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Branche kompakt | Frankreich | Hochbau

Nach Aufschwung soll sich der Bau auf Nachhaltigkeit ausrichten

Der Hochbau in Frankreich hat sich kräftig erholt. Mit neuen Vorschriften soll er in den kommenden Jahren eine grundlegende Neuausrichtung auf nachhaltiges Bauen vollziehen.

Von Peter Buerstedde | Paris

  • Marktchancen

    Der Hochbau könnte 2022 fast wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Ein Genehmigungsüberhang lässt im Wohnungsbau auf kräftiges Wachstum hoffen.  

    Der Hochbau hat sich 2021 kräftig erholt und das Bauvolumen ist nach vorläufigen Zahlen des Hochbauverbandes FFB (Fédération Française du Bâtiment) gegenüber 2020 nominal um 20,5 Prozent gestiegen. Damit liegt es aber noch um 5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Nach Prognosen des Verbandes könnte der Hochbau 2022 die Krise wieder fast hinter sich lassen. Der Abstand zu 2019 soll dann noch 0,9 Prozent betragen.

    Entwicklung des Bauvolumens im französischen Hochbau (nominale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent) *)

    Segment

    Bauvolumen 2020 (in Milliarden Euro)

    Veränderung 2021/20 )

    Veränderung 2022/21

    Neubau, davon

    53,7

    20,5

    6,2

      Wohnungen

    30,6

    24,1

    7,3

      Andere Gebäude

    23,1

    15,7

    4,7

    Renovierung und Instandhaltung

    73,2

    6,1

    2,7

    Gesamt

    126,9

    12,2

    4,3

    *) 2021: Hochrechnung von FFB; 2022: Prognose von FFBQuelle: Fédération Française du Bâtiment (FFB)


    Die Krise und ein harter Lockdown ab März 2020 zwangen viele Baustellen wochenlang zum Stillstand und verzögerten die Ausstellung von Baugenehmigungen. Entsprechend stark war der Einbruch 2020 und der Aufschwung im Folgejahr. Der Wohnungsbau hat sich schneller erholt als der Wirtschaftsbau. Allerdings lag das Bauvolumen auch im Wohnungsbau 2021 noch nominal 5,8 Prozent niedriger als 2019.

    Wohnungsbau kommt aus der Krise

    Die neu begonnenen Wohnungsbauten (in Wohneinheiten) haben sich 2021 gegenüber dem Vorjahr um 11,3 Prozent erholt und liegen damit wieder leicht über dem Niveau von 2019 (+0,9 Prozent), wobei es keine großen Unterschiede zwischen Einfamilienhäusern (+0,8 Prozent) und Mehrfamilienhäusern (+1,0 Prozent) gibt. Mit 390.000 Baubeginnen wurden nach Angaben von FFB 2021 etwa 30.000 Wohneinheiten mehr in Angriff genommen als im langfristigen Durchschnitt. Allerdings sind das deutlich weniger als in den Rekordjahren 2017 (437.000) und 2018 (399.000).

    Der Anstieg der Baugenehmigungen für Wohnungen ist noch stärker ausgefallen, mit einem Plus von 19,9 Prozent gegenüber 2020 und 4,9 Prozent gegenüber 2019. Im Jahr 2021 wurden nach vorläufigen Daten von FFB rund 472.000 Wohnungen genehmigt und damit 48.000 mehr als im langfristigen Durchschnitt. Dieses gute Ergebnis geht vor allem auf Einfamilienhäuser (15,5 Prozent mehr Genehmigungen als 2019) zurück. Die Vorliebe der Franzosen für Einzelhäuser hat sich mit der Krise, den Lockdownphasen und der Telearbeit noch verstärkt.

    Anders ist die Situation bei Mehrfamilienhäusern, für die 2021 noch 2,7 Prozent weniger Genehmigungen erteilt worden sind als 2019. Dies bezieht sich vor allem auf Ballungsräume, wo die Nachfrage am stärksten, aber Vorhaben besonders schwierig umzusetzen sind.

