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Die Landwirtschaft spielt in dem kleinen Königreich eine bedeutende Rolle. Das verarbeitende Gewerbe wird durch die Nahrungsmittelerzeugung geprägt.
25.05.2020
Von Fausi Najjar | Johannesburg
In Eswatini sind die landwirtschaftliche Produktion und die Nahrungsmittelverarbeitung nicht durch Lockdown-Maßnahmen wegen der Corona-Pandemie eingeschränkt. Wie auch die Gesamtwirtschaft sind allerdings beide Sektoren in besonderem Maße von der Wirtschaftsentwicklung in Südafrika abhängig. Dort ist mit einem Wachstumsrückgang von mehr als 6 Prozent zu rechnen. Zudem sind der wichtige Zuckerexport und die Ausfuhren von Softdrink-Konzentraten des Coca-Cola-Konzerns eingebrochen. Auch der ausbleibende Tourismus belastet die Wirtschaft. Zu erwarten ist für 2020 ein reales Minuswachstum von rund 6 Prozent. Die Erholung 2021 wird hinter dem Absturz des Vorjahres bleiben.
Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 8,5 Prozent. Zuckerrohr, Zitrusfrüchte, Tabak und Baumwolle werden in großem Maßstab angebaut. Forstwirtschaft kommt hinzu. Wichtigstes agrarisches Exportgut ist mit Abstand Zucker. Das Königreich produziert jährlich etwa 700.000 Tonnen davon und ist nach Südafrika, Sudan und Kenia der viertgrößte Zuckerhersteller in Afrika. Zwei Drittel des exportierten Zuckers werden in der Royal Swaziland Sugar Corporation verarbeitet, die mehr als 3.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Europäische Union importiert die Hälfte des in Eswatini erzeugten Zuckers, der Rest wird in die USA und in die Nachbarstaaten verschifft.
Etwa 75 Prozent der Bevölkerung sind auf die Subsistenzlandwirtschaft (Maisanbau) angewiesen und bauen teilweise auch Baumwolle an. Landrechte von Kleinbauern sind nur schwach ausgeprägt. Für weite Teile der Bevölkerung ist die Ernährungssicherheit in Folge der großen Armut nicht gewährleistet.
Bedeutendster Devisenbringer sind die Softdrink-Konzentrate von Coca-Cola. Mit 625 Millionen US-Dollar (US$; 2018) stellen die Ausfuhren von Konzentraten 34 Prozent der Gesamtexporte. Es folgen mit 20 Prozent die Exporte von Rohzucker sowie Süßwaren. Eswatini muss einen großen Teil seiner Nahrungsmittel, vor allem Mais, aber auch Gemüse und Viehfutter importieren. Die Nahrungsmitteleinfuhren hängen stark vom Regenfall ab, der den Importbedarf besonders von Mais bestimmt.
Die nationale Entwicklungsstrategie des Königreiches setzt auf den Ausbau der Infrastruktur, die Stärkung des Agrarsektors und die wirtschaftliche Diversifizierung. Die Finanzierungsspielräume sind allerdings geringer geworden. Eswatini soll nach dem Willen des Königs Msawti III und der Regierung zur einer neuen Drehscheibe für ausländische Investoren werden. Finanziert durch Entwicklungsgelder wurden Programme zur Bekämpfung der ländlichen Armut aufgelegt. Zu diesem Zwecke sollen Subsistenzfarmen in kommerzielle Erwerbsbetriebe mit bewässerten Feldern umgewandelt werden. Dazu ist der Bau der erforderlichen Bewässerungsinfrastruktur, einschließlich Straßenbau, vorgesehen.
Das verarbeitende Gewerbe in Eswatini ist stark von der Landwirtschaft geprägt. Neben Zucker werden Holzzellstoffe sowie Baumwoll- und Fleischerzeugnisse hergestellt. Der Coca-Cola-Konzern produziert seit 1986 Konzentrate für seine Softdrinks, die in ganz Afrika zum Einsatz kommen. Der US-amerikanische Konzern Cadbury stellt Süßwaren her, Kellogg‘s steigt in die Produktion von Instant-Nudeln ein.
Die Ausfuhren von Rindfleisch sind von 725 Tonnen im Jahr 2013 bis 2018 auf 137 Tonnen zurückgegangen. Den Rinderexport, vor allem in den wichtigen europäischen Markt, behindern Defizite bei den Standards und Zertifizierungen. Im Jahr 2017 gab es zudem von Seiten der EU ein Importverbot aufgrund der Maul- und Klauenseuche. Hinzu kommt, dass 80 Prozent des Viehbestandes im Besitz von Klein- und Kleinstbauern sind, wo die Milchgewinnung und der Verkauf von Fleisch auf dem lokalen Markt gegenüber dem Export deutlich überwiegen. Swazi Meat Industries ist Schlachtbetrieb mit einer Exportlizenz für die Ausfuhren von Rind- und Schweinefleisch. Zunehmend hat die Ausfuhr von Geflügelfleisch an Bedeutung gewonnen.
Ende August 2019 hat Coca-Cola Beverages Africa (CCBA) einen Anteil von 60 Prozent an der Limonadensparte der Eswatini Beverages (EBL) erworben. Der eswatinische Staatsfonds Tibiyo behält 40 Prozent an der Produktion nicht-alkoholischer Getränke. Vereinbart wurde der Transfer im Oktober 2018. Mit der Ausgründung ist die Eswatini Coca-Cola Beverages (ECCB) entstanden, die als Tochter der CCBA agieren wird. Coca-Cola ist damit nicht nur als Hersteller von Konzentraten im Land vertreten, sondern auch als Softdrink-Produzent. Ziel des Unternehmens ist es, auch die benachbarten Länder zu bedienen. EBL wird in einem weiteren Werk neben Bier ebenso Softgetränke herstellen.
Mitte 2018 hat die Eswatini Dairy das Molkereiunternehmen Swazi Milk gekauft. Inhaber der Eswatini Dairy sind der Old Mutual Eswatini Agricultural Fund, der zur südafrikanischen Versicherungsgesellschaft Old Mutual Life Assurance gehört, und die Pensionsfonds Public Service Pensions Fund sowie Eswatini National Provident Fund. Eswatini Dairy hat bereits 2018 den Bau einer Milchverarbeitungsanlage angekündigt. Damit sollen Importe von Milchprodukten verringert und Arbeitsplätze geschaffen werden. Die geplante Anlage könnte laut Ankündigung von Eswatini Dairy für den Betrieb an ein Unternehmen verleast werden. Bislang ist die Umsetzung ausgeblieben.
Das Unternehmen Eswatini Fruit Canneries, das zur Rhodes Food Group gehört, ist im südlichen Afrika führender Erzeuger von Fruchtkonserven und Zitrusprodukten. Darüber hinaus werden Marmeladen hergestellt und verpackt. Mit eigenen Plantagen im fruchtbaren Malkerns Valley ist es die einzige Dosenfabrik in Eswatini. Das Unternehmen exportiert überseeisch und bedient zudem den südafrikanischen Markt. Die Rhodes Food Group besitzt in Südafrika und Eswatini 15 Produktionsanlagen und hat im Jahr 2019 umgerechnet 14 Millionen Euro investiert.