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Branchen | Dänemark | Wasserstoff

Dem Wasserstoff zum Durchbruch verhelfen

Dänemark setzt bei der Umstellung auf alternative Treibsoffe an mehreren Punkten an. Um das Henne-Ei-Problem zu lösen wird sowohl die Angebots- als auch Nachfrageseite gefördert.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Dänemark will seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 70 Prozent reduzieren. Nicht für alle Sektoren sind aber bestehende Energieversorgungs- und -speichertechnologien ausreichend. Deswegen wurde im März 2022 die Power-to-X-Strategie (PtX) vorgestellt. Sie widmet sich vor allem der Weiterverarbeitung von Ökostrom zu Wasserstoff und in weiteren Schritten zu Ammoniak, Methanol oder E-Kerosin.

"Die PtX-Technologie ermöglicht die Herstellung von Kraftstoffen und Chemikalien, die fossile Produkte in einer Reihe von schwer umwandelbaren Sektoren ersetzen können, darunter in der Schiff- und Luftfahrt, der Landwirtschaft, Teilen der Industrie oder auch im schweren Straßentransport. Ohne die Umstellung dieser Sektoren wird Dänemark sein langfristiges Ziel der Klimaneutralität bis 2050 voraussichtlich nicht erreichen", wird im parteiübergreifenden Dokument unterstrichen. Die Unterzeichner versammeln über 90 Prozent der Stimmen im dänischen Parlament.

Zuschuss für Wasserstoffproduktion

Übergreifendes Ziel der Maßnahmen ist der Aufbau von 4 bis 6 Gigawatt Elektrolysekapazitäten bis 2030. Voraussichtlich 2023 wird dafür eine öffentliche Ausschreibung starten. Investoren werden sich um Betriebskostenzuschüsse für einen Zeitraum von 10 Jahren bewerben können. Wie in der Strategie unterstrichen wird: "Förderfähig ist nur aus erneuerbaren Energiequellen hergestellter Wasserstoff, der den Anforderungen der Europäischen Union für grüne PtX-Kraftstoffe entspricht".

Ausschlaggebend für die Vergabe der für diese Maßnahme zur Verfügung stehenden knapp 170 Millionen Euro werden die Erzeugungskosten des Wasserstoffs in der jeweiligen Anlage sein. Um diese möglichst klein zu halten, sollen zwei Schutzmechanismen in die Ausschreibung eingearbeitet werden. Einerseits wird für einzelne Projekte eine Gebotsobergrenze festgelegt um günstiger produzierende Anlagen zu fördern. Zum anderen wird die Summe der Kapazitäten aller bezuschussten Anlagen ein gewisses Minimum erreichen müssen, damit die Fördermittel überhaupt ausgeschüttet werden. Im Vorfeld will die zuständige dänische Energiebehörde einen Marktdialog führen.

Etwa 20 Projekte in Vorbereitung
Beim Branchenverband Hydrogen Denmark finden Sie eine Übersicht der laufenden und geplanten Power-to-X-Projekte.

Ein zweiter Fördertopf wird gerade mit der Europäischen Kommission verhandelt und soll etwa 46 Millionen Euro aus der Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas (REACT-EU) nutzen. Dabei sollen "innovative grüne Technologien" mit dem Schwerpunkt Demonstrations- und Produktionsanlagen für PtX und Wasserstoff unterstützt werden.

Für Stromversorgung wird gesorgt

Damit den Anlagen nicht der notwendige Strom ausgeht, soll noch 2022 ein Energie- und Versorgungspaket angenommen werden. Dieses soll einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien begünstigen. Das Ziel dabei lautet:

"Dänemark wird bis 2030 Nettoexporteur von grüner Energie".

Neben Förderinstrumenten zur Stärkung des Ausbaus von Solaranlagen und Onshore-Windkraft sind auch Ausnahmen beim 2021 erweiterten, kommunalen Vetorecht für sogenannte Open-Door-Scheme Offshore-Windanlagen angedacht. Unter Protesten der Branche wurde damals festgelegt, dass Selbstverwaltungen Projekte, die weniger als 15 Kilometer von der Küste entfernt sind, blockieren können. Nun sollen Offshore-Windparks, die direkt an Großverbraucher - darunter PtX-Anlagen - angeschlossen sind, davon befreit werden.

Um diese Direktverbindungen zu fördern, sollen Ausnahmen von der Regel, die besagt, dass die Stromübertragung und -verteilung über das Hauptnetz erfolgen muss, erlaubt werden. Dafür müssen Betreiber einen gebührenpflichtigen Antrag bei der Energiebehörde stellen. Der Bau muss im Rahmen der geltenden Planungs-, Umwelt- und technischen Anforderungen für die Errichtung von Stromnetzen geplant sein. Für Projekte mit maximal zwei Betreibern und einer Leistung von 10 Kilovolt wird es einen Standardantrag geben. Bei darüberhinausgehenden Eckdaten wird ein individueller Antrag notwendig sein. Kosten für Bau, Betrieb und Instandhaltung tragen die Betreiber.

Für Großverbraucher, die sich über das landesweite Netz versorgen wollen, werden die Tarife geographisch gestaffelt. Dadurch soll ein Anreiz geschaffen werden, Großanlagen an Standorten zu errichten, an denen genug Strom- und Netzkapazitäten vorhanden sind.

Die neue alte Infrastruktur

Damit der Wasserstoff aus den Produktionsanlagen zum Kunden kommt, sollen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die notwendige Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff in Leitungen und seine unterirdische Speicherung zu ermöglichen. Diese soll in erster Linie von den Gasunternehmen Energinet und Evida aufgebaut werden. Teilweise werden bestehende Gasleitungen umfunktioniert. Auch eine Verbindung mit dem Aufbau der Infrastruktur für Kohlenstoffdioxidabscheidung und -Speicherung (CCS) wird erwogen. Beide Unternehmen sollen zudem

"einen Dialog mit Deutschland und anderen Nachbarländern über die mögliche Einrichtung von Wasserstoffinfrastrukturen aufnehmen".

Fragen zu Eigentum, Finanzierung, Betrieb und dem Zusammenhang mit der EU-Energiepolitik sollen im oben erwähnten Energie- und Versorgungspaket geklärt werden.

Sektorziele sollen die Nachfrage ankurbeln

Für genügend Abnehmer des nachhaltigen Treibstoffs sollen Sektrostrategien sorgen. Bereits verkündet wurde das Vorhaben, ab 2025 die ersten Inlandsflüge auf grüne Treibstoffe umzustellen. Bereits fünf Jahre später soll der gesamte Binnenluftverkehr schadstofflos werden, wofür bis zu 250 Megawatt an Elektrolysekapazitäten notwendig sein werden. In den Jahren 2022 und 2023 sollen für weitere Transportsparten entsprechende Ziele festgelegt werden, darunter für den Gütertransport auf der Straße sowie die Schifffahrt.

Die Reederei Maersk bereitet sich bereits vor. Sie schloss sechs Partnerschaften für die Lieferung von 1,2 Millionen Tonnen grünen Methanols jährlich ab 2025. Dies soll ausreichen um unter anderem acht Containerschiffe mit einem Fassungsvermögen von jeweils 16.000 TEU zu betreiben. Den Antrieb für die von Hyundai Heavy Industries gebauten Schiffe entwickelt MAN.

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