    Der Bauverband FFB erwartet 2022 rund 399.000 Baubeginne, 15.000 mehr Einfamilienhäuser und 7.000 weniger Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Im Jahr 2021 hat sich bei Einfamilienhäusern ein großer Genehmigungsüberhang aufgebaut und dies könnte den Wohnungsbau noch stärker antreiben. Aber die Baukosten steigen durch Lieferengpässe und die schrittweise Einführung einer neuen Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) ab 1. Januar 2022. Daher könnten mehr Projekte nicht zur Ausführung kommen.

    Wirtschaftsbau erholt sich nur langsam

    Der Neubau von Nichtwohngebäuden steckt noch tief in der Krise. Die Umsätze lagen 2021 weiter 10,5 Prozent unter dem Niveau von 2019. Die begonnenen Flächen steigen gegenüber 2020 um 5,6 Prozent auf 25,1 Millionen Quadratmeter. Das sind aber immer noch 3,3 Millionen Quadratmeter (11,6 Prozent) weniger als 2019 und 6,8 Millionen Quadratmeter weniger als der Langzeitdurchschnitt (seit 1986). 

    Bau von Nichtwohngebäuden in Frankreich (begonnene Flächen in 1.000 Quadratmetern)

    2019

    2020

    2021 *)

    2022 *)

    Hotellerie

    747

    636

    695

    618

    Landwirtschaftliche Bauten

    6.312

    5.595

    4.906

    4.716

    Industriebauten

    10.102

    8.649

    9.360

    10.162

    Bürogebäude

    3.953

    3.165

    3.890

    3.526

    Handel und Geschäfte

    3.169

    2.301

    2.633

    2.395

    Verwaltungsgebäude

    4.153

    3.464

    3.652

    3.662

    Gesamt

    28.436

    23.810

    25.136

    25.079

    *) 2021: Hochrechnung von FFB; 2022: Prognose von FFBQuelle: Fédération Française Bâtiment (FFB)


    Die genehmigten Flächen stiegen 2021 im Jahresvergleich um 13,0 Prozent, sind aber noch um 8,8 Prozent geringer als 2019. Nur bei Industriebauten liegen die Genehmigungen über dem Vorkrisenniveau (+2,5 Prozent). Dies dürfte vor allem an Logistikzentren für den E-Commerce liegen. In den ersten drei Quartalen 2021 lagen hier die Investitionen nach einer Erhebung von BNP Paribas Real Estate mit 2,7 Milliarden Euro auf dem höchsten Niveau der letzten fünf Jahre. Die genehmigten Industrieflächen könnten nach Prognosen von FFB 2022 um 7,3 Prozent zulegen gegenüber einem Plus von 2,7 Prozent im Wirtschaftsbau insgesamt. Verwaltungsgebäude sollen ein Plus von 5,3 Prozent erreichen, weil kommunale Bauvorhaben zwei Jahre nach den Kommunalwahlen und Verzögerungen durch die Krise 2022 zur Umsetzung kommen sollen.

    Entwicklung der Baugenehmigungen im französischen Wirtschaftsbau (in 1.000 Quadratmetern Fläche)

    2019

    2020

    2021 *)

    2022 *)

    Hotellerie

    1.243

    1.021

    1.010

    957

    Landwirtschaftliche Bauten

    9.689

    8.226

    8.525

    8.616

    Industriebauten

    15.168

    11.818

    15.552

    16.690

    Bürogebäude

    5.874

    4.815

    4.639

    4.463

    Handel und Geschäfte

    4.454

    3.591

    3.617

    3.366

    Verwaltungsgebäude

    5.677

    4.528

    5.065

    5.335

    Gesamt

    42.105

    33.999

    38.408

    39.427

    *) 2021: Hochrechnung von FFB; 2022: Prognose von FFBQuelle: Fédération Française du Bâtiment (FFB)


    Genehmigungen für Büros könnten 2022 zurückfallen, da die Nachfrage infolge der Krise und der Ausweitung der Telearbeit zurückgegangen ist und 2022 noch zusätzliche Flächen vor allem in der Hauptstadtregion fertiggebaut werden. Der Verband FFB erwartet im Handel und in der Hotellerie Rückgänge der genehmigten Flächen. Insgesamt könnten so die begonnenen Flächen 2022 mit einem Minus von 0,2 Prozent vor sich hin dümpeln.

