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Die Zeichen stehen auf Wachstum. Die Regierung erhöht die ausgeschriebenen Kapazitäten und hat andere Förderinstrumente angepasst. Unklar ist, ob es genug Projekte geben wird.
01.09.2021
Von Peter Buerstedde | Paris
Die Aussichten für den Ausbau der Solarenergie sind mittelfristig sehr gut, auch wenn Mitte 2021 weiter Lieferengpässe und steigende Preise den Entwicklern zu schaffen machen. Um die 2020 angenommenen Ausbauziele zu erreichen, hat die Regierung die Förderinstrumente angepasst. Vor allem die höheren Ausschreibungsvolumina sollten den Ausbau antreiben. Nach Berechnungen der Regulierungsbehörde CRE (Commission de régulation de l'énergie) werden bis 2028 etwa 15,2 Gigawatt an neuen PV-Kapazitäten benötigt. Diese Rechnung berücksichtigt neben fertigen Projekten auch solche in der Umsetzung und eine Schätzung zu den Kapazitäten, die bis 2028 über Einspeisevergütungen gefördert werden.
Die Lastenhefte zu den verschiedenen Ausschreibungen sind Anfang August 2021 veröffentlicht worden. Sie sehen 2021 bis 2026 Ausschreibungsvolumen von 10,2 Gigawatt für Freiflächenvorhaben vor, 5,5 Gigawatt für Aufdachanlagen und 0,7 Gigawatt für innovative PV-Vorhaben. Hinzu kommen 0,7 Gigawatt für Selbstversorgungsprojekte. Damit steigen die jährlich ausgeschriebenen Kapazitäten um etwa 70 Prozent.
Die ersten Tender mit den höheren Volumen und nach neuen Regeln beginnen im Oktober 2021. Ebenfalls ab Oktober soll die Obergrenze für eine Förderung mit Einspeisevergütungen für Selbstversorgungsprojekte ohne Ausschreibung von bisher 100 kWp auf 500 kWp angehoben werden. Diese Vorhaben entwickeln sich stark, weil sie bei sinkenden Kosten mit steigenden Strompreisen für Gewerbekunden immer attraktiver werden. Hier fehlt (August 2021) aber noch der Umsetzungserlass. Die Laufzeiten betragen weiter 20 Jahre.
Segment | Bisheriges Tendervolumen pro Jahr (in MW)2 | Neues Tendervolumen pro Jahr (in MW) |
---|---|---|
Freiflächenanlagen | 1.350 | 1.850 |
Aufdachanlagen | 450 | 1.100 |
Technologieneutral (Windkraft, Solarkraft) | 200 | 500 |
Selbstversorgung | 75 | 150 |
Innovative Vorhaben | 140 | 140 |
Gesamt | 2.215 | 3.740 |
Freiflächen- und Aufdachvorhaben werden nicht mehr nach Leistung gestaffelt ausgeschrieben, sondern jeweils in einer einzigen Ausschreibung zusammengefasst. Weiter wird ein Teil der zu vergebenden Kapazität für kleinere Projekte reserviert. Darüber hinaus hat die Regierung zahlreiche Voraussetzungen angepasst. Die Auswirkungen dürften erst nach einigen Ausschreibungsrunden deutlich werden.
Für alle Ausschreibungen gilt künftig eine CO2-Obergrenze für PV-Module und eine längere Frist für einen Anschluss (30 statt 24 Monate). Die CO2-Grenze liegt etwa beim Durchschnittswert der letzten Ausschreibungen und könnte daher den Ausbau der Modulproduktion in Frankreich antreiben, der von der Regierung gefördert wird. Bei Freiflächenanlagen lag der Durchschnitt der letzten Ausschreibungsrunde (9.) bei 502 Kilogramm Kohlenstoffdioxid pro kWp mit 55 Prozent der Projekte nahe am neuen Grenzwert von 550 Kilogramm.
Mit längeren Fristen soll ein vorzeitiger Abbruch von Projekten vermieden werden. Die Regulierungsbehörde CRE schätzt, dass nur etwa 30 Prozent der Vorhaben innerhalb der Fristen fertiggestellt werden. Von den 2014 und 2015 ausgeschriebenen Projekten seien zudem 30 bis 40 Prozent abgebrochen worden. Für alle Ausschreibungen müssen mit dem Gebot künftig auch Finanzgarantien und Baugenehmigungen vorgelegt werden.
Unklar ist, ob die größeren Tendervolumen auf genügend Bieterinteresse stoßen werden, da administrative Hindernisse die Umsetzung erschweren. In den letzten Jahren waren einige Ausschreibungen vor allem für Freiflächenvorhaben unterzeichnet worden. Hinzu kommt, dass die Regierung die sehr hohen Einspeisevergütungen für Projekte aus den Jahren 2006 und 2011 ab 1. Oktober 2021 verringern will. Dies könnte Bieter verunsichern.
