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Branchen | Frankreich | Boden-, Erosionsschutz

Altlastensanierung profitiert von Großprojekten

Bis zu einem starken Einbruch mit Beginn der Coronakrise 2020,  sind die Umsätze in der Bodensanierung in Frankreich kräftig gestiegen. Infrastrukturprojekte treiben den Markt an.

Von Peter Buerstedde | Paris

Die Aussichten für die Altlasten- und Bodensanierung sind trotz eines Rückgangs der Aktivität 2020 in Frankreich mittelfristig gut. Große Infrastrukturprojekte treiben die Nachfrage an, während das Flächenrecycling im Rahmen des Coronakonjunkturpakets der Regierung gefördert wird.

Nach Informationen des Verbandes UPDS (Union des Professionels de la Dépollution des Sites) sind die Umsätze der Mitgliedsfirmen zwischen 2008 und 2018 im Durchschnitt um 4 Prozent gestiegen. Allerdings seien die Margen gesunken. Das Marktforschungsunternehmen Xerfi hatte in einer Analyse von 2019 das Wachstum 2015 bis 2018 im Durchschnitt auf 4,4 Prozent geschätzt.

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In den Folgejahren erwartete Xerfi mit einem Plus von 2 Prozent pro Jahr eine schwächere Dynamik bis 2021. Nach Mitgliederbefragungen des Verbandes UPDS konnten die Umsätze mit Arbeiten in der Bodensanierung 2018 um 9 Prozent und 2019 um 8 Prozent zulegen. Die Umsätze mit Studien und Gutachten stiegen 2018 um 3,3 Prozent und 2019 um 11,1 Prozent. Dem Verband gehören 18 Unternehmen und 30 Ingenieurbüros an, allesamt größere und spezialisierte Akteure in der Branche. Die Mitgliedschaft umfasst nach Schätzungen von Xerfi aber nur etwa 67 Prozent der Branchenumsätze. Es fehlen vor allem kleinere Firmen, die Bodensanierungen als Zusatzgeschäft oder nur gelegentlich durchführen. Daher dürften die Erhebungen des Verbandes für den Gesamtsektor annähernd repräsentativ sein. 

Coronakrise hat den Sektor ausgebremst

Eine Erholung im Wohnungsneubau sowie Großprojekte wie der Grand Paris Express und die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris hatten den Sektor vor der Coronakrise angetrieben. Im ersten Lockdown ab Mitte März 2020 wurden Bauprojekte wochenlang unterbrochen und neue Vorhaben aufgeschoben. Hinzu kamen Streitfälle über gestiegene Kosten durch Schutzmaßnahmen und Verzögerungen. In einer Befragung des Verbandes im September 2020 gaben 37 Prozent der Mitgliedsfirmen an, sie würden 2020 höhere Umsätze als 2019 erzielen. Die restlichen Firmen erwarteten Rückgänge zwischen 10 und 30 Prozent.

Die Krise führte zu weniger Baugenehmigungen und dadurch vielfach auch zu weniger Sanierungsarbeiten. Hinzu kam die Aufschiebung der zweiten Runde der Kommunalwahlen um drei Monate. Im Vorfeld der Wahlen werden kommunale Vorhaben oft fertiggestellt. Nach den Wahlen dauert es oftmals einige Monate, bis die Lokalverwaltungen neue Vorhaben ausgearbeitet haben. Diese Durststrecke wurde durch die Aufschiebung in die Länge gezogen.

Großprojekte in aktiver Bauphase

Die Sanierungsarbeiten sollten aber 2021 wieder anziehen. Im Jahr 2021 treten Großprojekte wie der Grand Paris Express und die Olympiade 2024 in eine besonders aktive Bauphase ein. Für den Ausbau der Metrolinien in der Hauptstadtregion (Grand Paris Express) sollen insgesamt etwa 45 Millionen Kubikmeter Erde bewegt. Davon könnten schätzungsweise 20 Millionen Kubikmeter eine Reinigung oder anderweitige Behandlung benötigen.