    Instandhaltungsarbeiten lassen Krise 2022 hinter sich

    Die Umsätze in der Modernisierung und Instandhaltung haben sich 2021 mit einem Rückstand von nur noch 2,6 Prozent gegenüber 2019 gut entwickelt, dank der energetischen Sanierung von Wohngebäuden, die mit einem Plus von 5,0 Prozent gegenüber 2019 deutlich über dem Vorkrisenniveau liegt. Sie wird durch die Ausweitung des staatlichen Förderprogramms MaPrimeRénov' angekurbelt, das auch 2022 weiterläuft und im Haushalt mit 2 Milliarden Euro bedacht worden ist.

    Das nominale Volumen in der Modernisierung und Instandhaltung könnte 2022 um 2,7 Prozent zulegen. Damit würde das Segment die Krise hinter sich lassen. Angetrieben wird es auch durch besonders zahlreiche Häuserkäufe in den Jahren 2019 bis 2021 (jeweils etwa 1 Million), die in der Regel innerhalb von zwei Jahren Arbeiten nach sich ziehen.

    Marktvolumen des Hochbaus in Frankreich (in Milliarden Euro, Veränderung in Prozent)*)

    Kennziffer

    2020

    2021

    Veränderung 2021/20

    Bauvolumen insgesamt, davon 

    126,9

    142,3

    12,2

      Wohnungsbau

    30,6

    37,9

    24,1

      Wirtschaftsbau

    16,2

    19,0

    16,9

      Öffentlicher Bau (ohne Tiefbauprojekte)

    6,9

    7,7

    12,8

    *) 2021: Hochrechnung des FFBQuelle: Fédération Française du Bâtiment (FFB)

    Bausektor in Umbruchphase

    Der Bausektor steht vor großen Veränderungen. Eine neue Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) wird phasenweise ab 1. Juli 2022 eingeführt (siehe Abschnitt: Nachhaltiges Bauen). Sie dürfte die Umsetzung von Vorhaben zunächst verzögern und die Baukosten antreiben. Sie hat zudem dazu geführt, dass Bauvorhaben 2021 vorgezogen worden sind, um strikteren Regularien zuvorzukommen. Auch ein Klimagesetz vom August 2021 macht neue Vorgaben, die ab 2023 umgesetzt werden sollen. Ein neues System zum Recycling von Baumaterialien sollte am 1. Januar 2022 eingeführt werden. Geplant ist jetzt eine Einführung am 1. September 2022.

    Ausgewählte Hochbauprojekte in Frankreich (Investitionen in Millionen Euro)

    Akteur/Projekt

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Olympische Spiele 2024, Paris

    7.400

    Ausschreibungen laufen weiter

    Paris 2024

    Batteriefabrik von AESC für Renault, Douai

    3.000

    Bau ab Juli 2022 für erste Phase

    Envision AESC

    Hermitage Plaza, 2 Mixed-Use-Türme

    2.800

    Rechtsstreit über Grundstücksverkauf

    Foster+Partners

    Erweiterung Disneyland Vergnügungspark, Paris

    2.000

    Drei neue Bereiche geplant 2022 bis 2026; Eröffnung Avengers Campus 2022

    Disney France

    Neue Universitätsklinik Grand Paris Nord, Saint-Ouen

    1.300

    Baubeginn ab 2024

    Campus Hospitalo-Universitaire Grand Paris-Nord

    Renovierung und Ausbau des Bahnhofs Nord, Paris

    1.000

    Teilauftrag im Februar 2021 an Bouygues vergeben; Fertigstellung 2025

    Stationord

    Projekt Odyssey, drei Türme mit Büros, Handel und Wohnungen, La Defense

    1.000

    Anfang Januar 2022 Baugenehmigung erhalten

    Odyssey

    Neubau und Verlegung der Uniklinik (CHU) Nantes auf eine Insel

    953

    Fertigstellung bis 2026

    CHU Nantes

    Nôtre-Dame de Paris

    k.A.

