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Branchen | Frankreich | Hochbau

Marktchancen

Der Hochbau könnte 2022 fast wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Ein Genehmigungsüberhang lässt im Wohnungsbau auf kräftiges Wachstum hoffen.  

Von Peter Buerstedde | Paris

Der Hochbau hat sich 2021 kräftig erholt und das Bauvolumen ist nach vorläufigen Zahlen des Hochbauverbandes FFB (Fédération Française du Bâtiment) gegenüber 2020 nominal um 20,5 Prozent gestiegen. Damit liegt es aber noch um 5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Nach Prognosen des Verbandes könnte der Hochbau 2022 die Krise wieder fast hinter sich lassen. Der Abstand zu 2019 soll dann noch 0,9 Prozent betragen.

Entwicklung des Bauvolumens im französischen Hochbau (nominale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent) *)

Segment

Bauvolumen 2020 (in Milliarden Euro)

Veränderung 2021/20 )

Veränderung 2022/21

Neubau, davon

53,7

20,5

6,2

  Wohnungen

30,6

24,1

7,3

  Andere Gebäude

23,1

15,7

4,7

Renovierung und Instandhaltung

73,2

6,1

2,7

Gesamt

126,9

12,2

4,3

*) 2021: Hochrechnung von FFB; 2022: Prognose von FFBQuelle: Fédération Française du Bâtiment (FFB)


Die Krise und ein harter Lockdown ab März 2020 zwangen viele Baustellen wochenlang zum Stillstand und verzögerten die Ausstellung von Baugenehmigungen. Entsprechend stark war der Einbruch 2020 und der Aufschwung im Folgejahr. Der Wohnungsbau hat sich schneller erholt als der Wirtschaftsbau. Allerdings lag das Bauvolumen auch im Wohnungsbau 2021 noch nominal 5,8 Prozent niedriger als 2019.

Wohnungsbau kommt aus der Krise

Die neu begonnenen Wohnungsbauten (in Wohneinheiten) haben sich 2021 gegenüber dem Vorjahr um 11,3 Prozent erholt und liegen damit wieder leicht über dem Niveau von 2019 (+0,9 Prozent), wobei es keine großen Unterschiede zwischen Einfamilienhäusern (+0,8 Prozent) und Mehrfamilienhäusern (+1,0 Prozent) gibt. Mit 390.000 Baubeginnen wurden nach Angaben von FFB 2021 etwa 30.000 Wohneinheiten mehr in Angriff genommen als im langfristigen Durchschnitt. Allerdings sind das deutlich weniger als in den Rekordjahren 2017 (437.000) und 2018 (399.000).

Der Anstieg der Baugenehmigungen für Wohnungen ist noch stärker ausgefallen, mit einem Plus von 19,9 Prozent gegenüber 2020 und 4,9 Prozent gegenüber 2019. Im Jahr 2021 wurden nach vorläufigen Daten von FFB rund 472.000 Wohnungen genehmigt und damit 48.000 mehr als im langfristigen Durchschnitt. Dieses gute Ergebnis geht vor allem auf Einfamilienhäuser (15,5 Prozent mehr Genehmigungen als 2019) zurück. Die Vorliebe der Franzosen für Einzelhäuser hat sich mit der Krise, den Lockdownphasen und der Telearbeit noch verstärkt.

Anders ist die Situation bei Mehrfamilienhäusern, für die 2021 noch 2,7 Prozent weniger Genehmigungen erteilt worden sind als 2019. Dies bezieht sich vor allem auf Ballungsräume, wo die Nachfrage am stärksten, aber Vorhaben besonders schwierig umzusetzen sind.

Der Bauverband FFB erwartet 2022 rund 399.000 Baubeginne, 15.000 mehr Einfamilienhäuser und 7.000 weniger Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Im Jahr 2021 hat sich bei Einfamilienhäusern ein großer Genehmigungsüberhang aufgebaut und dies könnte den Wohnungsbau noch stärker antreiben. Aber die Baukosten steigen durch Lieferengpässe und die schrittweise Einführung einer neuen Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) ab 1. Januar 2022. Daher könnten mehr Projekte nicht zur Ausführung kommen.

