Georgiens Tourismusbranche erlebt Investitionsschub

Georgiens Gastgewerbe hat die schwierigen Coronakrisenjahre hinter sich gelassen. In- und ausländische Investoren kommen wieder aus der Deckung. Sie investieren in neue Unterkünfte, Freizeit- und Sportanlagen einschließlich Badetempel und Restaurants. Für diese sind Küchen- und Kühlausstattungen, Seminartechnik (Audio- und Videoanlagen) sowie Sportgeräte gefragt.

Georgische Banken stellten Anfang Mai 2022 aktive Kredite im Gesamtwert von umgerechnet etwa 850 Millionen US-Dollar (US$) für die Tourismusbranche zur Verfügung. Ein großer Teil sind restrukturierte Kredite.

Die Coronapandemie hatte viele Investoren gezwungen, ihre Projekte zu drosseln oder vorläufig zu stoppen. Die Darlehensrestrukturierung ermöglichte es den Unternehmen, Rückzahlungsfristen zu verlängern. Außerdem öffnete sie die Tür für Zinserleichterungen und reduzierte Tilgungsbeträge.

Eröffnung von mehr als zehn Vier- und Fünf-Sterne-Hotels im Jahr 2022 geplant

Im Gesamtjahr 2022 werden in Georgien voraussichtlich bis zu 14 Komforthotels der oberen Kategorien ihre Pforten eröffnen. Die Vier- und Fünf-Sterne-Herbergen sollen über gut 2.000 Gästezimmer verfügen. Das Gros dieser Hotels entfällt auf die georgische Hauptstadt Tiflis und die Küstenstadt Batumi, die Metropole der Autonomen Republik Adscharien.

Etwa 20 Nobelherbergen sollen im Zeitraum 2023 und 2024 folgen

In den Jahren 2023 und 2024 dürften bis zu 20 neue Komforthotels mit etwa 3.000 Gästezimmern dazukommen. Darüber hinaus sind zahlreiche kleinere private und Familienhotels sowie -pensionen geplant. Die Gesamtinvestitionen in die Herbergen betragen unter Einschluss ausländischer Investitionen geschätzte 700 Millionen bis 750 Millionen US$.

Die nationale Tourismusverwaltung Georgiens (Georgian National Tourism Administration; GNTA) zählte im Mai 2022 landesweit 3.129 Hotels und Gästehäuser. Darunter befanden sich 1.171 Hotels mit 32.293 Zimmern. Die Hauptstadt Tiflis und die Autonome Republik Adscharien verfügten jeweils über rund 500 Hotels mit etwa 12.000 Gästezimmern.

Georgien setzt zunehmend auf Öko- und Kurtourismus

Die Entwicklungsstrategie für den Ökotourismus bis 2030 definiert Ziele für den Ausbau des sanften Tourismus in Georgien. Die Investitionspläne reichen von Wanderwegen bis zu Berghütten. Die deutsche Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bringt sich mit 16,2 Millionen US$ ein. Die Gelder fließen in den Ausbau und die Entwicklung von Naturschutzgebieten sowie in den Ökotourismus. Auch andere ausländische Förderinstitutionen begleiten die Entwicklung von Georgiens sanftem Tourismus mit Finanzspritzen und Beratungsleistungen.

Das Südkaukasusland will auch das Potenzial des Kurwesens verstärkt unter die Lupe nehmen. Im Juli 2022 soll eine Agentur für die Entwicklung von Kurorten im Kompetenzbereich des Ministeriums für Wirtschaft und Nachhaltige Entwicklung MOESD gegründet werden. Deren Aufgaben werden sein:  

• Stärkere Profilierung bereits bestehender Kurorte,
• Förderung neuer Kurortzentren, darunter in den nordostgeorgischen Regionen Ratscha-Letschchumi und Niederswanetien mit ihrer gesunden Bergluft und ihren heilenden Mineralquellen, 
• Ausbau des Kurwesens zum komplexeren Gesundheitstourismus (Verknüpfung von Kur- mit Medizintourismus, Medical-Wellness und Wellnesstourismus),
• Schaffung von qualitativ hochwertigen Beherbergungsangeboten und einer modernen lokalen Dienstleistungsinfrastruktur,
• stärkeres Marketing für den Kurstandort Georgien sowie
• Gewinnung in- und ausländischer Investoren für Kurtourismusprojekte.

Nach Angaben des Ministeriums für Wirtschaft und Nachhaltige Entwicklung MOESD gibt es in Georgien etwa 300 Kurorte (Heilbäder, heilklimatische und Luftkurorte) sowie Orte mit Heilquellen-Kurbetrieb. In mehr als der Hälfte dieser Standorte werden natürliche Heilquellen und -gase in Form von Bädern, Trinkkuren und Inhalationen therapeutisch angewendet.

Aktuelle Investitions- und Kooperationschancen bieten sich unter anderem in den Kurorten Tskaltubo (Provinz Imeretien), Abastumani und Bordschomi (beide Provinz Samzche Dschawachetien). Die Heilbäder mit ihren ergiebigen Thermalquellen sollen nicht nur den früheren Ruf als attraktive Heilstätten zurückerobern, sondern zu gefragten Spa- und Wellnessresorts sowie Urlaubszentren entwickelt werden.