    Nach Sicherung des Gebäudes gehen Arbeiten weiter; 833 Millionen Euro an Spenden stehen zur Verfügung

    Rebâtir Nôtre-Dame de Paris

    Zusammenführung der Universitätsklinik (CHRU) Nancy an neuem Standort

    600

    Fertigstellung bis 2029

    CHRU de Nancy

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2021


    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Immer striktere Vorgaben und zahlreiche Förderprogramme sollen die Nachhaltigkeit im Bausektor vorantreiben. Eine neue Klimaschutzverordnung bringt große Veränderungen.

    Frankreich hat sich zur Bekämpfung des Klimawandels das Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 40 Prozent zurückzufahren. Der Hochbau spielt hier eine große Rolle, da Gebäude für 27 Prozent der Emissionen verantwortlich sind. Nach der Strategie zur Absenkung der Kohlendioxidemissionen SNBC (Stratégie nationale bas-carbone), die 2020 aktualisiert worden ist, soll der Treibhausgasausstoß von Gebäuden bis 2030 um 49 Prozent gesenkt werden. Bis 2050 wird eine vollständige Dekarbonisierung angestrebt.

    Nach dem Basisszenario der SNBC müssten bis 2030 jährlich 370.000 Wohneinheiten renoviert werden und ab dann bis 2050 jährlich 700.000. Daneben existieren weitere Zielvorgaben. Die meisten können nicht nachgehalten werden, da die Daten nicht erhoben werden.

    Den Zielen gegenüber steht eine Vielzahl von Förderprogrammen und neuen Regularien, sowohl für die Gebäudeeffizienz im Baubestand als auch für den Neubau. Die wichtigsten Programme zur Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen sind MaPrimeRénov', Energiesparzertifikate (CEE) und Nullzinskredite (Éco-PTZ). In der Krise wurden die Programme vielfach ausgeweitet und haben zu einem Boom bei Sanierungsarbeiten vor allem in Haushalten geführt.

    Neben den Förderprogrammen gibt es auch immer mehr Druck, Renovierungsarbeiten durchzuführen. Besonders schlecht isolierte Wohnungen werden in den kommenden Jahren nicht mehr vermietet werden können und Energieeffizienzaudits sollen ab September 2022 bei einer Neuvermietung verpflichtend sein. Der Staat zielt hier vor allem auf die energetische Sanierung der 7 bis 8 Millionen Wohneinheiten ab, die nur über einen sehr schwachen Wärmeschutz verfügen.

    Instrumente zur Förderung von energetischen Sanierungsmaßnahmen in Frankreich

    Zur Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen in Gebäuden gibt es vier wichtige Förderinstrumente:


    1. MaPrimeRénov - Zuschüsse für bestimmte Arbeiten gestaffelt nach Einkommen der Haushalte


    2. Certificats d'économie d'énergie (CEE) - Energieunternehmen erhalten Energiesparzertifikate für Arbeiten, die sie finanzieren


    3. Éco-prêt à taux zéro (Éco-PTZ) - Nullzinskredite für bestimmte Arbeiten


    4. France Relance - das Krisen-Konjunkturpaket France Relance umfasst 4 Milliarden Euro für die Gebäudeeffizienz im öffentlichen Sektor


    Für viele Arbeiten gilt ein verminderter Mehrwertsteuersatz von 5,5 Prozent und Arbeiten müssen durch speziell zertifizierte Handwerker durchgeführt werden, um Förderung zu erhalten.


    Über MaPrimeRénov' gibt es Zuschüsse zu Effizienzmaßnahmen in Privathaushalten gestaffelt nach Einkommen. Vor der Krise war das Programm schrittweise auf einkommensschwächere Haushalte eingeschränkt worden. In der Krise sind die Mittel wiederholt aufgestockt worden und seit Anfang 2021 können wieder alle Haushalte Hilfen in Anspruch nehmen. Diese sind großzügiger für ärmere Haushalte.

