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Branchen | Frankreich | Photonik

Französische Photonik auf Weltniveau

Frankreichs Photonikindustrie ist international gut aufgestellt. Die Regierung fördert den Grundlagensektor. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Nach Angaben des Branchenverbandes Photonic France gehört Frankreich neben den USA, China, Japan und Deutschland zu den fünf bedeutendsten Photonik-Nationen der Welt. Im Jahr 2021 erzielte die Branche einen Umsatz von 19,6 Milliarden Euro, eine Steigerung von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zahlen zu 2022 lagen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht vor. Damit erwirtschaftete Frankreichs Photonikindustrie knapp 20 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche in der EU. Rund 50 Prozent der Produktion gehen in den Export.

Französische Unternehmen entwickeln und produzieren Lösungen für Anwendungsbereiche wie autonomes Fahren, Kommunikation, Agrarwirtschaft, Geodäsie, Medizin und Umwelttechnologien. Mit Unternehmen wie Lynred im Bereich Infrarot, Lumibird im Bereich Laser oder Ekinops im Bereich Kommunikation verfügt das Land über große Photonikunternehmen, die international Maßstäbe setzen.

Ausfuhren ausgewählter Photonik (in Millionen Euro)

SITC-Pos.

Produkt

Ausfuhr 2021

Ausfuhr 2022

Veränderung 2022/21 (in %)

731.11

Laser-, Licht- oder andere Photonenstrahlwerkzeuge

66,7

100,7

51,0

773.18

Kabel aus optischen Fasern

398,1

465,7

17,0

774.2

Röntgenapparate und Geräte

1.170,2

1.333,3

13,9

776.37

Lichtempfindliche Halbleiterbauelemente

700,6

880,1

25,6

871.92

Laser (ausgenommen Laserdioden)

113,7

111,1

-2,3

874.13

Instrumente, Apparate und Geräte für die Geodäsie, Meteorologie oder Geophysik

304,0

327,6

7,8

874.43

Spektrometer, Spektrofotometer und Spektrografen

123,6

140,5

13,7

874.45

Andere Instrumente, Apparate und Geräte, die optische Strahlen verwenden

198,6

212,7

7,1

884.19

Optische Fasern und Bündel und Kabel aus optischen Fasern

120,9

126,6

4,7

Quelle: Eurostat 2023


Verteidigungssektor treibt die Branchenentwicklung an

Insbesondere die in Frankreich starke Luft- und Raumfahrtindustrie sowie der Verteidigungssektor sind Treiber der Entwicklung französischer Photonik. So ist Frankreich laut der europäischen Technologieplattform Photonics 21 der nach den USA weltweit zweitgrößte Hersteller von militärischer Optoelektronik und photonischen Anwendungen für den Einsatz zu Verteidigungszwecken. Insbesondere die beiden Großunternehmen Thales und Safran sind führend bei der Entwicklung militärischer Photonik.

Angesichts weltweit wachsender Nachfrage nach militärischen Anwendungen verstärken Unternehmen ihre Investitionen. So hat Lynred im Mai 2023 angekündigt, die Produktionskapazitäten seines Werks für Infrarotdetektoren in der Nähe von Grenoble für 85 Millionen Euro auszubauen. Damit reagiert Lynred auch auf seine Ernennung zum Projektführer beim europäischen Verteidigungsprojekt HEROIC im Januar 2023. Das HEROIC-Programm ist ausgerichtet auf die Miniaturisierung von Infrarotdetektoren im Verteidigungssektor. Das mit 18 Millionen Euro durch den europäischen Verteidigungsfonds geförderte Projekt mit einem Gesamtvolumen von 19 Millionen Euro soll dazu beitragen, technologisch zu den USA aufzuschließen.

Entwicklung photonischer Halbleiter muss intensiviert werden

In den Bereichen Biophotonik, Photonik für den Gesundheitsbereich und Quantenphotonik verfügt Frankreich ebenfalls über international gefragte Technologien und Anbieter, so der nationale Photonikverband. Dennoch besteht weiterer Forschungs- und Investitionsbedarf. Gerade bei der Entwicklung photonischer Halbleiter muss nicht nur Frankreich, sondern auch die gesamte EU die Forschungsbemühungen intensivieren, will die Staatengemeinschaft nicht hinter den wichtigsten Konkurrenten China und USA zurückfallen, so eine Studie von Roland Berger im Auftrag des Photonikclusters PhotonDelta.

