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Wirtschaftsumfeld | China | Außenhandel

Chinas Außenhandel bleibt 2021 auf Wachstumskurs

Der Warenhandel legt kräftig zu. Trotz Handelszöllen und Corona boomt der Warenaustausch mit den USA. Zudem läuft China deutschen Exporteuren in immer mehr Segmenten den Rang ab.

Von Katharina Viklenko | Bonn

Schon 2020 war die Volksrepublik der Motor des globalen Wirtschaftswachstums. Wie das chinesische Zollamt Mitte Juli mitteilte, befand sich der Außenhandel in der ersten Jahreshälfte 2021 weiterhin auf Wachstumskurs und trug zur positiven Entwicklung von Chinas Bruttoinlandsprodukt bei. Die globale Nachfrage nach medizinischen Produkten und elektronischen Geräten, die im Homeoffice zum Einsatz kommen, hat Ausfuhren aus dem Reich der Mitte ein deutliches Plus verschafft. Sie legten im 1. Halbjahr 2021 auf US-Dollar-Basis um 38,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. Vor allem Warenlieferungen von Mobiltelefonen, raffinierten Ölprodukten und Schuhen zogen an. Die Aufhebung von Lockdowns und Impffortschritte in wichtigen Absatzmärkten sorgten für eine stabile Nachfrage. Die Einfuhren wuchsen im selben Zeitraum gleichermaßen kräftig um 36 Prozent.

Im Juni 2021 legten die Exporte mit einer Steigerung von 32,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat besonders deutlich zu. Damit verzeichnete der Gesamthandel den 13. Monat in Folge ein positives Wachstum. Analysten waren zuvor von einer Abflachung der Wachstumskurve ausgegangen, da das Wiederaufflammen von Infektionsfällen im Süden Chinas beim Frachttransport vorübergehend für einen Containerstau gesorgt hatte. Dabei dürfte der überraschende Anstieg der Ausfuhren zum Teil auf steigende Rohstoffpreise zurückzuführen sein. Doch selbst bei der Betrachtung der monatlichen Werte im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019, können sich die Wachstumsraten durchaus sehen lassen.

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Ausgehend von einer hohen Basis 2020 geht das Zollamt für das 2. Halbjahr 2021 von einer Verlangsamung des Exportwachstums aus. Außerdem hat das Coronavirus eine Reihe von wichtigen Absatzmärkten nach wie vor fest im Griff, was einen Unsicherheitsfaktor darstellt. Daneben zählen die kontinuierlich steigenden Rohstoffpreise, die Aufwertung des chinesischen Yuan sowie zunehmende Außenhandelsrisiken zu weiteren bedeutenden Faktoren, die sich auf die weitere Entwicklung negativ auswirken dürften.

Zweistelliges Wachstum mit allen wichtigen Handelspartnern

Im Zeitraum zwischen Januar und Juni 2021 verzeichnete China ein rasantes Wachstum des Handels mit allen wichtigen Partnern. Chinesische Lieferungen in die USA stiegen um 42,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. In die Staaten des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN 10) legten sie um 38,3 Prozent und in die Europäische Union (EU 27) um 35,9 Prozent zu.

Entwicklung des chinesischen Außenhandels (in Milliarden US$; Veränderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Prozent)

2020

Veränd.

1. Hj. 2021

Veränd.

Veränderung 1. Hj. 2021/1. Hj. 2019

Exporte weltweit, davon

2.590,6

3,6

1.518,4

38,6

29,6

EU (27)

391,0

6,7

233,0

35,9

k.A.*

USA

451,8

7,9

252,9

42,6

26,8

Deutschland

86,8

8,8

52,8

35,7

36,0

Importe weltweit, davon

2.055,6

-1,1

1.266,8

36,0

28,0

EU (27)

258,6

2,3

155,2

38,8

k.A.*

USA

134,9

9,8

87,9

55,5

49,2

Deutschland

105,3

0,2

60,1

33,0

16,0

*) keine Angabe, da die veröffentlichten Daten der chinesischen Zollbehörde sich im 1. Halbjahr 2019 noch auf den Handel mit EU (28) bezogen habenQuelle: China Customs; Berechnungen von Germany Trade & Invest

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Handel mit USA boomt trotz Zöllen und Corona

Gegenseitige Warenlieferungen der Vereinigten Staaten und der Volksrepublik nahmen im 1. Halbjahr 2021 deutlich an Fahrt auf. Die dynamische Entwicklung erfolgte ungeachtet des Handels- und Zollstreits, der unter anderem auf Ungleichgewichte im Handel zwischen den beiden Ländern zurückzuführen ist. Zwar stand der Handel mit den USA vor der Coronakrise sowie im 1. Halbjahr 2020 unter Druck. Doch erweckt das aktuelle Wachstum den Eindruck, weder der Handelskonflikt noch die Covid-19-Pandemie hätten sich im erwarteten Ausmaß auf den bilateralen Warenaustausch ausgewirkt.

