Mehr zu:
ChinaPersonenkraftwagen (Pkw) / Nutzfahrzeuge / Elektromobilität
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchenbericht China Personenkraftwagen (Pkw)
Shanghai (GTAI) - Geringere Subventionskürzungen sollen den Absatz von Elektroautos in China nach dem Rückgang 2019 wieder ankurbeln. Ob das angesichts des Coronavirus gelingt, ist fraglich.
20.02.2020
Die Volksrepublik setzt weiterhin gezielt auf Fahrzeuge mit alternativem Antrieb (NEV - New Energy Vehicles). Nach Aussagen des Ministers für Industrie und Informationstechnologie MIIT (Ministry of Industry and Technology Information) Miao Wei auf dem EV100-Forum in Beijing Anfang Januar 2020 sollen entsprechende Subventionen im Sommer 2020 nicht weiter gesenkt werden. Zwar gibt es bislang keine genauen Regelungen. Aber nicht zuletzt aufgrund der noch nicht abschätzbaren negativen Auswirkungen des Coronavirus gehen Branchenexperten davon aus, dass die Pläne auch umgesetzt werden.
Bereits 2019 waren Produktion und Absatz von NEV im Vergleich zum Vorjahr erstmals um rund 4 Prozent auf 1,2 Millionen Fahrzeuge zurückgegangen. Der Ausbruch des Coronavirus lässt nun die Werke mancherorts stillstehen. Mit einer Stabilisierung des Marktes ist frühestens im zweiten Halbjahr 2020 zu rechnen.
Kategorie | Absatz | Veränderung | Produktion | Veränderung |
Elektro-Kfz | 1.206 | -4,0 | 1.242 | -2,3 |
.Pkw | 1.060 | 0,7 | 1.091 | 2,0 |
..batteriebetrieben | 834 | 5,9 | 877 | 10,8 |
..Plug-in-Hybrid | 226 | -14,7 | 214 | -22,9 |
.Nfz, darunter | 146 | -28,3 | 150 | -25,1 |
..batteriebetrieben | 137 | -29,9 | 142 | -26,7 |
..Plug-in-Hybrid | 5 | -4,7 | 5 | -3,2 |
*) Abweichungen durch Rundungen
Quelle: China Association of Automobile Manufacturers (CAAM), NEV Ofweek
Schuld an den schwachen Ergebnissen waren nicht nur gesunkene Subventionen, sondern auch die Zurückhaltung auf Käuferseite. Nach wie vor sind NEV mit ausreichender Reichweite renommierter in- und ausländischer Hersteller deutlich teurer als ein Pkw mit Verbrennungsmotor. Hinzu kam, dass 2019 einige Fälle von in Brand geratenen NEV bekannt wurden. Betroffen waren unter anderem Modelle von NIO, Tesla und BYD. In der Folge büßten Kfz mit alternativen Kraftantrieben auch in Städten mit Zulassungsbeschränkungen oder -verboten für Verbrennungsmotoren an Attraktivität ein.
In den kleineren Städten der zweiten und dritten Reihe ohne Zulassungsbeschränkungen dürften Kraftfahrzeuge (Kfz) mit alternativen Antrieben aufgrund des hohen Preises und mangelnder Ladeinfrastruktur auch 2020 nicht hoch in der Gunst der Autokäufer stehen.
Hinzu kommen die Auswirkungen des Coronavirus-Epidemie auf wichtige Produktionsstätten der Kfz-Branche sowie auf das Kaufverhalten der Kunden. So stand unter anderem die Gigafabrik von Tesla in Shanghai vorübergehend still. Die Hoffnung auf eine Stabilisierung des Marktes 2020, die aufgrund der NEV-Rekordabsätze im November und Dezember 2019 mit jeweils deutlich über 100.000 Fahrzeugen aufgekeimt war, ist damit erst einmal verflogen.
Generell hält die Regierung am weiteren Ausbau der Elektromobilität fest. Bis 2025 sollen Fahrzeuge mit alternativem Antrieb ein Viertel des Autoabsatzes stellen und Intelligent Interconnected Vehicles (ICV) bereits 30 Prozent. Damit könnte 2025 ein NEV-Volumen von 7,5 Millionen Stück erreicht werden. Diese Ziele finden sich in dem Anfang Dezember 2019 veröffentlichten Entwurf des neuen Industrieentwicklungsprogramms für NEV 2021 bis 2035 des MIIT.
Konkrete Volumenziele für die Jahre 2030 oder 2035 fehlen hingegen. Die finale Version soll noch im ersten Halbjahr 2020 veröffentlicht werden. Die Ergänzung der Maßnahmen für die Parallelverwaltung des durchschnittlichen Flottenverbrauchs und der NEV-Credits für Automobilhersteller (kurz: Dual-Credit-Policy) im Reich der Mitte steht ebenfalls noch aus.
Doch trotz massiver Förderpolitik wird es in China kein plötzliches Umschwenken hin zu Kfz mit alternativen Antrieben geben. Obwohl Branchenkenner zumindest für die nächsten zehn Jahre ein Nebeneinander von Verbrennungsmotoren und NEV erwarten, werden die Investitionsströme bereits heute in das Segment alternativer Antriebe umgelenkt.
So kündigte Volkswagen (VW) im November 2019 auf der Messe Auto Guangzhou an, weitere 4 Milliarden Euro in der Volksrepublik zu investieren und 40 Prozent davon in die Elektromobilität fließen zu lassen. Nach Darstellung von China Automotive Review (CAR) kommen diese Investitionen zu den bereits von VW zuvor angekündigten 60 Milliarden Euro Investitionen in Elektromobilität, Hybridtechnologie und Digitalisierung außerhalb Chinas hinzu.
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in China können Sie unter http://www.gtai.de/china abrufen. Die Seite http://www.gtai.de/asien-pazifik bietet einen Überblick zu verschiedenen Themen in der Region.