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Wirtschaftsumfeld | Chile | Außenhandel

China intensiviert Wirtschaftsbeziehungen zu Chile

China gewinnt in Chile weiter Marktanteile. Denn chinesische Anbieter können nicht nur billig, sondern zunehmend Qualität. Deutsche Produkte gehören noch nicht zu den Verlierern.

Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

China hat bei Einfuhren nach Chile die Nase vorn. Die Chilenen schätzen die günstigen Preise, zu denen die Produkte auf den Markt kommen. In den letzten fünf Jahren gewann das Reich der Mitte kontinuierlich Anteile am Importmarkt. „Es sind eben nicht mehr nur billige Textilien und Konsumgüter, die aus China bezogen werden, sondern inzwischen auch Autos, Lastwagen bis hin zu Maschinen und Anlagen. Das ist ein deutlicher Trendwechsel“, betont die Geschäftsführerin der AHK Chile, Cornelia Sonnenberg.

Entwicklung der chilenischen Importe aus China (in Milliarden US$) *)

Jahr

Chiles Gesamtimport


davon aus China


Anteil

(in %)

2017

60,0

13,4

22,3

2018

69,2

15,4

22,2

2019

64,6

14,7

22,7

2020

55,9

15,2

27,1

2021

87,5

25,6

29,3

*) fob (free on board) Quelle: Servicio Nacional de Aduanas (2022) und Berechnungen von Germany Trade & Invest

Nachfrage nach chinesischen Autos vervielfacht

Im Jahr 2021 schossen die Bezüge aus der Volksrepublik um 69 Prozent in die Höhe, berichtete die Wirtschaftszeitung Diarío Financiero auf Basis chilenischer Zolldaten. Die Nachfrage nach Fahrzeugen und -teilen insgesamt verdreifachte sich (189 Prozent); nach Warentransportern verfünfachte sie sich sogar (463 Prozent). Der chinesische Autobauer Chery stieg zu den fünf meistverkauften Marken des Landes auf; Chery will Firmenangaben zufolge 2022 um 20 Prozent wachsen und zugleich in höherwertige Segmente vorstoßen.

Elektroprodukte und IT, wie sie weltweit wegen stärkerer Tätigkeit im Homeoffice mehr gebraucht wurden, wuchsen auch in Chile kräftig. Die Nachfrage nach Fernsehern hat sich mehr als verdoppelt (122 Prozent), nach Computern und -teilen stieg sie um 74 sowie nach Videokonsolen und -abspielgeräten um 57 Prozent.

Außerdem legten Bekleidung, Accessoires und Schuhe um 41 Prozent zu. Inzwischen gestaltet es sich schon schwierig, in den Bekleidungsläden und auf den Textilmärkten Artikel zu finden, die nicht „Made in China“ sind. Andere Wachstumsbereiche waren Maschinenbauprodukte (36 Prozent) und Lebensmittel (26 Prozent).

Deutsche Ausfuhren ausbaufähig

Weitere wichtige Lieferländer für Chile sind die USA sowie Brasilien und Argentinien. Deutschland belegte 2021 bei einem Liefervolumen von 3,3 Milliarden US-Dollar (US$) Rang fünf, allerdings mit weitem Abstand. Immerhin konnten Importeure deutscher Produkte ihren Absatz gegenüber dem Vorjahr von niedrigem Niveau kommend um 43 Prozent steigern.

Trotz dieser positiven Entwicklung sollte die wachsende chinesische Konkurrenz deutschen Firmen nicht gleichgültig sein. Denn mittel- bis langfristig wird der Druck selbst in den Segmenten zunehmen, in denen Deutschland derzeit in Chile stark ist - speziell im Automobilbau oder bei Bergbaumaschinen, so Sonnenberg.

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Mit noch größerem Abstand als bei den Importen ist China international wichtigster Abnehmer chilenischer Produkte. Nichts deutet darauf hin, dass sich dieser Trend abschwächt. Denn China braucht weiter Kupfer aus Chile, dem wichtigsten Einzelposten in der chilenischen Handelsbilanz.