Wirtschaftsbau erholt sich nur langsam

Der Neubau von Nichtwohngebäuden steckt noch tief in der Krise. Die Umsätze lagen 2021 weiter 10,5 Prozent unter dem Niveau von 2019. Die begonnenen Flächen steigen gegenüber 2020 um 5,6 Prozent auf 25,1 Millionen Quadratmeter. Das sind aber immer noch 3,3 Millionen Quadratmeter (11,6 Prozent) weniger als 2019 und 6,8 Millionen Quadratmeter weniger als der Langzeitdurchschnitt (seit 1986). 

Bau von Nichtwohngebäuden in Frankreich (begonnene Flächen in 1.000 Quadratmetern)

2019

2020

2021 *)

2022 *)

Hotellerie

747

636

695

618

Landwirtschaftliche Bauten

6.312

5.595

4.906

4.716

Industriebauten

10.102

8.649

9.360

10.162

Bürogebäude

3.953

3.165

3.890

3.526

Handel und Geschäfte

3.169

2.301

2.633

2.395

Verwaltungsgebäude

4.153

3.464

3.652

3.662

Gesamt

28.436

23.810

25.136

25.079

*) 2021: Hochrechnung von FFB; 2022: Prognose von FFBQuelle: Fédération Française Bâtiment (FFB)


Die genehmigten Flächen stiegen 2021 im Jahresvergleich um 13,0 Prozent, sind aber noch um 8,8 Prozent geringer als 2019. Nur bei Industriebauten liegen die Genehmigungen über dem Vorkrisenniveau (+2,5 Prozent). Dies dürfte vor allem an Logistikzentren für den E-Commerce liegen. In den ersten drei Quartalen 2021 lagen hier die Investitionen nach einer Erhebung von BNP Paribas Real Estate mit 2,7 Milliarden Euro auf dem höchsten Niveau der letzten fünf Jahre. Die genehmigten Industrieflächen könnten nach Prognosen von FFB 2022 um 7,3 Prozent zulegen gegenüber einem Plus von 2,7 Prozent im Wirtschaftsbau insgesamt. Verwaltungsgebäude sollen ein Plus von 5,3 Prozent erreichen, weil kommunale Bauvorhaben zwei Jahre nach den Kommunalwahlen und Verzögerungen durch die Krise 2022 zur Umsetzung kommen sollen.

Entwicklung der Baugenehmigungen im französischen Wirtschaftsbau (in 1.000 Quadratmetern Fläche)

2019

2020

2021 *)

2022 *)

Hotellerie

1.243

1.021

1.010

957

Landwirtschaftliche Bauten

9.689

8.226

8.525

8.616

Industriebauten

15.168

11.818

15.552

16.690

Bürogebäude

5.874

4.815

4.639

4.463

Handel und Geschäfte

4.454

3.591

3.617

3.366

Verwaltungsgebäude

5.677

4.528

5.065

5.335

Gesamt

42.105

33.999

38.408

39.427

*) 2021: Hochrechnung von FFB; 2022: Prognose von FFBQuelle: Fédération Française du Bâtiment (FFB)


Genehmigungen für Büros könnten 2022 zurückfallen, da die Nachfrage infolge der Krise und der Ausweitung der Telearbeit zurückgegangen ist und 2022 noch zusätzliche Flächen vor allem in der Hauptstadtregion fertiggebaut werden. Der Verband FFB erwartet im Handel und in der Hotellerie Rückgänge der genehmigten Flächen. Insgesamt könnten so die begonnenen Flächen 2022 mit einem Minus von 0,2 Prozent vor sich hin dümpeln.