    Durch mehr Förderung und die Krise, die mit Lockdown und Telearbeit viele Haushalte zu Veränderungen in ihrer Wohnsituation angeregt hat, sind die Anträge stark gestiegen. Im Jahr 2020 wurden 140.000 Anträge angenommen und mit Zuschüssen bedacht. Für 2021 waren 450.000 angepeilt, nach vorläufigen Zahlen könnten es etwa 660.000 sein.  

    Das für 2021 und 2022 vorgesehene Budget von 2 Milliarden Euro war Ende 2021 ausgeschöpft. Für 2022 hat die Regierung der zuständigen Behörde ANAH (Agence nationale de l'habitat) weitere 2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt für geplante 685.000 Maßnahmen. 

    Eine ebenfalls von der ANAH verwaltete Förderung für ärmere Haushalte ist Anfang 2022 in MaPrimeRénov' eingegliedert worden. Gleichzeitig hat die Regierung die Bedingungen etwas verschärft. Wohnobjekte müssen ab 2022 mindestens 15 Jahre alt sein (zuvor 2 Jahre), um Förderung zu erhalten, und mindestens 8 Monate im Jahr bewohnt werden (vorher 6 Monate). Gleichzeitig dürfen die Arbeiten innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen werden. Bisher galt eine Frist von einem Jahr.

    Das zweite wichtige Instrument für Arbeiten in Privathaushalten, Handel, Industrie und in öffentlichen Gebäuden sind Energiesparzertifikate CEE (Certificats d'économie d'énergie), die mit MaPrimeRénov (in fast allen Fällen) kumuliert werden können. Die Sanierungsmaßnahmen werden von Unternehmen des Energiesektors finanziert, die dafür Zertifikate erhalten. Alle drei Jahre legt die Regierung fest, wie viele Zertifikate die Unternehmen erreichen müssen. Im Zeitraum 2022 bis 2025 sollen die Unternehmen Maßnahmen finanzieren, die 2.500 Terawattstunden Strom einsparen und damit 17 Prozent mehr als in der vorangegangenen Periode.

    Für ärmere Haushalte gibt es im CEE-Programm für bestimmte Maßnahmen Zusatzprämien (Coup de pousse, "Schubs"), die die Eigenkosten der Haushalte auf einen Euro reduzieren. Hier wurde 2021 ab Juli die Förderung für den Austausch ineffizienter Heizungen durch effiziente Gasheizungen beendet. Andere Zusatzprämien laufen weiter. Wichtig sind auch Nullzinskredite Éco-PTZ (Éco-prêt à taux zéro) von bis zu 30.000 Euro, die für bestimmte Maßnahmen gewährt werden.

    MaPrimeRénov' hatte bereits mehr Mittel aus dem Corona-Konjunkturpaket France Relance erhalten. Dort hat die Regierung im September 2020 auch 4 Milliarden Euro für Effizienzmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden eingestellt. Die Mittel, die über Projektaufrufe verteilt werden, sollten alle bis Ende 2021 vergeben sein.

    Neue Klimaschutzverordnung setzt Neubau unter Druck

    Im Neubau hat die Energie- und Ressourceneffizienz in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Konkret umgesetzt wurden hohe Effizienzstandards aber allenfalls bei Leuchtturmprojekten in Großstädten wie Paris oder für Großveranstaltungen wie der Olympiade 2024. In den kommenden Jahren wird das Thema für alle Bauvorhaben immer wichtiger. Eine neue Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE2020) tritt ab 1. Januar 2022 phasenweise in Kraft und für das Recycling von Baumaterialien soll ab 1. September 2022 ein zentrales System eingeführt werden.

    Die Klima- und Wärmeschutzverordnung für neue Gebäude (Réglementation environnementale, RE2020) wird die derzeitigen Vorschriften (RT2012) ersetzen. Sie gilt für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser, für die ab dem 1. Januar 2022 eine Baugenehmigung beantragt wird, und für Büro- und Unterrichtsgebäude für Anträge ab dem 1. Juli 2022.

