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Branchen | Dänemark | Energiewirtschaft, Wasserstoff

Neue deutsch-dänische Energiekooperation

Deutschland und Dänemark kooperieren beim Bau einer neuen landbasierten Wasserstoffpipeline. Die beiden Länder planen weitere grüne Energieprojekte.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Die Regierungen von Deutschland und Dänemark haben sich Ende März 2023 darauf geeinigt, den gemeinsamen Bau einer landbasierten Wasserstoffinfrastruktur zu fördern. Konkret sieht die Absichtserklärung vor:

  • einen regelmäßigen Informationsaustausch und Dialog mit öffentlichen und privaten Interessenten;
  • die bilaterale Koordination und Abstimmung der Umsetzung der jeweiligen nationalen und europäischen Regulierungsrahmen für Wasserstoff;
  • die Verabschiedung von Vorschriften im Rahmen des bevorstehenden Marktpakets für Wasserstoff und dekarbonisiertes Gas;
  • die Einrichtung eines Lenkungsausschusses und einer Generaldirektion zur Planung, Durchführung und Auswertung der Kooperationsaktivitäten;
  • die Unterstützung für potenzielle Betreiber und Nutzer von Wasserstoffinfrastrukturen bei der Gestaltung und Umsetzung ihrer Projekte sowie der Beantragung von EU-Fördermitteln.

Entsprechend werden die Betreiber und Nutzer die genaue Länge und den Verlauf der landbasierten Wasserstoffpipeline entscheidend prägen. Die Verbindung wird zwischen Westjütland und Flensburg die Grenze nach Deutschland passieren und weiter Richtung Kiel und Hamburg verlaufen. Wie groß die Übertragungskapazitäten ausfallen, steht noch nicht fest. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, hat im Hinblick auf die Übertragungskapazitäten für die "energiehungrige Industrie" in Deutschland eine eindeutige Vorstellung: "Je mehr, desto besser“.

Dänemark könnte mehr Energie nach Deutschland liefern

Laut der deutschen Nationalen Wasserstoffstrategie könnte die Nachfrage der deutschen Industrie von derzeit etwa 60 Terawattstunden "grauen" Wasserstoffs bis zum Jahr 2030 auf 90 bis 110 Terawattstunden ansteigen. Dänemark könnte einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Mehrbedarfs leisten. Laut seiner Power-to-X-Strategie will das Land 2030 über 4 bis 6 Gigawatt installierter Elektrolysekapazitäten verfügen. Damit könnte es mehr als 20 Terawattstunden Wasserstoff jährlich produzieren.

Der dänische Branchenverband Brintbranchen führt in seiner Datenbank derzeit nahezu 50 Investitionsvorhaben im Bereich Power-to-X (Liste auf Seite 6 der Präsentation). "[Wir sind] in einer einzigartigen Position, zum grünen Kraftwerk Nordeuropas zu werden und zum grünen Wandel beizutragen. Dies erfordert Investitionen in die Infrastruktur und die Unternehmen stehen schon in den Startblöcken", unterstreicht der dänische Minister für Klima, Energie und Versorgung Lars Aagaard. Bereits im Februar machte Dänemark mit einem 168 Millionen Euro großen Förderprogramm, welches durch EU-Mittel kofinanziert wird, einen wichtigen Schritt zum Aufbau von Produktionskapazitäten für Wasserstoff.

Neues Wasserstoffverteilnetz geplant

Die neue Vereinbarung zur Wasserstoffpipeline ist nur eine von vielen neuen deutsch-dänischen Energieinitiativen. Der dänische Energienetzbetreiber Energinet und die deutsche Tochtergesellschaft der niederländischen Gasunie haben bei der EU-Kommission einen Antrag für die Zuteilung des Status eines Project-of-Common-Interest gestellt. Dabei geht es um ein Vorhaben zum Aufbau eines über 1.100 Kilometer langen Wasserstoffverteilnetzes. Dieses soll grünen Wasserstoff von dänischen Produktionsanlagen und Speichern (beispielsweise von Gas Storage Denmark oder Storengy) zu Abnehmern in Deutschland transportieren.

Im August 2022 unterzeichneten Bundesminister Habeck und der damalige dänische Energieminister Dan Jørgensen eine Vereinbarung zur gemeinsamen Entwicklung der Energieinsel Bornholm. Bis 2030 sollen in den umliegenden Gewässern Offshore-Windanlagen mit Kapazitäten von bis zu 3 Gigawatt gebaut werden. Der Strom aus den einzelnen Parks soll auf Bornholm zusammenlaufen. Von dort wird er entweder direkt in das deutsche und dänische Stromnetz gespeist oder vor Ort zu Wasserstoff verarbeitet. Beide Länder teilen sich die Kosten für die Infrastruktur, aber auch die erzeugten Strommengen.

Neue Netzverbindungen befinden sich im Bau

Für die Anbindung des Bornholm-Stroms an das deutsche Festland werden die beiden Netzbetreiber 50Hertz aus Deutschland und Energinet aus Dänemark sorgen. Der Ende 2021 unterzeichnete Kooperationsvertrag sieht den Bau eines hybriden Interkonnektors zwischen beiden Ländern vor. Die 470 Kilometer lange Leitung soll nach Mecklenburg-Vorpommern führen. Mit einer maximalen Kapazität von 2 Gigawatt wird die Leitung bis zu 2 Milliarden Euro kosten. Das Vorhaben könnte um zusätzliche Anlagen erweitert werden, beispielsweise um Elektrolyseure zur Erzeugung von Wasserstoff.

Ende 2020 wurde die renovierte Höchstspannungsleitung zwischen Dänemark und Hamburg, genannt "Mittelachse", in Betrieb genommen. Der niederländische Betreiber TenneT hatte sie von 220 auf 380 Kilovolt verstärkt und kann somit laut eigenen Angaben "das Siebenfache an grünen Strom für Norddeutschland, Dänemark und Europa transportieren im Vergleich zu früher".

Noch in diesem Jahr könnte die sogenannte "Westküstenleitung" den ersten Strom zwischen Brunsbüttel und der dänischen Grenze transferieren. Der Neubau von TenneT ist ebenfalls 380 Kilovolt stark. Die Trasse soll die Transferkapazitäten zwischen beiden Ländern erhöhen und vor allem helfen, Strom aus erneuerbaren Energiequellen aus Schleswig-Holstein abzunehmen. "Bei der Onshore-Windkraft erwarten wir mehr als eine Verdopplung auf etwa 15 Gigawatt und bei Fotovoltaik fast eine Verzehnfachung auf 15 Gigawatt bis 2030", erklärte Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender beim Netzbetreiber SH Netz.

Energie nicht nur aus Dänemark

Die ambitionierten Pläne für Wind- und Solarenergie werden Deutschlands hohen Bedarf nicht decken können. Die hohe Nachfrage nach norwegischem Gas seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine katapultierte Norwegen 2022 in die Top-10 der wichtigsten deutschen Außenhandelspartner. Ein Anfang 2023 geschlossenes Wasserstoffabkommen dürfte die große Bedeutung der Handelskooperation langfristig zementieren. Auch mit Belgien und den Niederlanden sollen Wasserstoffprojekte umgesetzt werden.

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