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Deutsche Wettbewerbsposition | Estland

Deutsch-estnischer Handel wächst überdurchschnittlich stark

Estland spielt in der deutschen Außenhandelsstatistik nur eine kleine Rolle. Das baltische Land punktet mit digitalen Kompetenzen.

Von Niklas Becker | Helsinki

Deutschlands Außenhandel mit Estland hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren stärker entwickelt als der deutsche Warenaustausch insgesamt. Besonders deutlich wird dies bei den deutschen Exporten in das baltische Land. Diese verzeichneten zwischen 2000 und 2020 einen nominalen Anstieg um 320 Prozent. Die weltweiten deutschen Ausfuhren legten um 102 Prozent zu. 

Großes Ansehen bei Investoren

Estland gilt als eines der digitalsten Länder der Europäischen Union (EU). Die stark digitalisierte öffentliche Verwaltung vereinfacht viele Vorgänge. Mit der ebenfalls für Ausländer erhältlichen e-Residency lässt sich beispielsweise online - auch aus dem Ausland - innerhalb eines Tages eine Firma gründen.

Das baltische Land genießt bei deutschen Investoren großes Ansehen: Im Attraktivitätsranking der Auslandshandelskammern in Mittel- und Osteuropa rangiert Estland bei deutschen Investoren 2019, 2020 und 2021 auf dem ersten Platz, geht aus den entsprechenden Umfragen unter Unternehmen hervor. Die Unternehmer schätzen vor allem die estnische EU-Mitgliedschaft, das Steuersystem und seine Behörden sowie die akademische Ausbildung. 

Estland auf einen Blick

Estland importierte 2020 laut Eurostat Waren im Wert von 15,2 Milliarden Euro, davon stammten 10,3 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 55 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Estland exportierte 2020 Waren im Wert von 14,3 Milliarden Euro. 6,3 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 65 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut Bundesbank waren 2020 rund 60 deutsche Unternehmen in Estland ansässig. Damit stellen deutsche Firmen etwa 7.000 Arbeitsplätze im Land.

Innerbaltischer Handel legt zu

Estland bezieht zunehmend mehr Waren aus den anderen beiden baltischen Staaten. Sowohl die Importe aus Lettland als auch aus Litauen haben in der estnischen Statistik in den vergangenen 20 Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen.

Dabei ist der Zuwachs auf eine Reihe von Produktgruppen zurückzuführen. Ein deutlich höherer Anteil der lettischen und litauischen Waren ist unter anderem bei Lebensmitteln sowie Kfz-Teilen zu erkennen. Auch die estnische Nachfrage nach litauischen Arzneimitteln hat stark zugelegt. 

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Finnische Maschinenimporte verlieren an Boden

Im Jahr 2020 sind Estlands Bezugsquellen für Maschinen deutlich diversifizierter als noch 2000. Damals kamen noch fast 60 Prozent der eingeführten Maschinen aus Deutschland, Finnland und Schweden. 2020 sind es noch etwa 45 Prozent. Vor allem Finnland hat dabei Boden verloren. An Bedeutung gewonnen haben unter anderem importierte Anlagen aus China, Italien und Russland.

Deutsche Exporteure von chemischen Erzeugnissen sowie Kfz und Kfz-Teilen haben in Estland an Marktanteilen eingebüßt. Im Bereich Chemikalien ist dies besonders auf Verluste in den Sparten Industriechemikalien sowie Arzneimittel zurückzuführen. In der Kategorie Kfz und Kfz-Teile sind es vor allem Pkw. So kamen 2000 noch mehr als 40 Prozent aller nach Estland importierten Pkw aus Deutschland. 2020 waren es weniger als 20 Prozent. 

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Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2020

Maschinen 2)

1

Deutschland

17,6

20,4

18,6

2

Finnland

29,2

18,8

16,9

3

Schweden

12,3

9,3

9,4

Chemische Erzeugnisse 3)

1

Litauen

1,9

10,1

15,0

2

Deutschland

15,7

17,8

12,1

3

Polen

3,5

7,8

9,5

Kfz und -Teile 4)

1

Schweden

12,1

24,3

26,5

2

Deutschland

34,7

24,1

18,1

3

Polen

0,7

7,8

9,2

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Estland; 2) SITC-Gruppen 71-74; 3) SITC-Gruppen 51-59; 4) SITC-Gruppe 78Quelle: Eurostat

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