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Branchen | China | Wasserstoff

Shanghai macht Ernst bei Wasserstoff

Seit Jahren laufen in Shanghai Wasserstoff-Pilotprogramme. Nun sind größere Vorhaben geplant, unter anderem ein Pipelinenetz und ein internationaler Hafen für Wasserstoff. 

Von Corinne Abele | Shanghai

Künftig will Chinas Wirtschaftsmetropole Shanghai stärker in die "grüne" Wasserwirtschaft aus vollständig erneuerbaren Energien und die "blaue" Wasserwirtschaft investieren, bei dem das frei werdende CO₂ unterirdisch und damit ebenfalls klimaneutral gelagert wird. Bislang bildet „dreckiger“ Wasserstoff aus der Chemieindustrie die Grundlage für erste Wasserstofftankstellen, Brennstoffzellen-Busse und -Lastwagen. Der Shanghai Chemical Industry Park (SCIP) zählt zu den sieben großen petrochemischen Industrieclustern des Landes. Landesweit treibt China die Wasserstoffwirtschaft voran.

Shanghai plant Wasserstoff-Pipeline

Ende August 2022 hat Shanghai den Aufbau eines Pipelinenetzes für Wasserstoff und einer nationalen Handelsplattform für (grünen) Wasserstoff bekannt gegeben. Umgesetzt werden sollen die Pilotprojekte in der Lingang Special Area. Die Sonderzone ist Teil der Shanghaier Pilot-Freihandelszone.

Zum Aufbau der Handelsplattform wird die Shanghai Environment and Energy Exchange (SEEE) mit Shanghai Electric Power, dem Beijing Guoqing Zhonglian Hydrogen Research Institute und der China Energy Investment Corporation (CEIC) zusammenarbeiten, wie das staatliche Shanghai Securities Journal berichtet. Alle Partner gehören dem Staatssektor an. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten die Partner am 16. Juli 2022.

Laut der Bekanntmachung der Stadtregierung vom 26. August 2022 soll die Planung des Wasserstoff-Pipelinenetzes schnell voranschreiten, ohne einen konkreten Zeitrahmen vorzugeben. Auch der Einsatz von Pipelines für eine Erdgas-Wasserstoff-Mischung steht zur Debatte. In der Lingang Special Area gibt es bereits eine Handvoll sogenannter integrierter Tank- und Stromstellen.

Entwicklungsgesellschaft für Umsetzung gegründet

Bereits im Dezember 2021 hat die staatliche Entwicklungsgesellschaft Shanghai Lingang Economic Development Group ihr Tochterunternehmen Shanghai Lingang Hydrogen Industrial Development gegründet. Es fokussiert sich auf die Integration der Wasserstoff-Wertschöpfungskette und den Aufbau kommerzieller Anwendungen im Energie-, Transport- und Gebäudesektor.

Staatliche Entwicklungsgesellschaften werden in China häufig genutzt, um neue Industriebereiche voranzutreiben.

In diesen staatlichen Entwicklungsgesellschaften trägt der Staat einen bedeutenden Anteil des Entwicklungsrisikos. Ein anderes Beispiel ist die Zhongguancun Development Group, die im Beijinger Stadtbezirk Haidian die Start-up- und Technikschmiede Zhongguancun, Chinas sogenannte Antwort auf das US-amerikanische Silicon Valley, aufgebaut hat. Inzwischen hat die Entwicklungsgesellschaft das Konzept auch andernorts umgesetzt.

Neuer Wasserstoff-Hafen in Planung

Shanghai gab im Juli 2022 das mittel- bis langfristige Entwicklungsprogramm für die Wasserstoffwirtschaft 2022 bis 2035 bekannt, wenige Monate nach dem ersten entsprechenden nationalen Entwicklungsplan für die Wasserstoffwirtschaft 2021 bis 2035. Demnach möchte die Metropole ebenfalls in Lingang einen internationalen Hafen für die Einfuhr von grünem Wasserstoff aus dem Ausland und aus Chinas Westprovinzen umsetzen. In diesen Provinzen soll er mit Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen werden und dann auf dem Jangtse bis nach Shanghai transportiert werden. 

Der Hafen soll mit Wasserstoffanwendungen - wie mit Brennstoffzellen betriebenen fest installierten oder mobilen Ladekränen, Transportern und entsprechenden Tankstellen - ausgestattet werden. Erfolgreiche Anwendungen sollen dann auch in den großen Containerhäfen Yangshan, Baoshan, Waigaoqiao und Luojing zum Einsatz kommen. Im April 2022 verfügte die Stadt der Plattform hua.on zufolge über 15 Wasserstofftankstellen. 

Bis 2025 plant Shanghai den Bau von 70 Wasserstofftankstellen. 

Im Rahmen seines Wasserstoff-Entwicklungsprogramms sieht die Metropole weitere Mittel zur Entwicklung entsprechender Standards, Methoden zur Preisfestsetzung und der Transportnachverfolgung von Wasserstoff vor. Führende Unternehmen im Wasserstoffsektor und im Bereich Emissionshandel können demnach Förderung erhalten.

Bis zu 70 Prozent grüner Wasserstoff in China bis 2060 

Insgesamt hat das Entwicklungsprogramm bis 2025 einen Markt von knapp 15 Milliarden US-Dollar für die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette in Shanghai im Visier. Dabei soll der Anteil von grünem Wasserstoff kontinuierlich steigen. Laut Expertenaussagen auf dem Pujiang Innovationsforum Ende August 2022 in Shanghai beläuft sich der Anteil von grünem Wasserstoff an Chinas gesamter Wasserstoffversorgung derzeit auf etwa ein Prozent. Bis 2060 soll er auf 70 Prozent steigen. China ist bereits der größte Wasserstoffproduzent weltweit mit einem jährlichen Produktionsvolumen von etwa 33 Millionen Tonnen.

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