Die Unternehmen im Land arbeiten unter Hochdruck. So forscht ein Konsortium aus Thales, Nokia und CEA-Leti an der Entwicklung von Laserhalbleitern und hofft bis 2030 in die industrielle Produktion einsteigen zu können.

Aber auch Start-ups investieren in die Entwicklung photonischer Halbleiter. Das im November 2018 in Grenoble gegründete Unternehmen Scintil photonics forscht zu integrierten Silizium-Photonik-Schaltungen und hofft, ab 2024 in die industrielle Fertigung gehen zu können. Das durch den Robert Bosch Venture Fund unterstützte Start-up konnte 2022 in einer zweiten Finanzierungsrunde 13,5 Millionen Euro einwerben.

Regierung legt den Fokus auf Quantentechnologien

Die Europäische Kommission qualifiziert die Photonik als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Auch für die französische Regierung ist die Branche ein wesentliches Element für die Bewältigung der technologischen Herausforderungen der Zukunft. Einen besonderen Schwerpunkt legt sie auf den Bereich der Quantentechnologien und hat 2021 eine ehrgeizige Quantenstrategie aufgelegt. Unter dem Förderdach des  "Programme d'investissement d'Avenir (PIA)" stellt die Regierung insgesamt 1,8 Milliarden Euro Fördermittel, davon eine Milliarde staatlich finanziert, für die Weiterentwicklung von Quantentechnologien zur Verfügung.

Bereits jetzt ist Frankreich mit den Start-ups Pasqal, dem Entwickler eines Quantencomputers mit neutralen Atomen, sowie Qandela, dem Hersteller eines photonischen Quantencomputers, im Bereich Quantentechnologie weltweit konkurrenzfähig. 

Attraktiver Markt für Forschung und Vertrieb

Aufgrund des Charakters als Grundlagentechnologie für eine Vielzahl von Produkten und Anwendungen ist die Nachfrage nach photonischen Anwendungen hoch und wird nach Ansicht von Branchenexperten in Zukunft noch zunehmen. In den Bereichen Industrie, Mobilität, Gesundheit, Umwelt oder Agrarwirtschaft  erwarten französische Unternehmen immer präzisere, schnellere und stabiler Lösungen zu Testung, Messung, Sensorik und Bildgebung. Damit ist das Land ein attraktiver Absatzmarkt, auch für ausländische Produktion. Deutsche Anbieter sind als Lieferant von photonischen Produkten bei den Einfuhren gut vertreten und erreichen in wesentlichen Produktgruppen einen Importanteil von 10 bis 35 Prozent.  

Einfuhr ausgewählter Photonik (in Millionen Euro)

SITC-Pos.

Produkt

Einfuhr 2022

Einfuhr aus Deutschland 2022

Anteil Deutschlands an der Einfuhr 2022 (in %)

731.11

Laser-, Licht- oder andere Photonenstrahlwerkzeuge

118,6

41,8

35,2

773.18

Kabel aus optischen Fasern

398,1

26,8

6,7

774.2

Röntgenapparate und Geräte

1.303,0

196,5

15,1

776.37

Lichtempfindliche Halbleiterbauelemente

1.566,0

165,9

10,6

871.92

Laser (ausgenommen Laserdioden)

111,6

31,0

27,8

874.13

Instrumente, Apparate und Geräte für die Geodäsie, Meteorologie oder Geophysik

236,2

78,3

33,1

874.43

Spektrometer, Spektrofotometer und Spektrografen

96,5

24,1

25,0

874.45

Andere Instrumente, Apparate und Geräte, die optische Strahlen verwenden

293,2

82,2

28,0

884.19

Optische Fasern und Bündel und Kabel aus optischen Fasern

253,7

49,5

19,5

Quelle: Eurostat 2023


Lebendige Start-up Szene liefert innovative Photoniklösungen

Rund 1.150 überwiegend kleine und mittlere Unternehmen und gut 300 Forschungslabore bilden den Kern der französischen Photonikbranche. Dazu investieren französische Großkonzerne wie Thales (Verteidigung, Luft- und Raumfahrt), Safran (Verteidigung, Luft- und Raumfahrt), Valeo (Mobilität) oder Sanofi (Pharma) branchenübergreifend in die Optimierung bestehender Photoniklösungen und in die Entwicklung neuer Produkte für die industrielle Anwendung. Mehr als 30 Branchen-Start-ups entwickeln Lösungsansätze zu unterschiedlichsten Anwendungsbereichen wie beispielsweise der Methandetektion (mirSense), der Spektrosokopie (InSpek) oder zu immunologischen Testsystemen (Genalyte).  

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