Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Finnland | Gesundheitswesen

Förderung und Investitionen

Für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten stellt Finnland umfangreiche Fördermittel zur Verfügung. Gelder aus dem EU-Aufbauplan kommen dem heimischen Gesundheitssektor zugute. 

Von Niklas Becker | Helsinki

Finnland stellt für Unternehmen im Land Fördergelder für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zur Verfügung. Diese sollen es ermöglichen, neue Produkte, Dienstleistungen, Fertigungsverfahren und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mithilfe der Gelder könnte zudem auch die Funktionsweise einer neuen und innovativen Technologie getestet werden. Bereitgestellt werden die Mittel über die staatliche Wirtschaftsagentur Business Finland. Um die Fördermittel in Anspruch nehmen zu können, muss das Unternehmen in Finnland registriert sein. 

Dabei bietet Business Finland sowohl zinsgünstige Kredite als auch Zuschüsse an. Beide Varianten stehen Unternehmen jeder Größe offen. Für Großunternehmen gelten zum Teil allerdings andere Bedingungen. Sie müssen bei den Zuschüssen beispielsweise mindestens 15 Prozent der gesamten Projektkosten aufwenden, um Dienstleistungen von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) oder Forschungseinrichtungen zu erwerben. Alternativ kann das Vorhaben als Gemeinschaftsprojekt mit KMU und Forschungsgruppen durchgeführt werden. 

Nonprofit-Organisationen in Finnland können für gesundheits- und sozialfördernde Arbeiten Zuschüsse bei der Förderstelle für Sozial- und Gesundheitsorganisationen (STEA) beantragen. Organisationen erhalten Zuschüsse für allgemeine oder gezielte Aktivitäten, Investitionen, Entwicklungsprojekte, Einführungsprojekte und andere Projekte mit einem bestimmten Zweck. Weitere Informationen dazu finden sich auf der STEA-Website

Investitionen in finnische Krankenhäuser

Geplante Bauinvestitionen im Bereich des Gesundheitswesens, die einen Wert von 5 Millionen Euro überschreiten, benötigen eine Ausnahmegenehmigung des finnischen Gesundheitsministeriums. Grund hierfür sind die steigenden Kosten im Gesundheitsbereich. In der Praxis werden die Genehmigungen häufig erteilt. Zunächst war das Verfahren nur für eine kurze Frist vorgesehen. Nach mehrmaliger Verlängerung sind die Ausnahmegenehmigungen nun allerdings bis 2025 Pflicht. 

Bis Ende Oktober 2021 erhielten im laufenden Jahr Projekte mit einer Gesamtsumme von rund 1,8 Milliarden Euro eine Ausnahmegenehmigung. Die Summe liegt deutlich über dem Niveau der Vorjahre (2020: 0,2 Milliarden Euro; 2019: 0,7 Milliarden Euro; 2018: 1,2 Milliarden Euro). Grund hierfür sind die geplanten Investitionen in Helsinki (Laakso) und Oulu (Oys). 

Es empfiehlt sich, die Internetseiten der verschiedenen Krankenhäuser in Finnland im Auge zu behalten. Auf diesen veröffentlichen die Kliniken zum Teil geplante Investitionsvorhaben. So veröffentlicht beispielsweise der Krankenpflegebezirk für Helsinki und Uusima auf seiner Internetseite Informationen zu den laufenden und geplanten Bauprojekten. Für den Bezirk Tampere finden sich entsprechende Informationen auf der finnischsprachigen Website

Ausgewählte Investitionsvorhaben

Art des Projekts

Art der Investition

Zeitraum

Investitionssumme (in Millionen Euro)

Kurze Beschreibung des Projekts

Universitätskrankenhaus, Oulu

Neubau und Sanierung

2019-2030

1.600, davon Neubauten 900

“Future Hospital OYS 2030”; Projekt des Krankenpflegebezirks Nord-Österbotten; unter anderem neues Hauptgebäude, Strahlentherapie sowie unterstützende Dienstleistungen, Logistikzentrum; 220.000 qm brutto, 600 Krankenzimmer, vorwiegend mit Einzelbelegung

Krankenhaus, Helsinki

Sanierung und Neubauten

2021-2030

838

Projekt “Laakson sairaala” des Krankenpflegebezirks Helsinki und Uusimaa; unter anderem Psychiatrie, Rehabilitation für ältere und Neurologie Patienten, Palliativversorgung; 150.000 qm brutto

Krankenhaus, Hämeenlinna

Neubau

2021-2026

356

Projekt “Ahveniston sairaala” des Krankenpflegebezirks Kanta-Häme; fachärztliche Behandlung, einschließlich Psychiatrie, 24/7-Bereitschaftsdienst, 389 Betten, 15 Operationssäle, 74.300 qm brutto

Krankenhaus, Espoo

Sanierung und Erweiterungsbau

2019-2025

278

Projekt “Jorvin sairaala” des Krankenpflegebezirks Helsinki und Uusimaa; Sanierung der Operationssäle, des Herzzentrums und der Laboratorien; Neubau für stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen, Entbindung, bildgebende Diagnostikverfahren sowie Poliklinik; Sanierung 10.500 qm brutto, Neubau 49.000 qm brutto

Arzneimittelfabrik, Turku

Umbau einer vorhandenen Fabrikanlage

bis 2025

250

Projektträger Bayer Oy; hochmoderne Arzneimittelfabrik, die in erheblichem Umfang Automation und Robotik einsetzt

Sport- und Wellnesszentrum, Jyväskylä

Neubau

2022-2024

154

Projekt “Hippos” der Stadt Jyväskylä; neben Sportanlagen auch Raum für Forschung, Entwicklung und Innovationen auf den Gebieten Gesundheit und Wellness sowie Start-up-Ökosystem für Smart Wellbeing; 100.000 qm brutto

Krankenhaus, Helsinki

Neubau

2021-2024

135

Projekt “Tammisairaala” des Krankenpflegebezirks Helsinki und Uusimaa, Augenklinik; 200 Sprechzimmer, 15 Operationssäle, 35.000 qm brutto

Gesundheitszentrum, Vantaa

Neubau

bis 2027

115

Stadtteil Tikkurila, neues großes Zentrum für Soziales und Gesundheit, 23.000 qm brutto

Gesundheitszentren, Helsinki

Neubau und/oder Umbau/Sanierung bestehender Gebäude

bis 2030

k.A.

