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Mehr Geld für Denkmalschutz
Die Regierung hat in der Krise ihre Zuwendungen für den Denkmalschutz stark erhöht. Der Sektor beklagt Fachkräftemangel und zu wenig staatliche Beratung für private Eigentümer.
25.01.2022
Von Peter Buerstedde | Paris
In Frankreich mussten zahlreiche Denkmalschutzprojekte während des Lockdowns 2020 unterbrochen werden. Großen Auftraggebern wie dem Centre des Monuments Historiques (CNM) waren durch die Schließung der Museen und dem Ausbleiben ausländischer Touristen die Einnahmen weggebrochen. Die fehlenden Einnahmen hat der Staat in der Krise durch höhere Zuwendungen ausgeglichen. Gleichzeitig bewilligte die Regierung im Rahmen des Konjunkturprogramms France Relance auch deutlich mehr Fördermittel für den Denkmalschutz.
Staat erhöht Zuwendungen
Die jährlichen Zuwendungen wurden für 2021 und 2022 auf 355 Millionen Euro erhöht (+5 Prozent gegenüber 2020). Aus dem Konjunkturpaket France Relance kommen weitere 260 Millionen Euro über drei Jahre hinzu, davon 115 Millionen Euro 2022. Daraus ergibt sich eine Steigerung 2022 gegenüber 2020 von 39 Prozent.
Von den zusätzlichen Mitteln aus France Relance fließen 80 Millionen Euro in einen Plan Cathédrales, der die Instandsetzung von Kathedralen finanziert. Geplant ist unter anderem die Restaurierung der Gotteshäuser in Beauvais, Chartres, Clermont-Ferrand, Rouen, Nevers, Marseille und Nantes. Die Kathedrale Saint-Pierre-et-Saint-Paul war im Juli 2020 bei einem Brand beschädigt worden. Weitere 40 Millionen Euro gehen an Projekte von kommunalen oder privaten Trägern. Das CNM erhält 140 Millionen Euro unter anderem für die Restaurierung des Schlosses Villers-Cotterêts. In dem Renaissanceschloss wird ein Zentrum der französischen Sprache (Cité internationale de la langue française) eingerichtet. Das Vorhaben hat sich allerdings durch die Krise und unvorhergesehene Schäden verzögert. Es soll jetzt 2023 fertig werden.
Die staatlichen Mittel liegen 2021 und 2022 jeweils über 420 Millionen Euro. Dieses Niveau wird von Verbänden und Vereinen in Frankreich als Minimum für eine nachhaltige Instandhaltung historischer Bauten betrachtet. Hinzu kommen Investitionen von Privatbesitzern, die steuerlich gefördert werden. Wichtig ist hier die Stiftung Fondation du patrimoine, die Spendenaktionen durchführt und Label vergeben kann, die es Privatbesitzern ermöglichen, Baumaßnahmen von der Steuer abzusetzen.
Die Regierung hatte bereits vor der Krise Initiativen gestartet, um mehr Mittel in den Denkmalschutz zu leiten. Der Fonds FIP (Fonds incitatif et partenarial) stellt zentralstaatliche Mittel für den Denkmalschutz in Gemeinden zur Verfügung unter der Bedingung, dass die Regionen sich auch an der Finanzierung beteiligen. Seit Auflage des Fonds 2018 konnten 450 Projekte gefördert werden. Im Jahr 2018 hat die Regierung zudem eine Lotterie zugunsten des Denkmalschutzes (Loto du patrimoine) ins Leben gerufen. Sie hat 115 Millionen Euro eingespielt für etwa 500 Objekte in besonders schlechtem Zustand. Diese werden jährlich über die Mission Patrimoine ausgewählt.
Die hohen Zuwendungen hingen 2021 und 2022 mit der Krise und dem Konjunkturpaket France Relance zusammen. Unklar ist, wie die Mittelausstattung für den Denkmalschutz über 2022 hinaus aussehen wird. Der Schutz historischer Bausubstanz wird über Parteigrenzen hinweg als wichtig angesehen und dürfte in der Politik auch nach den Präsidentschaftswahlen im April 2022 starke Unterstützung erfahren.
Öffentliche Stellen und Firmen unter Druck
Mehr Mittel und Vorhaben haben 2021 die Erholung der Unternehmen in der Denkmalpflege beschleunigt. Sie setzen aber die öffentlichen Instanzen stark unter Druck. Darunter auch die regionalen Behörden DRAC (Direction régionale des affaires culturelles), die für die Genehmigung von Denkmalschutzarbeiten zuständig sind. In der Vergangenheit hatten die DRAC zum Teil auch private Besitzer noch kostenfrei beraten. Ein Bericht der Kulturkommission des Senats von 2021 beklagt, dass die regionalen Behörden nicht über genug Personal verfügen und dass dies private Vorhaben behindere.
Hinzu kommen Nachwuchsprobleme in den Unternehmen der Denkmalpflege. Der Fachkräftemangel liegt weniger am Ausbildungsangebot, das in Frankreich sehr reichhaltig ist. Eher werden die Arbeitsbedingungen als wenig attraktiv eingeschätzt. Der Brand der Pariser Kathedrale hat die verschiedenen Betätigungsfelder im Denkmalschutz stärker in die Medien gebracht. Aber die Krise hat viele Initiativen zur Bewerbung von Berufen im Denkmalschutz verhindert, so auch den Zugang zur Baustelle von Notre-Dame für die Bevölkerung.
Restaurierung von Notre-Dame de Paris kann beginnen
Nachdem die Sicherungsphase im Sommer 2021 abgeschlossen wurde, können 2022 die Restaurationsarbeiten in der Kathedrale beginnen. Hierfür stehen 840 Millionen Euro an Spenden zur Verfügung. Die Mittel werden von General Georgelin, der von Präsident Emmanuel Macron mit dem Projekt beauftragt wurde, als ausreichend angesehen. Die öffentliche Durchführungsgesellschaft RNDP hat im Dezember 2021 eine Reihe von Ausschreibungen veröffentlicht. Nach Darstellung von Georgelin wurden die Ausschreibungen in viele kleinere Lose aufgeteilt, um möglichst viele Unternehmen einzubinden. Der Zeitplan für eine Wiedereröffnung Ende 2024 werde eingehalten.
Ein anderes Großprojekt wurde aufgrund eines zu engen Zeitrahmens bereits im September 2020 zurechtgestutzt. So wird der Grand Palais in Paris nicht mehr wie ursprünglich geplant unterirdisch über einen gemeinsamen Eingangsbereich mit dem Petit Palais verbunden, sondern nur in seinen bestehenden Strukturen restauriert. Das Budget von 466 Millionen Euro für die Arbeiten bleibt gleich. Andernfalls hätte nach Darstellung des Kulturministeriums eine Fertigstellung bis 2024 und eine Nutzung für olympische Wettkämpfe nicht garantiert werden können. Seit März 2021 ist der Grand Palais geschlossen und seit Juni wird übergangsweise vor der Militärschule auf dem Marsfeld eine Halle aus Holz genutzt.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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AHK berät beim Markteinstieg | |
Ministère de Culture | Kulturministerium |
Zentrale Ausschreibungsplattform | |
Öffentliche Durchführungsgesellschaft für die Restaurierung von Notre-Dame in Paris | |
Groupement des entreprises de restauration des monuments historiques (GMH) | Verband der Unternehmen im Denkmalschutz |
Stiftung zur Förderung des Denkmalschutzes |