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Branchen | China | Informations- und Kommunikationstechnologie

China baut 5G-Netze weiter kräftig aus

Die Volksrepublik investiert bis 2025 fast 600 Milliarden US-Dollar in die 5G-Infrastruktur und zementiert damit ihre Vorreiterrolle. Derweil forschen Unternehmen schon an 6G.

Von Roland Rohde | Hongkong

Der Mobilfunkstandard der fünften Generation (5G) setzt sich in China rasch durch. Dafür sorgen die technikbegeisterten Konsumenten. Chinesische Verbraucher setzen bei Smartphones immer häufiger auf 5G-taugliche Geräte. Ihr Anteil an den abgesetzten Mobiltelefonen lag nach Angaben der China Academy of Information and Communications Technology (CAIC) im November 2021 bei 82 Prozent. Gemäß Daten des Ministry of Industry and Information Technology (MIIT) gab es Ende 2021 rund 450 Millionen 5G-Mobilfunkverträge, was einem globalen Marktanteil von 80 Prozent entspreche.

Die ersten Käufer hatten Ende 2019 beziehungsweise Anfang 2020 noch über die geringe Netzabdeckung geklagt. Auch Online-Spieler bemängelten, dass die neue Technologie nicht die erwartete Geschwindigkeit bringe. Das dürfte vor allem daran gelegen haben, dass die Infrastruktur zu dem Zeitpunkt noch nicht ausreichend ausgebaut war. Im Laufe der Jahre 2020 und 2021 hat es beim Netzausbau aber große Fortschritte gegeben. Gab es im März 2020 laut Angaben des Qianzhan Institute landesweit erst 200.000 Basisstationen, hat sich deren Anzahl bis Ende 2021 gemäß MIIT versechsfacht.

Hohe Investitionen im Westen Chinas erforderlich

Damit waren Ende 2021 nach Angaben der Behörde alle chinesischen Städte mit 5G abgedeckt. Auf dem Land ergab sich allerdings nur eine Quote von 40 Prozent. Dort werden in den kommenden Jahren die meisten Investitionen getätigt. Die Herausforderungen sind angesichts von Chinas Geografie und Demografie enorm. Der Großteil der Bevölkerung lebt nämlich auf einem relativ kleinen Streifen entlang der östlichen und südlichen Küste. Der flächenmäßig riesige Westen ist hingegen nur dünn besiedelt.

Um die Netzabdeckung auch im dünn besiedelten Westen zu gewährleisten, sind enorme Investitionen notwendig.

Laut dem 14. Fünfjahresplan (2021 bis 2025) des Ministeriums sollen bis zur Mitte des Jahrzehnts landesweit über 3,6 Millionen Empfangs- und Sendestationen für 5G installiert sein. Die bestehenden Kapazitäten müssten dafür etwa verdreifacht werden. Die gesamten Investitionen in die Infrastruktur für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) werden sich von 2021 bis 2025 Jahren auf umgerechnet knapp 600 Milliarden US-Dollar (US$) summieren.

Bis 2030 fast 5 Millionen 5G-Basisstationen

Doch selbst damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Nachrichtenagentur Xinhua beruft sich auf einen Report von Goldman Sachs, demzufolge bis 2030 knapp 5 Millionen Basisstationen im Reich der Mitte installiert sein sollen. Allerdings stammt diese Prognose noch vom Sommer 2019. Um die Mitte dieses Jahrzehnts wird der Zuwachs damit deutlich abflachen. Doch die Investitionen in die IKT-Infrastruktur dürften dadurch kaum geringer ausfallen.

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Denn um das Jahr 2030 steht mit dem Wechsel von 5G zum Mobilfunkstandard der sechsten Generation (6G) schon der nächste technologische Sprung an. Obwohl die Volksrepublik bereits bei 5G eine Vorreiterrolle spielt, hat sie es nicht geschafft, ausreichend globale Standards zu setzen. Hierbei will das Land künftig ganz weit vorne mitschwimmen.

Chinesische Technologie stößt im Ausland auf Kritik

Zudem stieß China bei 5G nach anfänglichen Erfolgen im Auslandsgeschäft auf Widerstand. Immer mehr Staaten wollen beim Aufbau der 5G-Netze im eigenen Land verhindern, dass chinesische Anbieter Zugang zur kritischen Infrastruktur erhalten. Manche Länder schlossen Unternehmen aus dem Reich der Mitte sogar gänzlich aus. Momentan sieht es danach aus, dass die Beziehungen zwischen China und zahlreichen westlichen Staaten, aber auch asiatischen Nachbarn komplizierter werden. Damit schwinden die Absatzchancen für entsprechende "Made in China"-Technologien.

Auf der technischen Seite ist das Reich der Mitte stark von ausländischen Halbleitern abhängig. Anbieter aus Taiwan oder den Vereinigten Staaten sind der chinesischen Konkurrenz etwa zwei Generationen voraus. Insbesondere miniaturisierte und Hochleistungschips muss das Land in großen Mengen importieren. Die Bemühungen, technologisch aufzuholen, waren bislang von wenig Erfolg gekrönt.

Für Schwierigkeiten sorgt des Weiteren der Handels- und Technologiekonflikt zwischen den USA und der Volksrepublik, der unter der Administration von Präsident Biden weitergeht. So befinden sich mit Huawei und ZTE Chinas führende IKT-Konzerne auf der Sanktionsliste. Ohne vorherige Genehmigung dürfen die Unternehmen daher nicht mit US-Technik beliefert werden. Im Chipbereich kommt dies nahezu einem weltweiten Lieferboykott gleich.

Karten werden bei 6G neu gemischt

Wie die Chancen der Volksrepublik bei der technologischen Führerschaft bei 6G stehen, lässt sich noch nicht absehen. Huawei ließ Anfang 2022 verlauten, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht wisse, was 6G eigentlich genau sei. Entsprechende Standards dürften laut einer Einschätzung des Konkurrenten Ericsson frühestens 2027 herauskommen. Internationale IKT-Konzerne in den USA, Europa, Japan und Südkorea bereiten sich intensiv vor und wollen eine Vorreiterrolle einnehmen.

Überall auf der Welt entstehen Allianzen zur Entwicklung von 6G. China setzt stattdessen auf Autarkie.

In den USA wurde die NEXT G Alliance gebildet, die auf die globale Führerschaft Nordamerikas bei 6G-Technologie abzielt. Zu den Mitgliedern zählen die IKT-Konzerne AT&T, Cisco, Ericsson, Nokia, Samsung und T-Mobile, die Chip-Produzenten Globalfoundries, Intel, TSMC und Qualcomm sowie die Technologieriesen Google und Microsoft.

Auch in anderen Teilen der Welt entstehen Allianzen. Japanische und finnische Konzerne haben Ende 2021 eine Kooperation zur Entwicklung von 6G initiiert. In Europa wurde das Hexa-X Consortium ins Leben gerufen, dessen Leitung bei Nokia und Ericsson liegt. Weitere Mitglieder sind unter anderem Intel, Orange und Siemens. Viele Mitspieler sind gleichzeitig in mehreren Projekten tätig. Im Gegenzug dazu setzt China zunehmend auf Autarkie und weniger internationale Zusammenarbeit.

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