Die politischen Beziehungen haben sich infolge zahlreicher Spannungsfelder wie der Einführung des nationalen Sicherheitsgesetzes in Hongkong, der Menschenrechtslage in Xinjiang, Vorwürfen zu Hackerangriffen auf US-Firmen sowie Forderungen nach Nachforschungen zum Ursprung des Covid-19-Virus zunehmend verhärtet. Dennoch bot der bilaterale Warenhandel ein gewisses Maß an Stabilität. Chinesische Ausfuhren in die USA legten in den ersten sechs Monaten 2021 nach Angaben des chinesischen Zolls um 42,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Die Einfuhren verzeichneten parallel ein Wachstum von 55,5 Prozent.

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Zwar dürften die Wachstumsraten teils auf die niedrigere Vergleichsbasis im Vorjahr zurückzuführen sein. Dennoch wurde im 1. Halbjahr 2021 auch wertmäßig deutlich mehr gehandelt als beispielsweise noch in den ersten sechs Monaten 2019. China dürfte im Gesamtjahr 2021 eine Rekordmenge an Agrargütern aus den USA beziehen. Auf der anderen Seite fragen US-Verbraucher pandemiebedingt verstärkt Produkte aus der Volksrepublik nach. Gemäß Angaben des chinesischen Zolls trieb die Nachfrage nach Laptops, Smartphones, Haushaltsgeräten und Kleidung die Exporte in die Vereinigten Staaten an.

China als Lichtblick und Konkurrent für deutsche Exporteure

Bereits 2020 war das Reich der Mitte im Zuge der Coronakrise zum zweitwichtigsten Abnehmer deutscher Waren aufgestiegen. Auch im 1. Halbjahr 2021 blicken deutsche Exporteure positiv auf den bilateralen Handel mit der Volksrepublik. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legten deutsche Exporte nach China in den ersten fünf Monaten 2021 um 19,7 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode zu. Für Juni geht Destatis gleichermaßen von einem kräftigen Anstieg der entsprechenden Ausfuhren aus. Die Einfuhren aus der Volksrepublik wuchsen im Zeitraum Januar bis Mai 2021 zweistellig um 15,6 Prozent.

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Bei den wichtigsten Lieferpositionen "Made in Germany" verbuchten Straßenfahrzeuge und andere Beförderungsmittel wie Schiffe, Luft- und Schienenfahrzeuge in den ersten fünf Monaten 2021 einen überproportionalen Zuwachs. Ein Rückgang zeichnete sich hingegen bei deutschen Ausfuhren von Elektronik ab.

Deutsche Exporte in die Volksrepublik nach wichtigen Warengruppen (in Milliarden Euro; Veränderung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in Prozent) *)

Warengruppe

SITC-Position

2020

Januar-Mai 2021

Veränderung

Gesamt

0 bis 9

95,9

43,0

19,7

Kraftfahrzeuge

78

24,4

11,7

40,3

Maschinen

71 bis 74

20,3

9,1

16,1

Elektrotechnik

77 minus 776

11,6

5,2

16,7

Chemische Erzeugnisse

5

10,4

5,0

15,9

Mess- und Regeltechnik

87

7,0

3,1

17,7

Elektronik

75, 76, 776

5,0

2,0

-2,1

Andere Beförderungsmittel

79

3,7

1,4

120,3

*) vorläufige WerteQuelle: Destatis; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Zugleich läuft die chinesische Konkurrenz deutschen Exporteuren in immer mehr Branchen den Rang ab. Im Jahr 2020 hat die Volksrepublik zum ersten Mal deutsche Maschinenbauer überholt und mehr Maschinen und Anlagen ausgeführt als der bisherige Exportweltmeister in diesem Segment. Der Trend hatte sich seit längerem abgezeichnet, doch erst die Coronapandemie verhalf dem Reich der Mitte auf Platz eins der Lieferländer weltweit. Für deutsche Unternehmen bleibt der Umgang mit China damit ein Balanceakt zwischen Wettbewerb und Partnerschaft.

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