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Trotz Corona hat China 2020 seinen Anteil am Weltexport ausgebaut. Das Land stieg zudem zum wichtigsten Handelspartner der EU auf und gewann für deutsche Exporteure an Bedeutung.
26.02.2021
Von Katharina Viklenko | Bonn
Auch 2020 war die Volksrepublik der Motor des globalen Wirtschaftswachstums. Für das Gesamtjahr verzeichnete China als eines der wenigen Länder weltweit trotz der Coronakrise eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes zum Vorjahr von 2,3 Prozent. Auch im Außenhandel verbuchte das Land mit einer Zunahme des Gesamthandels um 1,5 Prozent gegenüber 2019 ein deutliches Plus. Die Ausfuhren legten um 3,6 Prozent zu. Die Einfuhren gingen mit 1,1 Prozent hingegen leicht zurück.
Während im Frühjahr 2020 noch Liefer- und Transportschwierigkeiten auftraten, hatte das Reich der Mitte das Coronavirus seit dem Sommer weitestgehend im Griff, sodass wirtschaftliche Aktivitäten an Fahrt aufnahmen. So gelang es China, seine Stellung als Exportweltmeister gegenüber den Konkurrenten USA und Deutschland zu untermauern. Das Land kam laut dem Münchener ifo Institut 2020 auf einen Anteil am Weltexport von 14,5 Prozent.
Die chinesische Dominanz im Exportsektor während der Pandemie wird am Beispiel von Schutzmasken deutlich. Zwischen März und Dezember 2020 habe China insgesamt 224 Milliarden Masken exportiert, davon allein 65 Milliarden für den medizinischen Gebrauch, so Li Kuiwen, offizieller Sprecher der chinesischen Zollbehörde. Rechnerisch stellte das Land damit jedem Menschen auf der Welt etwa 40 Masken bereit. Insgesamt stiegen die Ausfuhren von medizinischen Geräten und Gütern 2020 laut der Zollbehörde im Vergleich zu 2019 um 31 Prozent.
Neben der pandemiebedingt starken Nachfrage nach Schutzkleidung, Mund-Nasen-Schutz und medizinischen Gütern zählten auch elektronische Geräte, die im Homeoffice vermehrt nachgefragt wurden, zu den Treibern für Chinas Exporte. Die Nachfrage nach chinesischen Waren ist so groß, dass der anhaltende Mangel an Frachtcontainern ein ernstes Problem ist. Der im Lockdown gestiegene Online-Handel hat die Nachfrage nach Containertransporten aus China zusätzlich angeheizt. Durch die begrenzte Verfügbarkeit von Leercontainern sind die Frachtraten erheblich gestiegen. Die Häfen kämen einfach nicht hinterher, heißt es aus der Branche.
Vor allem der Warenverkehr mit den asiatischen Nachbarländern erwies sich 2020 als stabiler Pfeiler. Die chinesischen Exporte in die ASEAN-Staaten wuchsen gegenüber 2019 um 6,7 Prozent. Trotz Handelskonflikt legten Chinas Ausfuhren in die USA um 7,9 Prozent zu. Die Exporte nach Taiwan und Australien kamen gar um 9,1 Prozent beziehungsweise 10,9 Prozent voran. Im Gegenzug stiegen Chinas Importe aus der ASEAN um 6,6 Prozent. Vor allem Vietnam (22,4 Prozent) und Indonesien (9,5 Prozent) punkteten mit einem hohen Zuwachs. Bemerkenswert ist, dass das Reich der Mitte seine Importe vor allem aus den USA (9,8 Prozent) und Taiwan (16 Prozent) noch stärker ausweitete als seine Exporte in beide Märkte stiegen.
China ist zudem wieder zum wichtigsten Handelspartner Indiens avanciert und hat die USA hier auf Platz zwei verwiesen. Das teilte das indische Wirtschaftsministerium mit. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, denn das bilaterale Handelsvolumen ging im Zuge der Pandemie zurück und die Regierung wollte sich ursprünglich von China abkoppeln. Während Chinas Exporte nach Indien 2020 um 10,8 Prozent gegenüber 2019 sanken, legten die Importe um 16 Prozent zu.
