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Branchenbericht EU Gesundheitswesen

Die EU-Gesundheitsbehörde HERA

Mit der neuen Behörde HERA will die EU-Kommission Europa besser vor Gesundheitsnotlagen schützen. Im Fall von Krisen soll das Notfallmanagement dort effektiver gesteuert werden.  

Von Kristina Franke (pressto GmbH) | Köln

Die Europäische Gesundheitsbehörde Health Emergency Preparedness and Response Authority (HERA) soll Pandemien und andere Gesundheitsgefahren künftig frühzeitig erkennen und im Notfall für die flächendeckende Versorgung mit Medikamenten, Impfstoffen, Masken und Schutzkleidung sorgen. HERA wurde 2021 innerhalb der EU-Kommission eingerichtet und ist ein zentrales Element der EU-Gesundheitsunion.

Vorsorgephase und Krisenphase

HERA arbeitet in zwei verschiedenen Modi: im Vorsorge- und im Krisenmodus. In der Phase der Vorsorge vor möglichen Gesundheitskrisen führt sie Gefahrenanalysen durch und entwickelt Vorhersagemodelle für potenzielle künftige Notlagen. Dabei arbeitet sie eng mit anderen Gesundheitsbehörden, der Industrie und internationalen Partnern zusammen.

Wird eine Gesundheitsnotlage auf EU-Ebene ausgerufen, schaltet die HERA in den Krisenmodus um, um rasch Entscheidungen treffen und Sofortmaßnahmen ergreifen zu können. Die sogenannte EU-FAB-Fazilität wird aktiviert, ein Netz ständig einsatzbereiter Produktionskapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen und Arzneimitteln. Sie soll stets Produktionskapazitäten für 500 bis 700 Millionen Impfstoffdosen pro Jahr für die EU sicherstellen. Die Hälfte hiervon soll bereits in den ersten sechs Monaten einer Pandemie bereit stehen.

Kernaufgaben der HERA

  • Biologische und andere Gesundheitsbedrohungen kurz nach ihrem Auftreten erkennen, ihre Auswirkungen bewerten und potenzielle Gegenmaßnahmen wie Impfstoffe, Antibiotika, medizinische Geräte und Therapeutika identifizieren
  • Forschung und Innovation zur Entwicklung wirksamer, sicherer und erschwinglicher medizinischer Gegenmaßnahmen fördern
  • Verfügbarkeit kritischer Technologien und Produktionsstätten für medizinische Gegenmaßnahmen ermitteln und gewährleisten
  • Bereitstellung medizinischer Gegenmaßnahmen durch die Nutzung von Lagerhaltung und EU-Beschaffung gewährleisten
  • Kenntnisse und Fähigkeiten stärken mit dem Ziel, die Kapazitäten der Mitgliedstaaten im Bereich der Vorsorge und Reaktion auf Gesundheitsbedrohungen zu verbessern

Mobilisierung der Industrie

Für die Entwicklung, Herstellung, Beschaffung und Verteilung von Medizinprodukten ist die Zusammenarbeit mit der Industrie von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund hat die HERA ein gemeinsames Forum für industrielle Zusammenarbeit eingerichtet, das sich aus Vertretern der Industrie und der Kommission zusammensetzt.

Darüber hinaus will die EU-Behörde neue Industriepartnerschaften fördern, die durch die Organisation europaweiter Matchmaking-Veranstaltungen unterstützt werden. Sie bauen auf der Arbeit der Taskforce für den Ausbau der industriellen Produktion von COVID-19-Impfstoffen und -Therapeutika (TFIS) auf. HERA nutzt auch andere Instrumente wie das Innovationspartnerschaft-Verfahren, das eine flexible Zusammenarbeit zwischen Käufern der öffentlichen Hand und Wirtschaftspartnern bei der Auftragsvergabe fördert.

Die nächsten Schritte

Am 10. Februar 2022 wurde der erste Arbeitsplan der HERA vorgestellt. Daraus geht hervor, dass die Behörde 2022 über ein Budget von 1,3 Milliarden Euro verfügt. Diese Mittel werden unter anderem in die Beschaffung und Lagerung von Arzneimitteln und Medizinprodukten (rund 580 Millionen Euro) sowie in die Erforschung und Entwicklung von medizinischen Gegenmaßnahmen und innovativen Technologien gegen neue Bedrohungen (rund 300 Millionen Euro) investiert.

Zudem sollen ein Echtzeit-Frühwarnsystems für Gesundheitsgefahren und eine spezielle IT-Plattform für die Bewertung der Bedrohungslage eingeführt werden. Bis 2027 stehen HERA insgesamt sechs Milliarden Euro zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es auf der englischsprachigen Website der EU-Kommission.

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