    Neben der Energieeffizienz der Gebäudehülle berücksichtigt die RE2020 auch die Kohlendioxidbilanz der Materialien und den Wohnkomfort in heißen Sommern. Bis 2031 sollen die Grenzwerte schrittweise sinken. Bereits ab 2022 ist die Nutzung von Gasheizungen in neuen Einzelhäusern praktisch unmöglich. Für Mehrfamilienhäuser dürfte das ab 2025 gelten. Der Einsatz von Holz soll deutlich steigen, während die Baukosten für Einzelhäuser bereits 2022 durch die neuen Regeln um 5 bis 10 Prozent steigen könnten.

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Branchenstruktur

    Große Konzerne dominieren den Sektor und sind in allen Segmenten stark vertreten. Steigende Materialkosten haben die Margen der Firmen unter Druck gesetzt.

    Die französische Bauindustrie zählte 2019 nach Angaben der FFB insgesamt 410.000 Unternehmen. Der Großteil (94 Prozent) hat zehn oder weniger Mitarbeiter, nur etwa 200 Betriebe beschäftigen mehr als 200 Personen. Von den insgesamt 1,54 Millionen Beschäftigten sind 386.400 im Bauhandwerk beschäftigt. Die Baubranche erwirtschaftete 2020 etwa 52 Milliarden Euro im Neubau und 73 Milliarden Euro in der Instandhaltung und Renovierung für einen Gesamtumsatz von 125 Milliarden Euro (vor Steuern).

    Drei Konzerne dominieren

    Größere Aufträge werden in den meisten Fällen von den führenden französischen Baukonzernen Vinci, Bouygues oder Eiffage übernommen, die auch zu den größten Baufirmen in Europa zählen. Als Teil großer Konglomerate sind sie auch in vielen anderen Bereichen tätig, darunter als Betreiber von Parkhäusern, Konzessionäre für Autobahnen und Flughäfen, aber auch in der Telekommunikation oder im Medienbereich. Möglichkeiten für eine Beteiligung bestehen als Subunternehmer oder im Rahmen einer Partnerschaft mit einem einheimischen Unternehmen. Wer eigenständig agieren will, muss sich eingehend mit dem französischen Baurecht und den Besonderheiten der Gewährleistung beschäftigen.

    Unter den großen Unternehmen sind vor allem Vinci, Bouygues und Eiffage auch im Ausland aktiv. Der Gesamtwert der im Ausland erbrachten Bauleistungen französischer Unternehmen betrug 2019 nach Angaben des FFB im Gebäudebau rund 8,0 Milliarden Euro, davon 62 Prozent in Europa, 18 Prozent in Asien, 8 Prozent in Lateinamerika, 5 Prozent in Australien/Ozeanien, 4 Prozent in Afrika und 3 Prozent in Nordamerika.

    Margen unter Druck

    Die Erholung in vielen Bausegmenten hat die Umsätze der Unternehmen 2021 in die Höhe getrieben. Lieferengpässe, steigende Materialkosten und höhere Kosten durch Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung auf den Baustellen haben aber nach Darstellung des Bauverbandes FFB die Finanzlage der Unternehmen verschlechtert. Die operativen Margen hätten daher nicht wieder das Niveau von 2019 erreicht und würden sogar seit dem zweiten Halbjahr 2021 wieder schrumpfen.

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Rahmenbedingungen

    Die Marktbearbeitung im Bausektor gilt als schwierig. Ein lokaler Partner ist unabdingbar, auch weil der Sektor zum Teil anders tickt als in Deutschland.

    Der Bausektor in Frankreich ist kein einfaches Pflaster für ausländische Firmen, da er einige Besonderheiten aufweist und das Land über große, wettbewerbsfähige und technisch versierte Baukonzerne verfügt. Die Marktbearbeitung gemeinsam mit einem lokalen Partner gilt daher als essenziell.

    Die Teilnahme an Ausschreibungen oder Architekturwettbewerben ist oft der einzige Weg, um bei größeren Projekten zum Zuge zu kommen. Im öffentlichen Sektor sind alle Bauvorhaben nach den Bestimmungen des "Code des Marchés Publics" zu vergeben. Einzelheiten über das öffentliche Vergaberecht finden sich im Ausschreibungsportal der Regierung.

