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Wirtschaftsumfeld | Skandinavien | Wettbewerbsfähigkeit

Der Norden bleibt mehr als konkurrenzfähig

Das Schweizer Wirtschaftsinstitut IMD bescheinigt der dänischen Wirtschaft die beste Konkurrenzfähigkeit weltweit. Die beiden skandinavischen Nachbarn folgen knapp dahinter.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Zum ersten Mal Platz 1 für Dänemark: Das nordische Land ist, was die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit betrifft, allen Ländern der Welt voraus. Zu diesem Ergebnis kommt das in Lausanne angesiedelte Internationale Institut für Managemententwicklung IMD in seinem World Competitiveness Ranking, das seit 34 Jahren veröffentlicht wird.

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Traditionellerweise gehört ganz Skandinavien zur Spitzengruppe der Aufstellung. Obwohl Schweden und Norwegen in der jüngsten Rangliste leichte Platzverluste hinnehmen mussten, liegen sie weiterhin weit vor den wirtschaftlichen Großmächten USA, Deutschland oder China.

Was das Bewertungskriterium institutionelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen betrifft, schneiden Dänemark, Norwegen und Schweden hervorragend ab. Gleiches gilt für die Bereiche Gesundheit und Umwelt.

Dänemark und Schweden liegen zusätzlich unter den fünf bestbewerteten Ländern der Welt in Bezug auf Bildung und technologische Infrastruktur. Hier muss sich Norwegen jeweils mit zweistelligen Rängen begnügen, sticht dafür seine Nachbarn bei der Basisinfrastruktur - darunter Energieversorgung und -kosten sowie Transportwege - aus.

(S-)teuer erkaufte öffentliche Effizienz in Skandinavien

Ähnlich ist das Länderprofil der Skandinavier beim Thema Effizienz der öffentlichen Verwaltung. Norwegen überflügelt dank der Öleinnahmen seine Konkurrenten in Bezug auf die Lage der öffentlichen Finanzen. Dänemark liegt nur knapp dahinter, Schweden immerhin noch unter den Top 10.

Dafür sind Dänemark und Schweden nahezu unschlagbar, was die Unternehmerfreundlichkeit des Wirtschaftsrechts betrifft. Norwegen hat hier noch Verbesserungspotenzial. In Bezug auf die Steuerpolitik kommt Norwegen im nordischen Ländervergleich noch am glimpflichsten davon. Grund sind vor allem Sonderkonditionen im Norden des Landes, wo Unternehmen beispielsweise von Sozialabgaben befreit sind. Schweden mit Rang 55, vor allem aber Dänemark auf Platz 57 gehören hier zu den Schlusslichtern.

Andererseits kommen die hohen Steuerlasten dem Gemeinwohl zugute: Die Mittel fließen nicht nur in Bildung, Infrastruktur und Gesundheitswesen, sondern unterstützen auch Innovationen. Beim Rankingkriterium der digitalen Konkurrenzfähigkeit von IMD landeten Schweden, Dänemark und Norwegen entsprechend auf den Plätzen 3, 4 und 9. Im selben Jahr platzierte die Weltorganisation für intellektuelles Eigentum WIPO Schweden auf Rang 2 und Dänemark auf Rang 9 seines Indexes für globale Innovation. Norwegen schaffte es immerhin noch auf Platz 20 unter den 132 untersuchten Ländern.

Internationale Investmentposition ist hervorragend

Dank der gut gefüllten Staatskassen kam Skandinavien auch verhältnismäßig glimpflich durch die Coronapandemie. Das wirtschaftliche Vorkrisenniveau wurde bereits 2021 erreicht oder gar überboten. Die kommenden Jahre werden den Prognosen zufolge trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine weiteres Wachstum bringen. Trotzdem wird diese Entwicklung kaum etwas daran ändern, dass die drei Länder ihre schlechtesten Rankingnoten bezüglich der Wirtschaftsleistung bekommen, bei den hier benoteten Faktoren spielt die Größe eines Landes eine entscheidende Rolle. 

Dennoch landen Dänemark und Schweden bei der Aufnahmefähigkeit des Binnenmarktes sowie der internationalen Investitionsposition im ersten Viertel der Rangliste. Dänemark kann zusätzlich seine starken Dienstleistungsexporte in Rang 13 bezüglich des Außenhandels ummünzen.

Lebensunterhalt und Mieten sind teuer

Wenig überraschend dürfte hingegen sein, dass laut den IMD-Experten Skandinavien ein teures Pflaster ist. Auch wenn die Inflation bis in den Herbst 2021 relativ niedrig gehalten werden konnte, sind Lebensunterhalt und Mietpreise vergleichsweise hoch. Mitte 2021 waren die Wohnungsmieten in Oslo nach Angaben des Finanzdienstleisters UBS fast doppelt so hoch wie in Berlin. Und auch wenn es in Kopenhagen etwa 10 Prozent und in Stockholm etwa 20 Prozent günstiger als in Oslo war, war es in beiden Städten teurer als in der teuersten deutschen Stadt - Frankfurt am Main.

Das Thema Wohnungsmarkt ist in Schweden ein Grund für die relativ schwache Beurteilung des Arbeitsmarktpotenzials. Lange Wartezeiten auf Mietwohnungen und die in den letzten Jahren gestraffte Kreditvergabe hemmen die Mobilität. Auch die Erwerbstätigenquote von 81 Prozent - es ist die zweithöchste in der Europäischen Union - trägt dazu bei, dass Schweden laut IMD bezüglich des Fachkräftepotenzials relativ weit hinten landet. Dänemark und Norwegen schaffen es trotz nahender Vollbeschäftigung immerhin ins Mittelfeld aller untersuchten Länder.

Beide Länder dürften auch bezüglich der Flexibilität des Arbeitsmarktes höher in der Gunst der Unternehmer stehen. Die schwedische Regierung arbeitet aber daran, das recht starre Arbeitsrecht zumindest teilweise zu lockern. Außerdem bleibt das größte Land im Norden bezüglich der durchschnittlichen Stundenlöhne als einziges in Skandinavien unter der 40-Euro-Marke. Laut Eurostat mussten Firmen 2021 hingegen in Dänemark mit 47 und in Norwegen sogar mit 51 Euro kalkulieren.

Dänemark forciert Nachhaltigkeit stark

Auf der anderen Seite führt Dänemark bei Produktivität und Effizienz der Unternehmen das Ranking an. Norwegen und Schweden folgen auf den Plätzen 3 und 4. Dänemark und Schweden gehören auch zu den Spitzenreitern in Bezug auf Managementpraktiken und Werte. 

Das grüne Denken war es dann auch, das zusammen mit der Bewertung der Krisenfestigkeit Dänemarks Aufstieg auf Platz 1 möglich machte. "Dänemark hat an der Nachhaltigkeitsfront äußerst aggressiv gespielt und profitiert davon, ein kleines Land auf dem europäischen Markt zu sein. Das Arbeiten innerhalb dieses Rahmens hat es dem Land ermöglicht, aggressive (Emissions-)Kürzungen anzukündigen", begründet Professor Arturo Bris, der die Rankingerstellung beim IMD leitet, die Pole-Position.

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