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Das Konsumklima in China hat sich vom Corona-Tief zu Jahresbeginn 2020 erholt. Die Offline-Sparte schwächelt noch. Die Regierung dürfte 2021 den Privatkonsum weiter ankurbeln.
23.12.2020
Von Roland Rohde | Hongkong
Zum Jahresende 2020 scheint die chinesische Wirtschaft wieder nahezu unter Volldampf zu arbeiten. Die Warenausfuhren legten im Oktober und November zweistellig zum Vorjahr zu. Der rege Außenhandel führte sogar zu Engpässen im Logistik- und Transportbereich. Infolgedessen hat sich auch die Industrieproduktion erholt. Auch im Einzelhandel stehen die Zeichen auf Expansion. Jedoch entwickelte sich das Geschäft weniger stürmisch als erhofft.
Bereits im August 2020 überstieg der Einzelhandelsumsatz laut chinesischem Statistikamt NBS (National Bureau of Statistics) wieder das Vorjahresniveau. Die Zuwachsraten erhöhten sich seitdem von Monat zu Monat. Im November lagen sie um 5 Prozent (nominal) und damit deutlich über dem Vorkrisenlevel. Dennoch sind die Zahlen für die erfolgsverwöhnte chinesische Einzelhandelsbranche leicht enttäuschend. So stieg ihr Umsatz im Gesamtjahr 2019 um nominal 8 Prozent und schon damals waren die Händler davon nicht gerade begeistert gewesen.
Im Ergebnis blieb der ganz große Nachholeffekt im Einzelhandel und Konsumgütergeschäft aus. Dabei war die Bevölkerung nach der erfolgreichen Bekämpfung der Coronapandemie bereits im Frühsommer 2020 in China weitgehend zur Normalität übergegangen. Außerdem liegt der Schluss nahe, dass die Chinesen doch, da sie nicht mehr reisen können, seither vermehrt im Inland einkaufen. Für die ersten elf Monate ergab sich aber immer noch ein Rückgang des Einzelhandelsumsatzes von nominal knapp 5 Prozent. Selbst wenn der Dezember gut verläuft, wird man das Jahr mit einem - wenn auch leichten - Minus abschließen.
Die Konsumenten warten anscheinend ab, bis sich die Wirtschaftslage dauerhaft stabilisiert hat. Zudem war insbesondere unter Wanderarbeitern die Erwerbslosigkeit spürbar gestiegen, auch wenn das die offiziellen Statistiken nicht widerspiegeln. Einige fanden zwar in jüngster Zeit infolge der Erholung des Exportgeschäfts wieder einen neuen Job. Noch hält sich aber die Exportindustrie mit großen Neueinstellungen zurück.
Die einzelnen Sparten des Sektors entwickelten sich zudem in ganz unterschiedliche Richtungen. Der ohnehin schon seit Jahren boomende E-Commerce erfuhr durch die Coronapandemie kaum Einbußen. Der Umsatz im Onlinehandel mit Konsumwaren wuchs in den ersten elf Monaten 2020 um nominal 15,7 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2019 lag das Wachstum zwar noch bei 19,5 Prozent. Die Differenz von 3,8 Prozentpunkten ist angesichts der immer noch äußerst dynamischen Entwicklung aber eher akademischer Natur.
Mit dem Onlinegeschäft lassen sich zudem ganz neue Kundengruppen für sich gewinnen. So hat sich inzwischen etabliert, Lebensmittel im Internet zu bestellen. Die Verbraucher meiden zunehmend den Gang zum traditionellen Marktplatz mit seinen fragwürdigen hygienischen Bedingungen. Der Umsatz an Nahrungsmitteln und Getränken legte zwischen Januar und November 2020 auf Jahresbasis um knapp ein Drittel zu.
Der Offline-Handel kam derweil in der Durchschnittsbetrachtung noch nicht richtig auf die Beine. Die Händler hoffen auf 2021. Die Zentralregierung möchte zudem im Zuge der neuen Politik des sogenannten doppelten Wirtschaftskreislaufs (Dual Circulation) den Binnenkonsum ankurbeln. Unter anderem berichtete die China Daily, dass es Anpassungen beim Steuersystem geben könnte, um die Einkommensverteilung zu verbessern.
Es dominieren immer noch die kleinen inhabergeführten Läden. Daneben gibt es in den Innenstädten große Shoppingmalls sowie an den Rändern der Metropolen Hypermärkte. Im E-Commerce dominiert im Geschäft mit dem Endkunden (Business-to-Consumer; B2C) der chinesische Konzern Alibaba mit seiner Plattform TMall. Auf Rang zwei folgt JD.com. Hier finden Sie weitere Informationen zur aktuellen Entwicklung im E-Commerce in China.
Die Daten zum chinesischen Einzelhandel sind beim nationalen Statistikamt auf Englisch einsehbar. Es gibt dort auch Zahlen zu den verschiedenen Konsumgütersparten. Jedoch beziehen sich diese lediglich auf größere Geschäfte und sind damit nur bedingt repräsentativ. Der halbstaatliche Hong Kong Trade Development Council (TDC) veröffentlicht regelmäßig Studien zum chinesischen Konsumgütermarkt. Tipps und Informationen zum Vertrieb in China sind in der GTAI-Publikation Vertrieb- und Handelsvertretersuche - China abrufbar.