Die Stadt Helsinki will zahlreiche kleinere Gesundheitszentren schließen und die Dienstleistungen zentral in wenigen großen Einheiten für Gesundheit und Soziales bereitstellen. Ein Projekt ist das neue Gesundheitszentrum Kamppi in der Innenstadt: 16.383 qm brutto, 84,2 Mio. Euro

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

EU-Corona-Fördermittel für das finnische Gesundheitssystem

Anfang Oktober 2021 erhielt Finnlands Aufbau- und Resilienzplan grünes Licht von der Europäischen Kommission. Dieser Schritt war notwendig, damit das nordische Land die Fördermittel aus dem sogenannten EU-Wiederaufbauplan abrufen kann. Insgesamt stehen dem Land rund 2,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Diese Mittel sollen dabei helfen, die negativen Folgen der Coronakrise schneller zu überwinden. In den nationalen Aufbauplänen mussten die Länder aufzeigen, wofür sie die Gelder einsetzen wollen und welche (Zwischen-) Ziele erreicht werden sollen. 

Finnlands Aufbauplan umfasst vier Säulen. Für die vierte Säule ist ein Budget von 405 Millionen Euro vorgesehen. Die Mittel sollen dafür eingesetzt werden, den Zugang zu Sozial- und Gesundheitsdiensten sicherzustellen sowie die Kosteneffizienz zu verbessern. Ziel ist es, den Rückstau bei Behandlungen abzubauen. Dies soll zum einen durch die bereits seit vielen Jahren geplante Reform im Sozial- und Gesundheitswesen gelingen. Zum anderen sollen neue digitale Dienstleistungen zum Einsatz kommen. Die vierte Säule umfasst fünf Investitionsvorhaben, die mit den Fördergeldern aus dem finnischen Aufbauplan umgesetzt werden sollen.  

Geplante Investitionsvorhaben in der 4. Säule des finnischen Aufbauplans

Investitionsvorhaben:

1. Die Verwirklichung der Pflegegarantie wird vorangetrieben (einschließlich psychische Gesundheitsfürsorge) und der durch die Coronasituation verursachte Stau bei Behandlung, Rehabilitation und Dienstleistungen wird abgebaut.

2. Die Verwirklichung der Pflegegarantie wird durch die Verbesserung von Prävention und Problemfrüherkennung gefördert. 

3. Die Datenbasis für die Kosteneffizienz des Sozial- und Gesundheitswesens und die wirkungsbasierte Steuerung werden ausgebaut.

4. Es werden digitale Innovationen in Dienstleistungsform eingeführt, um die Pflegegarantie umsetzen zu können.

5. Kundenorientiertes digitales Pflegesystem auf Åland.


Im finnischen Aufbauplan ist zu lesen, dass die Reduzierung des Versorgungsrückstaus und die Realisierung der Versorgungsgarantien durch den Einsatz von innovativen Betriebsmodellen gelingen soll. Als konkretes Beispiel werden unter anderem Arzttermine vor Ort sowie Lösungen im Bereich der Telemedizin genannt. Für eine bessere Prävention und Früherkennung von Gesundheitsproblemen sollen auf nationaler Ebene unter anderem Gesundheitsaudits und neue Instrumente zur Selbstbehandlung unterstützt werden.

Für die im Rahmen des vierten Investitionsvorhabens angestrebte Einführung digitaler Innovationen für die Sozial- und Gesundheitsfürsorge sind insgesamt 100 Millionen Euro eingeplant. Damit sollen Maßnahmen zur Einführung digitaler Lösungen für die Unterstützung der Früherkennung von Problemen und verstärkte Inanspruchnahme von Präventionsdiensten bereitgestellt werden. Auch digitale Technologien zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Erleichterung des Zugangs zu Dienstleistungen sind vorgesehen. Letzteres soll durch eine schnellere Bewertung des Pflegebedarfs und eine schnellere Überweisung sowie durch die Möglichkeiten im Bereich der Telemedizin gelingen. Ein konkretes Ziel dieses Vorhabens ist es, den Anteil der erwachsenen Bevölkerung, die elektronische Gesundheits- und Sozialdienstleistungen nutzen, von derzeit 25 Prozent auf 35 Prozent bis Ende 2025 zu erhöhen. 

Für das fünfte Investitionsvorhaben sind im finnischen Aufbauplan 4,8 Millionen Euro eingeplant. Damit soll ein Gesundheitsinformationssystem für die medizinische Versorgung der selbstverwalteten Provinz der Åland-Inseln angeschafft werden. Dieses soll sowohl mit den Bedürfnissen der kommunalen Sozialdienste sowie der privaten Betreiber kompatibel sein. Bis Dezember 2025 sollen insgesamt 80 Prozent der kommunalen und privaten Sozial- und Gesundheitsdienste das neue System eingeführt haben. 

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.