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Chinas Wirtschaft wächst kräftig. Infolgedessen hellt sich die Investitionslaune auf. Das Jahr 2021 verspricht eine steigende Nachfrage nach Druckmaschinen.
10.06.2021
Von Roland Rohde | Hongkong
In der Druckbranche in China blicken Firmenvertreter wieder mit Zuversicht in die Zukunft. Insbesondere im Verpackungsdruck haben Unternehmer Grund zum Aufatmen. Das Einzelhandelsgeschäft hatte sich bereits im Verlauf des Jahres 2020 kontinuierlich von den Auswirkungen von Covid-19 erholt.
In den ersten Monaten 2021 stellte sich dann ein regelrechter Konsumboom ein. Der wertmäßige Umsatz des Einzelhandels stieg laut dem nationalen Statistikamt zwischen Januar und April um nominal rund 30 Prozent zum Vorjahr. Auch wenn über die Hälfte des Wachstums auf den statistischen Basiseffekt zurückzuführen ist, handelt es sich immer noch um beachtliche Werte.
Sparten | 2019 | Veränderung 2019/20181) | Anteil2) |
---|---|---|---|
Insgesamt | 199,8 | 0,6 | 100,0 |
Verpackungsdruck | 157,2 | 1,6 | 78,7 |
Verlagsdruck | 24,8 | 0,2 | 12,4 |
Andere Druckerzeugnisse | 15,2 | -6,4 | 7,6 |
Druckhilfsleistungen | 0,2 | -24,6 | 0,1 |
Zugleich setzte sich der strukturelle Wandel zugunsten größerer Geschäfte fort. Das trifft insbesondere auf den Nahrungsmittelbereich zu. Die Verbraucher besuchen immer seltener traditionelle Wochenmärkte mit ihren fragwürdigen hygienischen Bedingungen und kaufen lieber im Supermarkt ein. Dort sind die Waren zumeist aufwendig verpackt. Gleiches gilt für den E-Commerce, der kontinuierlich Marktanteile hinzugewinnt.
Schließlich profitiert der Verpackungsdruck von der guten Entwicklung im Außenhandelssektor. Dieser befindet sich seit Ende 2020 im Aufwind. Lieferengpässe - und nicht leere Auftragsbücher - prägten im Frühjahr 2021 das Alltagsgeschäft. Der dramatische Corona-Ausbruch in Indien führte zudem dazu, dass internationale Einkäufer wieder mehr Waren aus China beschaffen.
Ob sich dadurch der seit Jahren anhaltende Abwanderungstrend von Fabriken aus China umkehrt, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Die Pandemie hat Einkäufern und Produzenten erneut deutlich vor Augen geführt, dass sie ihre Lieferketten robuster gestalten müssen. Kernprodukte und -komponenten dürfen nicht mehr nur aus einem einzigen Lieferland kommen. Viele Hersteller werden neben China ein zweites Standbein innerhalb Asiens aufbauen.
In der Verlagssparte sieht die Lage weniger rosig aus. Der Einzelhandelsumsatz an Zeitungen und Zeitschriften wuchs 2020 nominal nur um dreieinhalb Prozent. Immerhin legte er in den ersten vier Monaten 2021 um 29 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu. Auch hier ist der statistische Basiseffekt für rund die Hälfte des Wiederaufschwungs verantwortlich. Allerdings werden nur in größeren Geschäften getätigte Einkäufe erfasst. Da sich diese überdurchschnittlich entwickeln und zugleich nur einen kleinen Teil des gesamten Spartengeschäfts ausmachen dürften, überzeichnen die offiziellen Statistiken das Wachstum stark.
2019 Umsatz | Veränderung 2019/2018 *) | 2019 Auflage | Veränderung 2019/2018 | |
---|---|---|---|---|
Bücher | 14,3 | 5,6 | 10,6 | 5,9 |
Zeitungen | 8,3 | 0,0 | 31,8 | -5,8 |
Zeitschriften | 2,9 | 0,2 | 2,2 | -4,5 |
Musik (Noten, CDs) | 0,4 | -2,2 | 0,2 | -4,0 |
Elektronische Medien | 0,2 | 8,6 | 0,3 | 13,1 |
Insgesamt hat Corona die ohnehin rasch voranschreitende Digitalisierung der chinesischen Wirtschaft und Gesellschaft weiter beschleunigt. Zwischen den einzelnen Printmedien gibt es aber deutliche Unterschiede. Die Buchsparte hat sich recht gut gehalten. Insbesondere große, eventbasierte Buchhandlungen konnten ihre Umsätze zugunsten kleinerer Konkurrenten steigern.
