick über die wichtigsten internationalen Messen bietet der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Hier können auch Informationen über die Auslandsmesseprogramme des Bundes und der Bundesländer eingeholt werden (www.auma.de).

Landestypische Besonderheiten

In Brasilien ist der persönliche Kontakt zwischen Geschäftspartnern essenziell. Schnelle, verbindliche Abschlüsse sind bei einem Messebesuch eher nicht zu erwarten. Zusagen können als Teil der brasilianischen Höflichkeit weniger verbindlich gemeint sein, als sie für deutsche Ohren klingen. Neue Kontakte erfordern oft Folgetreffen. Es bietet sich an, vor und nach einer Messebeteiligung auch andere Veranstaltungen wahrzunehmen. Erleichtert wird dies durch neue virtuelle Formate, wie etwa Webinare oder digitale Projekte des Markterschließungsprogramms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

In vielen Bereichen kommt man ohne Portugiesischkenntnisse oder einen Dolmetscher nicht weit. Auch Präsentationen und Broschüren sollten die Sprachkenntnisse des Zielpublikums berücksichtigen.

Deutsche dürfen grundsätzlich ohne Visa nach Brasilien einreisen. Es empfiehlt sich, die vorübergehende Einfuhr von Ausstellungsstücken und Mustern frühzeitig zu klären, um Zölle zu vermeiden. Bei Vorausleistungen sollten die pandemiebedingten Unwägbarkeiten und die finanziell angespannte Situation vieler Veranstalter bedacht werden.

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