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Mehr Fernwärme, mehr Geothermie

Um unabhängiger von fossilen Energien und gleichzeitig nachhaltiger zu werden, baut Dänemark seine Fernwärmenetze aus. Allen voran steht die Geothermie im Fokus. 

Von Michał Woźniak | Stockholm

Bis Mitte 2030 will Dänemark mehr als die Hälfte der mit fossilen Brennstoffen beheizten Haushalte auf umweltfreundlichere Wärmequellen umstellen. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung Mitte vergangenen Jahres das Grüne Abkommen über Ökostrom und -wärme verabschiedet. In dem Papier wird die Zahl dänischer Haushalte, die mit Erdöl oder Erdgas beheizt werden, auf etwa 450.000 beziffert - nahezu ein Viertel der insgesamt knapp über 2 Millionen. 

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Bei der gasbasierten Wärmeerzeugung wurden zwei Deadlines aufgestellt: Ab 2030 soll nur noch Biogas zum Einsatz kommen und 2035 der letzte Gaskessel in Privathaushalten abgebaut sein. Bereits im Frühjahr 2023 sollen die Vorschläge zum Ausstieg aus der fossilen Wärme vorgelegt werden - sowohl auf zentraler als auch auf regionaler und kommunaler Ebene. Ab 2026 könnte es voraussichtlich Fördergelder geben, um den Prozess zu beschleunigen.   

Womit die Gas- und Ölkessel ersetzt werden, hängt von der Machbarkeit ab. Für abgelegene Immobilien sind Wärmepumpen vorgesehen. Überwiegend sollen aber Fernwärmesysteme für behagliche Innenraumtemperaturen sorgen.

Entsprechende Investitionen werden auf den Weg gebracht: Die Kommune Tårnby plant, bereits 2028 nahezu alle Wohn- und Gewerbeimmobilien auf Fernwärme umzustellen. Die Arbeiten sollen 2024 beginnen. Das Kommunalunternehmen Norfors hat Mitte 2022 angekündigt, seine Fernwärmeinfrastruktur bis 2030 für nahezu 540 Millionen Euro zu verdoppeln. Vestforbrændning will rund 810 Millionen Euro für den Ausbau des Verteilnetzes sowie zusätzliche Erzeugungskapazitäten ausgeben.

Fokus auf Erdwärme

Bei den Erzeugungskapazitäten möchte die dänische Regierung eine neue Quelle anzapfen: Die Nutzung der Geothermie, die 2021 etwa 0,05 Prozent des Fernwärmebedarfs deckte, soll langfristig einen Anteil von 15 bis 20 Prozent erreichen.

Vor diesem Hintergrund hat das dänische Parlament Anfang März 2023 beschlossen, dass die Preise von Erdwärme nicht mehr über das Wärmeversorgungsgesetz festgelegt werden. Sie sollen künftig in einem Vertrag zwischen Fernwärmeversorger und Geothermiebetreiber ausgehandelt werden. Dieser soll eine Kostenobergrenze für Verbraucher festlegen: Um sie gegen die kaum abschätzbaren Kosten "im Zusammenhang mit dem kilometertiefen Bohren im Untergrund" abzusichern, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums für Klima, Energie und Versorgung. "Mit den veränderten Rahmenbedingungen für Geothermie könne die Technologie zur Verdrängung fossiler Brennstoffe beitragen und den Bedarf an Biomasse reduzieren", unterstrich derweil Maria Dahl Hedegaard, Fachberaterin beim dänischen Fernwärmeverband.

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Aarhus wagt den ersten Schritt

Der erste Profiteur der neuen Regelung steht bereits fest. "Unsere ehrgeizigen Klimaziele machen es erforderlich, alle grünen Energietechnologien einzusetzen. Mit den neuen Regeln ebnen wir den Weg für grüne Wärme aus dem Untergrund für 35.000 Aarhuser Haushalte, indem wir gute Investitionsbedingungen schaffen", unterstrich Klimaminister Lars Aagaard.

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Das Projekt des Aarhuser Versorgungsunternehmen Kredsløb soll mit einer Kapazität von 110 Megawatt zur größten Anlage dieser Art in Europa werden. Noch dieses Jahr wird der Investor Innargi mit Bohrungen beginnen, um 2025 die ersten Kunden zu versorgen. Ihre volle Kapazität soll die Anlage 2030 erreichen und dann über mindestens 30 Jahre Wärme liefern.

Andere Städte und Gemeinden stehen bereits Schlange

Die zu A.P. Møller Holding gehörende Innargi konnte landesweit Partner gewinnen. Vom Versorgungsunternehmen SHF wurde die Firma im November 2022 beauftragt, die Möglichkeiten der Entwicklung geothermischer Energie für Fernwärme in der Region zu untersuchen. "Wir müssen die Netze in Hørning und Skanderborg verbinden, um eine ausreichende Basis für geothermische Energie zu gewährleisten", kündigte Erling Weber Jensen, Vorsitzender des SHF-Verwaltungsrates, weitere Investitionen an.

Einen Monat später erhielt Innargi einen weiteren Untersuchungsauftrag von Fors, dem Versorgungsunternehmen in Holbæk. Dieses will die zur Hälfte erdgasbasierte Wärmeerzeugung ersetzen. Die Firma plant, etwa 60 Prozent des Fernwärmebedarfs mit Geothermie abzudecken. Dafür sollen Brunnen mit bis zu 30 Megawatt Leistung gebohrt werden. Die erste Erdwärme soll 2026 gewonnen werden. "Wir erwarten, dass die Temperatur des geothermischen Wassers zwischen 60 und 80 Grad liegt", berichtet Samir Abboud, Chief Executive Officer von Innargi.

Die ambitioniertesten Pläne verfolgt die Hauptstadt Kopenhagen - hier sollen 120 bis 240 Megawatt Erdwärme-Kapazitäten entstehen. Im Dezember 2022 haben die Versorger VEKS, CTR und Hofor eine Absichtserklärung mit Innargi unterschrieben. Ziel ist es, die Rentabilität der Erdwärmeproduktion zu prüfen. Im Erfolgsfall soll die Produktion 2026 beginnen. 

Wärmespeicher für die Energiewende 

Auf der Agenda der Dänen steht auch die Erforschung der Wärmespeicherung. Mittel dafür stellt das Programm zur Entwicklung und Demonstration von Energietechnologien zur Verfügung. In der ersten Ausschreibungsrunde 2023 gingen dort im Bereich Wärme und -speicherung Förderanträge für mehr als 12 Millionen Euro ein.

Bereits mit Fördermitteln ausgestattet wurde die MOSS-Anlage von Hyme Energy und DIN Forsyning zur Speicherung überschüssigen erneuerbaren Stroms zur Wärmeerzeugung in flüssigen Hydroxiden. Auf eine ähnliche Methode setzt die norwegische Kyoto im Auftrag von Aalborg Forsyning. VEKS und HTF haben im Februar 2023 einen 70.000 Kubikmeter großen Erdbeckenspeicher eingeweiht. Der mit Folie und einem Deckel isolierte Kunstteich erlaubt die Speicherung überschüssiger Fernwärme und durch die Abkoppelung von Nachfragestoßzeiten eine kosteneffektivere Produktion.

Der Thermosteinspeicher am Heizwerk Rødby muss derweil auf bessere Zeiten warten: "Dies liegt vor allem an den gestiegenen Stahl- und Materialpreisen", hieß es Mitte 2022 vom Technologielieferant Stiesdal.

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