Chinas strategische Interessen an Rohstoffen und Energie

In Zukunft wird außerdem Lithium eine bedeutende Rolle spielen. Schon heute sind chinesische Firmen über Beteiligungen oder Verflechtungen im hiesigen Abbau aktiv. Experten sehen darin eine Gefahr: Wenn China weiter in den Lithiumbergbau im Ausland investiert, könnte das Land Kontrolle über den internationalen Handel mit dem Rohstoff gewinnen. Das Metall ist essentiell für den weltweit forcierten Ausbau der Elektromobilität.

In der Folge entstünden selbst für Deutschland weitere Abhängigkeiten zu China. Die Volksrepublik ist nicht nur seit Jahren wichtigster Handelspartner Deutschlands. Vor allem deutsche Unternehmen aus der Automobil-, Chemie- und Maschinenbauindustrie engagieren sich mit Milliardeninvestitionen.

Generell ist ein wachsendes Interesse Chinas an der südamerikanischen Region zu beobachten. Dabei geht es nicht allein um Handel. Die chinesische Politik ist dabei, die Rohstoff- und Energiezufuhr für die wachsende Wirtschaft über gezielte Investitionen abzusichern. Weniger sichtbar, aber genauso strategisch sind die chinesischen Investitionen im chilenischen Wasser- und Stromsektor ebenso wie in Landwirtschaft, Forstgebiete und Weingüter, warnt Sonnenberg.

In diese Richtung zielt auch die Idee („Proyecto Antípodas“), über ein 20.000 Kilometer langes Unterseekabel Strom aus erneuerbarer Energie von Chile nach Asien - speziell nach China - zu bringen. Das ist zwar Zukunftsmusik, Tatsache ist jedoch, dass Chiles Lieferungen in die Volksrepublik 2021 trotz Coronakrise um satte 31 Prozent auf 35,4 Milliarden US$ nach oben gingen. Tatsache ist auch, dass der Anteil Chinas am chilenischen Gesamtexport auf zuletzt 38 Prozent (2021) gewachsen ist.

Entwicklung der chilenischen Exporte nach China (in Milliarden US$) *)

Jahr

Chiles Gesamtexport


davon nach China


Anteil

(in %)

2017

68,2

18,8

27,6

2018

76,2

24,7

32,4

2019

71,1

22,4

31,5

2020

71,1

27,0

38,0

2021

92,2

35,4

38,4

*) fob (free on board) Quelle: Servicio Nacional de Aduanas (2022) und Berechnungen von Germany Trade & Invest

Dabei verzeichnete der Ausfuhrwert chilenischer Weine und andere Weinbauerzeugnisse ins Reich der Mitte ein Plus von 41,1 Prozent. Exporteure chilenischer Fleisch- und Fischprodukte sowie von Meeresfrüchten mussten dagegen Rückschläge einstecken: Schweinefleisch beispielsweise verzeichnete ein Minus von 26 Prozent, Hühnchen von 21 Prozent. Hauptgrund ist Chinas Null-Covid-Strategie; chinesische Behörden vermuten hinter Tiefkühlprodukten eine Ursache für Coronainfektionen und lassen diese deshalb nur sehr restriktiv ins Land.

Chiles Exportstruktur steht auf wenigen Beinen

In summa entfällt mehr als die Hälfte der chilenischen Exporte auf nur zwei Länder. Dabei macht China den Löwenanteil aus; als zweites Zielland rangiert weit dahinter die USA (2021: 16 Prozent). Ferner spielen Japan und Südkorea als Abnehmer eine Rolle. Nach Deutschland gingen 2021 lediglich Waren im Wert von 1,1 Milliarden US$ (Exportanteil von 1,2 Prozent).

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Nicht nur mit Blick auf seine Außenhandelspartner, auch hinsichtlich der Varietät der ausgeführten Güter gilt Chile als wenig differenziert: Allein auf Kupfer und Kupferkonzentrate entfallen 55 Prozent der chilenischen Exporte (weitere bedeutendere Positionen sind Lachs/Forellen: 5,6 Prozent; Zellulose, 3 Prozent; Holz 2,8 Prozent). Ökonomen sehen in diesem Ungleichgewicht ein Risiko für Chile gegenüber der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

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