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Marktchancen
Der Hochbau könnte 2022 fast wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Ein Genehmigungsüberhang lässt im Wohnungsbau auf kräftiges Wachstum hoffen.
31.01.2022
Von Peter Buerstedde | Paris
Der Hochbau hat sich 2021 kräftig erholt und das Bauvolumen ist nach vorläufigen Zahlen des Hochbauverbandes FFB (Fédération Française du Bâtiment) gegenüber 2020 nominal um 20,5 Prozent gestiegen. Damit liegt es aber noch um 5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Nach Prognosen des Verbandes könnte der Hochbau 2022 die Krise wieder fast hinter sich lassen. Der Abstand zu 2019 soll dann noch 0,9 Prozent betragen.
Segment | Bauvolumen 2020 (in Milliarden Euro) | Veränderung 2021/20 ) | Veränderung 2022/21 |
---|---|---|---|
Neubau, davon | 53,7 | 20,5 | 6,2 |
Wohnungen | 30,6 | 24,1 | 7,3 |
Andere Gebäude | 23,1 | 15,7 | 4,7 |
Renovierung und Instandhaltung | 73,2 | 6,1 | 2,7 |
Gesamt | 126,9 | 12,2 | 4,3 |
Die Krise und ein harter Lockdown ab März 2020 zwangen viele Baustellen wochenlang zum Stillstand und verzögerten die Ausstellung von Baugenehmigungen. Entsprechend stark war der Einbruch 2020 und der Aufschwung im Folgejahr. Der Wohnungsbau hat sich schneller erholt als der Wirtschaftsbau. Allerdings lag das Bauvolumen auch im Wohnungsbau 2021 noch nominal 5,8 Prozent niedriger als 2019.
Wohnungsbau kommt aus der Krise
Die neu begonnenen Wohnungsbauten (in Wohneinheiten) haben sich 2021 gegenüber dem Vorjahr um 11,3 Prozent erholt und liegen damit wieder leicht über dem Niveau von 2019 (+0,9 Prozent), wobei es keine großen Unterschiede zwischen Einfamilienhäusern (+0,8 Prozent) und Mehrfamilienhäusern (+1,0 Prozent) gibt. Mit 390.000 Baubeginnen wurden nach Angaben von FFB 2021 etwa 30.000 Wohneinheiten mehr in Angriff genommen als im langfristigen Durchschnitt. Allerdings sind das deutlich weniger als in den Rekordjahren 2017 (437.000) und 2018 (399.000).
Der Anstieg der Baugenehmigungen für Wohnungen ist noch stärker ausgefallen, mit einem Plus von 19,9 Prozent gegenüber 2020 und 4,9 Prozent gegenüber 2019. Im Jahr 2021 wurden nach vorläufigen Daten von FFB rund 472.000 Wohnungen genehmigt und damit 48.000 mehr als im langfristigen Durchschnitt. Dieses gute Ergebnis geht vor allem auf Einfamilienhäuser (15,5 Prozent mehr Genehmigungen als 2019) zurück. Die Vorliebe der Franzosen für Einzelhäuser hat sich mit der Krise, den Lockdownphasen und der Telearbeit noch verstärkt.
Anders ist die Situation bei Mehrfamilienhäusern, für die 2021 noch 2,7 Prozent weniger Genehmigungen erteilt worden sind als 2019. Dies bezieht sich vor allem auf Ballungsräume, wo die Nachfrage am stärksten, aber Vorhaben besonders schwierig umzusetzen sind.
Der Bauverband FFB erwartet 2022 rund 399.000 Baubeginne, 15.000 mehr Einfamilienhäuser und 7.000 weniger Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Im Jahr 2021 hat sich bei Einfamilienhäusern ein großer Genehmigungsüberhang aufgebaut und dies könnte den Wohnungsbau noch stärker antreiben. Aber die Baukosten steigen durch Lieferengpässe und die schrittweise Einführung einer neuen Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) ab 1. Januar 2022. Daher könnten mehr Projekte nicht zur Ausführung kommen.
Wirtschaftsbau erholt sich nur langsam
Der Neubau von Nichtwohngebäuden steckt noch tief in der Krise. Die Umsätze lagen 2021 weiter 10,5 Prozent unter dem Niveau von 2019. Die begonnenen Flächen steigen gegenüber 2020 um 5,6 Prozent auf 25,1 Millionen Quadratmeter. Das sind aber immer noch 3,3 Millionen Quadratmeter (11,6 Prozent) weniger als 2019 und 6,8 Millionen Quadratmeter weniger als der Langzeitdurchschnitt (seit 1986).
2019 | 2020 | 2021 *) | 2022 *) | |
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Hotellerie | 747 | 636 | 695 | 618 |
Landwirtschaftliche Bauten | 6.312 | 5.595 | 4.906 | 4.716 |
Industriebauten | 10.102 | 8.649 | 9.360 | 10.162 |
Bürogebäude | 3.953 | 3.165 | 3.890 | 3.526 |
Handel und Geschäfte | 3.169 | 2.301 | 2.633 | 2.395 |
Verwaltungsgebäude | 4.153 | 3.464 | 3.652 | 3.662 |
Gesamt | 28.436 | 23.810 | 25.136 | 25.079 |
Die genehmigten Flächen stiegen 2021 im Jahresvergleich um 13,0 Prozent, sind aber noch um 8,8 Prozent geringer als 2019. Nur bei Industriebauten liegen die Genehmigungen über dem Vorkrisenniveau (+2,5 Prozent). Dies dürfte vor allem an Logistikzentren für den E-Commerce liegen. In den ersten drei Quartalen 2021 lagen hier die Investitionen nach einer Erhebung von BNP Paribas Real Estate mit 2,7 Milliarden Euro auf dem höchsten Niveau der letzten fünf Jahre. Die genehmigten Industrieflächen könnten nach Prognosen von FFB 2022 um 7,3 Prozent zulegen gegenüber einem Plus von 2,7 Prozent im Wirtschaftsbau insgesamt. Verwaltungsgebäude sollen ein Plus von 5,3 Prozent erreichen, weil kommunale Bauvorhaben zwei Jahre nach den Kommunalwahlen und Verzögerungen durch die Krise 2022 zur Umsetzung kommen sollen.