    Autorisiert zu öffentlichen Ausschreibungen sind der Staat, die Gebietskörperschaften sowie die diversen öffentlichen Einrichtungen. Die Bewerbung für eine Ausschreibung umfasst verschiedene Dokumente und Unterlagen, zusammengefasst im "Dossier de Consultation des Entreprises". Zum Dossier gehören die technische Spezifikation, eine Verpflichtungserklärung über die Leistung und den Angebotspreis und eventuell auch der Durchführungsplan.

    Eine besondere Schwierigkeit stellt für deutsche Unternehmen in Frankreich die zehnjährige Gewährleistungspflicht (décennale) dar, da deutsche Versicherer diese in der Regel nicht abdecken und eine Versicherung in Frankreich an eine Präsenz vor Ort gebunden ist. Diese Verpflichtung birgt eine weitere Hürde für neue Baulösungen oder Produkte. Diese benötigen in Frankreich eine besondere Zulassung durch die CSTB, damit ihr Einsatz von den Versicherern akzeptiert wird.

    Staatliche Förderung nur bei besonderer Qualifizierung

    Geschäftschancen für deutsche Unternehmen können sich aus einer Verschärfung der Regeln für Energieausweise ergeben: bestimmte besonders ineffiziente Wohnungen dürfen ab 2023 gar nicht mehr neu vermietet werden. Einzelheiten hat das französische Ministerium für ökologischen Wandel veröffentlicht.  

    Zum 1. Januar 2022 ist die RE2020 (réglementation environnementale) in Kraft getreten. Sie sieht unter anderem die Pflicht vor, die Lebenszyklusanalyse in den Bauantrag mit aufzunehmen. Dieser Analyse liegen wiederum Umwelterklärungen zugrunde, die vom Hersteller der jeweiligen Materialien herausgegeben werden. Ebenfalls ab dem 1. Januar 2022 gelten strengere Regeln bezüglich der Wiederverwertbarkeit von Bauabfällen. Zukünftig muss auch bei bedeutenden Renovierungen vor Arbeitsbeginn eine Produktdiagnose hinsichtlich der zu erwartenden Materialien und Abfälle durchgeführt werden. So soll eine gute Wiederverwertung, soweit möglich, gewährleistet werden.

    Bei energetischen Sanierungsmaßnahmen ist die staatliche Förderung in der Regel daran geknüpft, dass die ausführende Person die besondere Qualifizierung RGE (reconnu garant de l'environnement) erlangt hat. Dafür müssen französischsprachige Kurse absolviert werden, die Kosten verursachen. Bei geringeren Auftragsvolumina macht dieses Erfordernis Arbeiten in Frankreich für deutsche Handwerker mitunter unattraktiv.  

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Frankreich

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21

    Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa

    Ministère de la cohésion des territoires et des relations avec les collectivités territoriales

    Ministerium für territorialen Zusammenhalt, zuständig für Stadtentwicklung

    Ministère de la transition écologique

    Ministerium für ökologischen Wandel, zuständig für Stadtentwicklung und Wohnungspolitik

    Agence nationale de l'habitat (Anah)

    Behörde für Wohnraum; zuständig für Förderprogramme für energetische Sanierungsmaßnahmen

    Agence de la transition écologique (Ademe)

    Behörde für die Energiewende; zuständig für Förderprogramme für Energieeffizienz

    France Rénov'

    Staatlicher One-Stop-Shop für energetische Sanierungsmaßnahmen in Haushalten

    Association francaise de normalisation (Afnor)Vereinigung für Normung und Reglementierung
    Centre Scientifique et Technique du Bâtiment (CSTB)Zentrum für Bautechnik

    Fédération française du bâtiment (FFB)

    Hochbauverband

    Confédération de l'Artisanat et des Petites Entreprises du Bâtiment (CAPEB)

    Verband des Bauhandwerks

    Le Moniteur

    Wochenmagazin und Internetportal

    Batiactu

    Internetportal zum Bauwesen

    Mondial du Bâtiment (Batimat/Ideobain/Interclima)

    Größte nationale Fachmesse

    Bulletin officiel des annonces des marchés publics (BOAMP)

    Zentrales Internetportal für öffentliche Ausschreibungen


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