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Wirtschaftsumfeld | Asien | Konnektivität

Infrastrukturbank in Asien steigert Projektportfolio

Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) hat zahlreiche Projekte finanziert, die sich jetzt in der Umsetzung befinden. Können deutsche Unternehmen davon profitieren?

Von Martin Walter | Bonn

Auf ihrer Jahrestagung Ende Oktober 2022 hat die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) neue Geschäftszahlen vorgelegt. Im Jahr 2021 genehmigte sie 51 Projekte im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar (US$). Den größten Anteil der Finanzierungen erhielten die Sektoren Energie, Finanzen und Verkehr sowie Stadtentwicklungsprojekte.

Zur Bekämpfung des Klimawandels plant die Bank, bis 2025 die Hälfte ihrer Kredite für Klimaschutzprojekte bereitzustellen. Dazu wird sie bereits Mitte 2023 ihre Aktivitäten an die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens anpassen.

Grüne und digitale Infrastruktur im Fokus

Ziel der Bank ist die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Asien. Dazu investiert sie überwiegend in eine grüne und nachhaltige Infrastruktur und in den Auf- und Ausbau grenzüberschreitender Konnektivität. So lautete das Motto der Jahrestagung auch „Sustainable Infrastructure Toward a Connected World”.

Die AIIB mit Sitz in Peking hat Anfang 2016 ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. Zur Finanzierung ihrer Infrastrukturvorhaben hat die Bank in ihrer sechsjährigen Geschäftstätigkeit von 2016 bis 2021 insgesamt rund 32 Milliarden US$ an Krediten für 160 Projekte bereitgestellt.

Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Bank das Beschaffungsvolumen von 1,34 Milliarden US$ im Jahr 2020 auf 2,62 Milliarden US$ im Jahr 2021 verdoppeln.

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AIIB unterstützt Indonesien beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur

Ein großes Vorhaben, welches die AIIB mitfinanziert, ist der Bau eines knapp 140 Kilometer langen mautpflichtigen Abschnitts des Trans-Sumatra-Highways. Die Regierung Indonesiens hat dafür bei der Bank ein Darlehen in Höhe von 1,2 Milliarden US$ beantragt. Durch einen Eigenanteil Indonesiens erhöhen sich die Gesamtkosten für den Abschnitt auf 1,56 Milliarden US$. Projektträger ist das Ministry of Public Works and Housing.

Der Trans-Sumatra-Highway ist eine rund 2.700 Kilometer lange Nord-Süd-Hauptstraße auf der indonesischen Insel Sumatra. Sie verbindet Banda Aceh im Norden der Insel mit der Hafenstadt Bakauheni im Süden. Die Hauptautobahn ist eine direkte Route über die Insel. Weitere Städte entlang der entlegeneren Westküste sowie wichtige Städte und Häfen im Osten Sumatras sind ebenfalls an den Highway angeschlossen.

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Mit dem geliehenen Geld will die indonesische Regierung den mautpflichtigen Autobahnabschnitt zwischen Cinto Kenang und Sentjalang bauen. Neben den eigentlichen Bauarbeiten benötigt das Vorhaben dazu weitere Beratungsdienstleistungen wie Machbarkeitsstudien, Projektmanagement und Bauaufsicht. Bei dem Vorhaben denkt das Ministerium langfristig und lässt sich für den Bau weiterer Abschnitte schulen. Dabei achtet es auf Themen wie Klimaresilienz, Umweltschutz und Verkehrssicherheit. Straßen müssen in Zukunft so geplant und gebaut werden, dass sie Überschwemmungen und Hitzewellen standhalten. Auswirkungen auf die Natur und Biodiversität müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Indonesien modernisiert schrittweise die Verkehrsinfrastruktur auf Sumatra. Der Ausbau des Trans-Sumatra-Highways ist mit Gesamtkosten von 37 Milliarden US$ eines der größten Infrastrukturprojekte in Südostasien. Das Projekt ist Teil des Masterplans der indonesischen Regierung. Der Plan sieht vor, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes durch Infrastrukturvorhaben anzukurbeln.

Chancen für deutsche Unternehmen

Asien bleibt eine Region mit hohen Wachstumsraten und einem enormen Bedarf an grüner und digitaler Infrastruktur. Die AIIB wird weiterwachsen und somit mehr Projekte finanzieren.

Die Infrastrukturvorhaben der Bank, beispielsweise der Bau von Straßen, Schienenverkehrswegen, Stromleitungen oder Flughäfen, müssen geplant und umgesetzt werden. Dazu braucht es viele verschiedene Akteure, die diese Aufgaben übernehmen. Die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen werden international ausgeschrieben. Deutsche Firmen können sich bewerben und Aufträge gewinnen. Bei Germany Trade & Invest finden Sie aktuelle Projektfrühinformationen und Ausschreibungshinweise zu AIIB-finanzierten Vorhaben.

Unternehmen sollten aber beachten, dass sie bei der Vergabe von klassischer Infrastruktur wie beim Straßen- oder Brückenbau gegen die günstigere Konkurrenz aus der Region wenig Aussicht auf Erfolg haben.

Die AIIB achtet bei ihren Projekten verstärkt auf Umwelt- und Klimaschutz. Deutsche Unternehmen können daher mit entsprechenden Produkten in diesen Bereichen punkten. Insbesondere Beratungsunternehmen und Ingenieursdienstleister können bei der klimaresilienten Planung von Vorhaben und bei der Erstellung von Studien zum Zuge kommen. Im Falle des Trans-Sumatra-Highways könnten deutsche Anbieter bei der Einführung des digitalen Mautsystems Hard- und Softwarelösungen bereitstellen.

Ohne vorherige Erfahrung bei der Planung oder Durchführung größerer Infrastrukturvorhaben in Asien sind die Erfolgsaussichten jedoch gering. Am Anfang bietet sich daher die Teilnahme als Unterauftragnehmer in einem Bieterkonsortium an. Um gezielt Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren, müssen sich Anbieter frühzeitig einen Überblick über die geplanten Vorhaben verschaffen. Außerdem sollten sie Kontakte zu den jeweiligen Durchführungsorganisationen wie Ministerien oder Stadtverwaltungen aufbauen. Als Kreditnehmer sind diese für die Vorhaben und somit auch für Ausschreibung und Vergabe verantwortlich. Die Bank hat keine eigenen Länderbüros. Lokale Kontakte zu den Projektträgern sind daher umso wichtiger.

Die AIIB ist die jüngste der multilateralen Entwicklungsbanken. Der größte Anteilseigner ist China mit 26,6 Prozent, gefolgt von Indien und Russland. Deutschland ist mit 4,2 Prozent der größte nicht-regionale Anteilseigner. Insgesamt sind 105 Staaten Mitglieder der AIIB.

Die nächste Jahrestagung der AIIB soll am 25. und 26. September 2023 in Sharm el-Sheikh in Ägypten stattfinden.

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