In der letzten Ausschreibung für Freiflächenprojekte (9. Tranche, Zuschlag am 16. Februar 2021) konnte für 680 MWp geboten werden. Von den eingereichten 102 Vorhaben mit 617 MWp Leistung wurden schließlich 69 Projekte mit 452 MWp ausgewählt. Der gebotene Preis lag mit 60,1 Euro je Megawattstunde (MWh) um 4,7 Prozent höher als bei der vorangegangenen Ausschreibung.
Für Aufdachanlagen erfolgte in der jüngsten Ausschreibungsrunde (12. Tranche) am 16. Juni 2021 der Zuschlag. Eingereicht wurden 968 Vorhaben mit 360,5 MWp für eine ausgeschriebene Leistung von 150 MWp. Ausgewählt wurden 329 Vorhaben mit 161 MWp und mit einem Durchschnittspreis von 82,72 Euro pro MWh.
Die staatliche Umweltbehörde Ademe (Agence de la transition écologique) hat 2020 eine Studie zu den Stromgestehungskosten veröffentlicht, die sich auf 2019 oder 2018 bezieht. Die ermittelten LCOE-Werte (levelised cost of electricity) variieren vor allem nach der Sonneneinstrahlung (dem Standort). Laut Studie sind die Kosten etwa mit denen in Deutschland vergleichbar, auch wenn sie sich stärker nach Standort unterscheiden und die Kapitalkosten in Deutschland zum Teil höher liegen.
Wind (an Land) | PV Aufdachanlagen klein (3 bis 9 kW) | PV Aufdachanlagen groß (0,1 bis 0,5 MW) | PV Freiflächenanlagen | Gas | ||
---|---|---|---|---|---|---|
2008 | 88 bis 119 | 653 bis 688 | 469 bis 573 | 555 bis 590 | k.A. | |
2013 | 70 bis 85 | 280 bis 293 | 137 bis 155 | 114 bis 131 | k.A. | |
2019 | 50 bis 71 | 166 bis 201 (2018) | 78 bis 91 (2018) | 57 bis 71 | 50 bis 66 |
Neben den neuen Ausschreibungsregeln und -runden gibt es zahlreiche staatliche Maßnahmen, die sich auf den Einsatz von Solarenergie auswirken. Als Konjunkturmaßnahme in der Krise hat die Regierung im Oktober 2020 Prämien für energetische Sanierungsmaßnahmen bis Ende 2021 auf besserverdienende Haushalte ausgeweitet. Das kommt dem Einsatz von solarthermischen Anlagen und Hybridmodulen zugute.
Auch die neue Wärmeschutzverordnung RE2020, die Anfang 2022 für Wohngebäude und Mitte 2022 für Büro- und Schulgebäude in Kraft tritt, begünstigt den Einsatz von Solarenergie. Gasheizungen werden durch fallende CO2-Grenzwerte langsam verdrängt werden. Davon profitieren Wärmepumpen und Solar-/PV-Anlagen, die auch über den Wärmefonds (Fonds chaleur) der Umweltbehörde Ademe gefördert werden, der aufgestockt worden ist.
Gleichzeitig gewinnen seit 2019 PPA-Vorhaben (Power Purchasing Agreements) an Bedeutung, auch wenn sie zumeist noch bestehende Solarparks betreffen, wo die Förderung ausgelaufen ist. Das Beratungsunternehmen Capgemini bezifferte die vertraglich vereinbarten Stromlieferungen Mitte 2021 auf etwa 1,2 GWh. Große Vorhaben wie Horizeo stehen in den Startlöchern aber viele Entwickler könnten weiter eine Förderung per Ausschreibung vorziehen.
Projektbezeichnung, Standort | Leistung (MW) | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
---|---|---|---|---|
Horizeo (Freiflächenanlage, Batteriespeicher, Elektrolyseanlage), Saucats | 1.000 | Engie, Neoen | In Planung (PPA), Fertigstellung 2026 angepeilt | 1.000 |
Freiflächenanlage, Luftwaffenbasis Creil | 246 | Photosol | In Umsetzung, Fertigstellung Ende 2022 | 130 |
Loirecopark, Aubigné-Racan | 39,1 | Neoen | Zuschlag in Ausschreibung im Februar 2021 | k.A. |
CS Pouy Negue 2, Cère | 26,7 | Total Quadran | Zuschlag in Ausschreibung im Oktober 2020 | k.A. |
Centrale Solaire Orion 9, Bessines | 21,7 | Neoen | Zuschlag in Ausschreibung im Februar 2021 | k.A. |
GDSOL 71, Leforest | 18,8 | Generale du Soleil | Zuschlag in Ausschreibung im Februar 2021; Baubeginn Ende 2021 | k.A. |
Centrale Solaire Orion 9, Bessines | 21,7 | Neoen | Zuschlag in Ausschreibung im Februar 2021 | k.A. |
Centrale photovoltaïque de Beaucaire Matagot, Beaucaire | 16,5 | LRD Solaire (Compagnie nationale du Rhone) | Zuschlag in Ausschreibung im Februar 2021 | k.A. |
Chamblet 2, Chamblet | 13,8 | EDF Renouvelables | Zuschlag in Ausschreibung im Februar 2021 | k.A. |