2019 | 2020 | 2021 *) | 2022 *) | |
---|---|---|---|---|
Hotellerie | 1.243 | 1.021 | 1.010 | 957 |
Landwirtschaftliche Bauten | 9.689 | 8.226 | 8.525 | 8.616 |
Industriebauten | 15.168 | 11.818 | 15.552 | 16.690 |
Bürogebäude | 5.874 | 4.815 | 4.639 | 4.463 |
Handel und Geschäfte | 4.454 | 3.591 | 3.617 | 3.366 |
Verwaltungsgebäude | 5.677 | 4.528 | 5.065 | 5.335 |
Gesamt | 42.105 | 33.999 | 38.408 | 39.427 |
Genehmigungen für Büros könnten 2022 zurückfallen, da die Nachfrage infolge der Krise und der Ausweitung der Telearbeit zurückgegangen ist und 2022 noch zusätzliche Flächen vor allem in der Hauptstadtregion fertiggebaut werden. Der Verband FFB erwartet im Handel und in der Hotellerie Rückgänge der genehmigten Flächen. Insgesamt könnten so die begonnenen Flächen 2022 mit einem Minus von 0,2 Prozent vor sich hin dümpeln.
Instandhaltungsarbeiten lassen Krise 2022 hinter sich
Die Umsätze in der Modernisierung und Instandhaltung haben sich 2021 mit einem Rückstand von nur noch 2,6 Prozent gegenüber 2019 gut entwickelt, dank der energetischen Sanierung von Wohngebäuden, die mit einem Plus von 5,0 Prozent gegenüber 2019 deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Sie wird durch die Ausweitung des staatlichen Förderprogramms MaPrimeRénov' angekurbelt, das auch 2022 weiterläuft und im Haushalt mit 2 Milliarden Euro bedacht worden ist.
Das nominale Volumen in der Modernisierung und Instandhaltung könnte 2022 um 2,7 Prozent zulegen. Damit würde das Segment die Krise hinter sich lassen. Angetrieben wird es auch durch besonders zahlreiche Häuserkäufe in den Jahren 2019 bis 2021 (jeweils etwa 1 Million), die in der Regel innerhalb von zwei Jahren Arbeiten nach sich ziehen.
Kennziffer | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/20 |
---|---|---|---|
Bauvolumen insgesamt, davon | 126,9 | 142,3 | 12,2 |
Wohnungsbau | 30,6 | 37,9 | 24,1 |
Wirtschaftsbau | 16,2 | 19,0 | 16,9 |
Öffentlicher Bau (ohne Tiefbauprojekte) | 6,9 | 7,7 | 12,8 |
Bausektor in Umbruchphase
Der Bausektor steht vor großen Veränderungen. Eine neue Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) wird phasenweise ab 1. Juli 2022 eingeführt (siehe Abschnitt: Nachhaltiges Bauen). Sie dürfte die Umsetzung von Vorhaben zunächst verzögern und die Baukosten antreiben. Sie hat zudem dazu geführt, dass Bauvorhaben 2021 vorgezogen worden sind, um strikteren Regularien zuvorzukommen. Auch ein Klimagesetz vom August 2021 macht neue Vorgaben, die ab 2023 umgesetzt werden sollen. Ein neues System zum Recycling von Baumaterialien sollte am 1. Januar 2022 eingeführt werden. Geplant ist jetzt eine Einführung am 1. September 2022.
Akteur/Projekt | Investitionssumme | Projektstand | Projektträger |
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Olympische Spiele 2024, Paris | 7.400 | Ausschreibungen laufen weiter | |
Batteriefabrik von AESC für Renault, Douai | 3.000 | Bau ab Juli 2022 für erste Phase | |
Hermitage Plaza, 2 Mixed-Use-Türme | 2.800 | Rechtsstreit über Grundstücksverkauf | |
Erweiterung Disneyland Vergnügungspark, Paris | 2.000 | Drei neue Bereiche geplant 2022 bis 2026; Eröffnung Avengers Campus 2022 | |
Neue Universitätsklinik Grand Paris Nord, Saint-Ouen | 1.300 | Baubeginn ab 2024 | Campus Hospitalo-Universitaire Grand Paris-Nord |
Renovierung und Ausbau des Bahnhofs Nord, Paris | 1.000 | Teilauftrag im Februar 2021 an Bouygues vergeben; Fertigstellung 2025 | |
Projekt Odyssey, drei Türme mit Büros, Handel und Wohnungen, La Defense | 1.000 | Anfang Januar 2022 Baugenehmigung erhalten | |
Neubau und Verlegung der Uniklinik (CHU) Nantes auf eine Insel | 953 | Fertigstellung bis 2026 | |
Nôtre-Dame de Paris | k.A. | Nach Sicherung des Gebäudes gehen Arbeiten weiter; 833 Millionen Euro an Spenden stehen zur Verfügung | |
Zusammenführung der Universitätsklinik (CHRU) Nancy an neuem Standort | 600 | Fertigstellung bis 2029 |