Die Zeitungsauflagen befinden sich derweil seit Jahren im freien Fall ohne erkennbares Ende des Abwärtstrends. Bei Zeitschriften ist dieser nicht ganz so stark ausgeprägt. Bei Hochglanzprodukten gibt es noch einen gewissen Nachholbedarf. Einzelne Titel können sogar gegen den Trend wachsen. Insgesamt ist der Wettbewerb aber sehr ausgeprägt. Besonders stark hat die Digitalisierung den Werbesektor verändert. Hier spielen Printmedien praktisch keine Rolle mehr.
Insgesamt war die Investitionslaune innerhalb der Druckindustrie 2020 nicht besonders stark ausgeprägt. Das spiegelte sich auch in der Zollstatistik wider, denn die Branche muss einen Großteil ihrer Maschinen importieren. Die entsprechenden Einfuhren (ohne digitale Printer) sanken um nominal 17 Prozent zum Vorjahr auf eine Dreiviertel Milliarde US-Dollar (US$). Sie lagen damit aber noch deutlich über dem Niveau von 2017. Bei über 80 Prozent der Einfuhren handelte es sich um Offset-Anlagen.
Deutschland ist traditionell der größte Zulieferer. Bei Offset-Druckmaschinen - überwiegend Bogendruckanlagen für die Verpackungssparte - gibt es praktisch nur noch Wettbewerb aus Japan. Insgesamt beliefen sich Chinas Drucktechnikeinfuhren Made in Germany 2020 auf knapp eine halbe Milliarde US$, ein Rückgang von 9 Prozent zum Vorjahr. Hauptkonkurrent Japan verzeichnete ein Minus von nahezu einem Viertel. Damit konnte Deutschland seinen Lieferanteil 2020 ausbauen, und zwar auf fast zwei Drittel. Bei Offset-Anlagen lag die Quote sogar bei knapp drei Viertel.
Land/Volkswirtschaft | Gesamt1 | davon Offset-Anlagen2 |
---|---|---|
Deutschland | 526,7 | 510,0 |
Japan | 236,6 | 214,6 |
Taiwan | 46,0 | 0,0 |
USA | 24,5 | 3,8 |
Südkorea | 23,8 | 0,1 |
Italien | 15,2 | 1,8 |
Tschechien | 5,6 | 3,9 |
Portugal | 3,8 | 0,0 |
Thailand | 3,7 | 3,7 |
Niederlande | 1,9 | 0,5 |
Die Investitionsbereitschaft und -fähigkeit innerhalb der chinesischen Druckbranche dürfte sich 2021 sukzessiv aufhellen. Entsprechend werden auch die Druckmaschineneinfuhren des Landes wieder spürbar steigen. Ein zweistelliger Zuwachs liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Ob das Niveau von 2019 erreicht wird, bleibt allerdings abzuwarten.
Schwierigkeiten gibt es nämlich bei der Beschaffung und Installation der Anlagen aufgrund der Einreisebeschränkungen in Folge der Pandemie. Ausländische Techniker kommen kaum ins Land. Eine Lockerung der Einreise zeichnet sich für dieses Jahr nicht mehr ab.
Weitere Schwierigkeiten gibt es bei der Logistik. Es besteht weltweit ein ernsthafter Mangel an Leercontainern und in den Häfen steigen die Wartezeiten. Zudem sind die Frachtraten in die Höhe geschossen. Branchenkenner erwarten, dass sie bis zum Jahresende 2021 nicht nennenswert sinken werden. Hinzu kommen Lieferengpässe bei Rohstoffen und Ersatzteilen. Das Geschäft ist insgesamt deutlich komplizierter geworden.