Instandhaltungsarbeiten lassen Krise 2022 hinter sich

Die Umsätze in der Modernisierung und Instandhaltung haben sich 2021 mit einem Rückstand von nur noch 2,6 Prozent gegenüber 2019 gut entwickelt, dank der energetischen Sanierung von Wohngebäuden, die mit einem Plus von 5,0 Prozent gegenüber 2019 deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Sie wird durch die Ausweitung des staatlichen Förderprogramms MaPrimeRénov' angekurbelt, das auch 2022 weiterläuft und im Haushalt mit 2 Milliarden Euro bedacht worden ist.

Das nominale Volumen in der Modernisierung und Instandhaltung könnte 2022 um 2,7 Prozent zulegen. Damit würde das Segment die Krise hinter sich lassen. Angetrieben wird es auch durch besonders zahlreiche Häuserkäufe in den Jahren 2019 bis 2021 (jeweils etwa 1 Million), die in der Regel innerhalb von zwei Jahren Arbeiten nach sich ziehen.

Marktvolumen des Hochbaus in Frankreich (in Milliarden Euro, Veränderung in Prozent)*)

Kennziffer

2020

2021

Veränderung 2021/20

Bauvolumen insgesamt, davon 

126,9

142,3

12,2

  Wohnungsbau

30,6

37,9

24,1

  Wirtschaftsbau

16,2

19,0

16,9

  Öffentlicher Bau (ohne Tiefbauprojekte)

6,9

7,7

12,8

*) 2021: Hochrechnung des FFBQuelle: Fédération Française du Bâtiment (FFB)

Bausektor in Umbruchphase

Der Bausektor steht vor großen Veränderungen. Eine neue Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) wird phasenweise ab 1. Juli 2022 eingeführt (siehe Abschnitt: Nachhaltiges Bauen). Sie dürfte die Umsetzung von Vorhaben zunächst verzögern und die Baukosten antreiben. Sie hat zudem dazu geführt, dass Bauvorhaben 2021 vorgezogen worden sind, um strikteren Regularien zuvorzukommen. Auch ein Klimagesetz vom August 2021 macht neue Vorgaben, die ab 2023 umgesetzt werden sollen. Ein neues System zum Recycling von Baumaterialien sollte am 1. Januar 2022 eingeführt werden. Geplant ist jetzt eine Einführung am 1. September 2022.

Ausgewählte Hochbauprojekte in Frankreich (Investitionen in Millionen Euro)

Akteur/Projekt

Investitionssumme

Projektstand

Projektträger

Olympische Spiele 2024, Paris

7.400

Ausschreibungen laufen weiter

Paris 2024

Batteriefabrik von AESC für Renault, Douai

3.000

Bau ab Juli 2022 für erste Phase

Envision AESC

Hermitage Plaza, 2 Mixed-Use-Türme

2.800

Rechtsstreit über Grundstücksverkauf

Foster+Partners

Erweiterung Disneyland Vergnügungspark, Paris

2.000

Drei neue Bereiche geplant 2022 bis 2026; Eröffnung Avengers Campus 2022

Disney France

Neue Universitätsklinik Grand Paris Nord, Saint-Ouen

1.300

Baubeginn ab 2024

Campus Hospitalo-Universitaire Grand Paris-Nord

Renovierung und Ausbau des Bahnhofs Nord, Paris

1.000

Teilauftrag im Februar 2021 an Bouygues vergeben; Fertigstellung 2025

Stationord

Projekt Odyssey, drei Türme mit Büros, Handel und Wohnungen, La Defense

1.000

Anfang Januar 2022 Baugenehmigung erhalten

Odyssey

Neubau und Verlegung der Uniklinik (CHU) Nantes auf eine Insel

953

Fertigstellung bis 2026

CHU Nantes

Nôtre-Dame de Paris

k.A.

Nach Sicherung des Gebäudes gehen Arbeiten weiter; 833 Millionen Euro an Spenden stehen zur Verfügung

Rebâtir Nôtre-Dame de Paris

Zusammenführung der Universitätsklinik (CHRU) Nancy an neuem Standort

600

Fertigstellung bis 2029

CHRU de Nancy

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2021


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