Im Coronajahr 2020 hat das Reich der Mitte erstmals die USA als wichtigsten Handelspartner der EU abgelöst. Laut aktuellen Eurostat-Zahlen legten europäische Exporte in die Volksrepublik gegenüber 2019 um 2,2 Prozent auf 202,5 Milliarden Euro zu. Gleichzeitig stiegen Europas Importe aus der Volksrepublik um 5,6 Prozent auf 383,5 Milliarden Euro. Während der Warenhandel mit China positive Wachstumsraten aufwies, brachen die europäischen Ausfuhren in die USA 2020 um 8,2 Prozent und die Einfuhren um 13,2 Prozent im Vorjahresvergleich ein.
Chinas Exporte nach Europa profitierten vorrangig von der starken Nachfrage nach medizinischen Geräten und Elektronik. Im Gegenzug beflügelten die schnelle Erholung und die starke Wirtschaftsleistung die chinesische Nachfrage nach europäischen Autos und Luxusgütern.
Zu beachten ist, dass sich die Meldung von Eurostat nur auf die Entwicklungen im Warenhandel bezieht. Nimmt man den Dienstleistungshandel hinzu, bleibt China weit hinter den USA auf Rang zwei zurück. Zwar liegen für 2020 noch keine Daten vor, allerdings wird der große Abstand anhand verfügbarer Zahlen aus dem Jahr 2018 deutlich: Während der EU-China-Dienstleistungshandel sich auf 76,6 Milliarden Euro summierte, lag der entsprechende Handel mit den USA mit 375,6 Milliarden Euro bei dem Fünffachen.
Trotz der Coronakrise ist der deutsche Außenhandel mit der Volksrepublik 2020 um 3 Prozent gegenüber 2019 gestiegen. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes wurden 2020 Waren im Wert von 212,1 Milliarden Euro zwischen den beiden Staaten gehandelt. China ist schon seit 2016 der wichtigste Handelspartner Deutschlands und auch 2020 belegte das Land bei den deutschen Importen den ersten Platz. Gleichzeitig stieg China zum zweitwichtigsten Abnehmer deutscher Waren auf. Dabei hat sich im Zuge von Corona der Abstand zu den USA als Spitzenreiter deutlich verringert. China dürfte für die deutsche Exportwirtschaft künftig noch stärker an Bedeutung gewinnen.
Die deutschen Ausfuhren in die Volksrepublik beliefen sich 2020 auf 95,9 Milliarden Euro, ein geringes Minus von lediglich 0,1 Prozent gegenüber 2019. Bei den wichtigsten Lieferpositionen "Made in Germany" konnten sich die Warengruppen Elektronik, Elektrotechnik sowie Mess- und Regeltechnik behaupten. Rückgänge verzeichneten hingegen Maschinen und andere Beförderungsmittel. Das größte Minus verbuchten hierbei Schiffe mit 58,1 Prozent. Lieferungen von Luft- und Schienenfahrzeugen gingen mit 27,6 Prozent beziehungsweise mit 14 Prozent moderater zurück.
Warengruppe | SITC-Position | 2019 | 2020* | Veränderung |
---|---|---|---|---|
Gesamt | 0 bis 9 | 96,0 | 95,9 | -0,1 |
Straßenfahrzeuge | 78 | 24,2 | 24,4 | 0,8 |
Maschinen | 71 bis 74 | 21,0 | 20,3 | -3,1 |
Elektrotechnik | 77 minus 776 | 10,9 | 11,6 | 6,0 |
Chemische Erzeugnisse | 5 | 10,2 | 10,4 | 2,1 |
Mess- und Regeltechnik | 87 | 6,6 | 7,0 | 5,6 |
Elektronik | 75, 76, 776 | 4,6 | 5,0 | 10,2 |
Andere Beförderungsmittel | 79 | 5,1 | 3,7 | -28,2 |