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Branchen | Bulgarien | Elektroindustrie

Elektroindustrie hofft auf Mikrochip-Produktion

Bulgarien will zu einem festen Bestandteil der europäischen Mikrochip-Industrie werden. Das Potenzial ist vorhanden, aber die politischen Rahmenbedingungen stimmen noch nicht.

Von Dominik Vorhölter | Sofia

Bulgariens Elektroindustrie sieht sich gut aufgestellt für die Entwicklung einer europäischen Mikrochip-Industrie. Das südosteuropäische Land will zu einem Glied in der Wertschöpfungskette einer europäischen Mikrochip-Industrie werden. Eine Etappe zum Aufbau einer europäischen Mikrochip-Industrie ist der Aufbau von Zentren für Forschung und Entwicklung (F&E). Dafür plant die Europäische Union Mittelzuweisungen an die Mitgliedstaaten in Höhe von 3 Milliarden Euro ein. Davon könnte auch Bulgarien profitieren.

Europäisches Chips-Gesetz (European Chips Act)

Die Europäische Kommission hat im Februar 2022 das Europäische Chips-Gesetz vorgelegt. Die EU will damit eine führende Rolle im Halbleitermarkt erobern. Der Anteil der europäischen Produktion an der weltweiten Fertigung soll von 9 auf 20 Prozent steigen. Bis 2030 bündelt die EU 11 Milliarden Euro in einem "Chips-Fonds", um weitere private Investitionen zu gewinnen. Schwerpunkte dabei sind:


  • Forschung und Entwicklung
  • Unterstützung von Start-ups
  • Errichtung entsprechender Produktionsstätten
  • Aufbau Lieferketten mit lokalen wie internationalen Partnern

Bulgarien bietet gute Strukturen für Forschung und Entwicklung 

"Bulgarien kann eine Klein- oder Mittelserienproduktion von Nischenprodukten im Chipbereich mit anschließenden Tests anstreben", sagt Bogdan Bogdanov, Exekutivdirektor der bulgarischen Investitionsagentur. Er hält eine Beteiligung Bulgariens an der Entwicklung einer europäischen Chip-Industrie für realistisch, wenn die Rahmenbedingungen für die Investoren stimmen. Für Start-ups und andere Unternehmen muss sich der Zugang zu den Finanzmitteln zu verbessern. "Investoren werden aufgrund der aktuellen politischen Instabilität vorsichtiger", sagt Bogdanov.

Klare politische Regeln für die Vergabe von Fördermitteln zu verabschieden, ist unter anderem eine Aufgabe der Regierung. Bulgarien gelingt es aber seit April 2021 nicht, eine stabile Regierung zu bilden. Im Juni 2022 entfachte der Rücktritt des Premierministers Kiril Petkov einen neuen Streit in der Regierungskoalition, der am 27. Juli 2022 zur Auflösung des Parlaments führte. Nun sollen Anfang Oktober Neuwahlen stattfinden.

Dabei kann Bulgarien auf vorhandenen Strukturen aufbauen. Das belgische Unternehmen Melexis betreibt in dem südosteuropäischen Land bereits ein Entwicklungszentrum für Sensoren und Chips für die Automobilindustrie. Vor Kurzem hat das Unternehmen seine Kapazitäten in Sofia erweitert und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet, in das Melexis 75 Millionen Euro investiert hat.

Automobilindustrie treibt die technische Entwicklung voran

Bulgarien hat Standortvorteile, die potenzielle Investoren anziehen: Das Lohnniveau ist im EU-weiten Vergleich am niedrigsten und die Technische Universität in Sofia verfügt seit 1994 über eine Lizenz zur Ausbildung von hoch qualifizierten Fachkräften in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik.

Seit den 1980er Jahren arbeiteten mehr als 130.000 Menschen in der bulgarischen Elektronikindustrie. Sie gehört zu den exportstärksten Branchen des Landes. Die größten Abnehmer der bulgarischen Elektroindustrie sind die Automobilhersteller. Entsprechend hoch ist der Anteil der Branchenunternehmen, die elektronische Komponenten oder Kabel herstellen.

Die Automobilbranche gehört zu den größten Motoren der Branche. Der Elektroautohersteller Next.e.GO plant eine Investition von 140 Millionen Euro in ein neues Werk in Lowetsch. Zudem hat der Autozulieferer Eberspächer, der Heizungs- und Kühlsysteme für Autos baut, eine Investition im Industriepark Zlatina in Ruse angekündigt. 

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