Auch die Olympischen Spiele treiben das Geschäft an. Dort wo ein neues Wassersportzentrum für die Olympiade nördlich von Paris gebaut werden soll, befand sich vorher ein Forschungszentrum des Energieunternehmens Engie und davor ein Gaswerk. Die Firma Séché Environnement baut hier derzeit 165.000 Kubikmeter Erde davon sind 30.000 Kubikmeter stark verunreinigt.

Weitere Großprojekte stehen in den Startlöchern. Der Kanal Seine-Nord von 107 Kilometern Länge hat für einen ersten Bauabschnitt Mitte April 2021 die Baugenehmigung erhalten. Der Ölkonzern Total hatte im September 2020 angekündigt, er werde eine Raffinerie in Grandpuits östlich von Paris auf Biokraftstoffe umrüsten.

Brachflächen für Lager und erneuerbare Energien

Die Regierung will das Flächenrecycling antreiben und stellt im Rahmen ihres Coronakonjunkturpakets France Relance Fördergelder für die Sanierung von Altlasten zur Verfügung. Impulse kommen auch von einer gestiegenen Nachfrage nach Bauflächen für Lager  und anderer Städte. Treiber dafür ist die enorme Entwicklung des Onlinehandels. Dies kann bisher unattraktive Industriebrachen wieder interessant machen. Auch die Entwicklung von Solar- und Windparks treibt das Flächenrecycling an. Vorhaben auf Altflächen erhalten bei staatlichen Auktionen zusätzliche Punkte. 

Wichtige Akteure in der Bodensanierung in Frankreich sind Ableger der großen Bauunternehmen Vinci (Extract), Bouygues (Colas Environnement, Brézillon Environnement) und Eiffage und Versorger wie Suez (Suez RR IWS Remediation), Veolia (GRS Valtech), Séché (Séché Environnement) und Ortec (OGD). Hinzu kommen auf die Bodensanierung spezialisierte Firmen wie Valgo und Englobe (Biogénie Europe).

Ortec Generale de Dépollution (OGD) hat im Februar 2021 die Firma Soléo Services übernommen und kommt damit nach eigenen Angaben auf einen Jahresumsatz von über 70 Millionen Euro. Suez und Veolia haben sich Mitte April 2021 auf einen Zusammenschluss geeinigt. Das Sanierungsgeschäft könnte zusammengeführt werden oder aber im Rahmen der Auflagen für eine Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden verkauft werden.

Führende Unternehmen in der Bodensanierung in Frankreich 2019 (Umsatz in Millionen Euro)

Unternehmen (Gruppe)

Umsatz

Valgo

74,6

Suez RR IWS Remediation (Suez)

67,1

Snadec Environnement

61,1 *)

Retia (Total)

58,7

Ortec Generale de Dépollution (Ortec)

48,5

GRS Valtech (Veolia)

42,3

Biogénie Europe (Englobe)

31,3

Management Conseil Dépollution (Colas, Teil von Bouygues)

22,4

Extract (Vinci)

19,8

Remea (Menard)

19,6

*) 2018Quelle: BFM Verif

In Frankreich werden verunreinigte Böden in der Regel abgetragen und außerhalb der Grundstücke aufbereitet oder verbrannt. Nach Informationen von Veolia war die Aufbereitung an Ort und Stelle vor 10 bis 15 Jahren noch üblicher. Die treibende Kraft der Bodensanierung sei aber in Frankreich der Immobilienmarkt. In den letzten Jahren haben die Unternehmen immer mehr regionale Zentren zur Aufbereitung von Böden eingerichtet. So hat sich der Wettbewerb verschärft aber auch der Zugang zu Aufbereitungskapazitäten verbessert. Die Nutzung gereinigter Böden als Recyclingbaustoff steigt nur langsam.

Kontaktanschriften

Bezeichnung

Anmerkungen

AHK Frankreich

AHK berät beim Markteinstieg

Ministère de la transition écologique

Umweltministerium

Agence de la transition écologique (Ademe)

Umweltbehörde

Union des Professionels de la Dépollution des Sites (UPDS)

Verband für Bodensanierung

Pollutec

Führende Umweltmesse

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