Tourismus-Revival sorgt für Bauboom in Georgien

Die Wiederbelebung des touristischen Gewerbes in der südkaukasischen Republik Georgien nimmt nach dem Coronakrisenjahr 2020 schrittweise an Fahrt auf. In den ersten acht Monaten 2021 registrierten die Grenzbehörden knapp 1 Million ausländische Besucher, die meisten davon in den Monaten Juni bis August (rund 650.000 Besucher).

Damit liegen die Besucherzahlen noch weit unter dem Niveau des vergleichbaren Zeitraums von 2019 (2,7 Millionen Besucher, Gesamtjahr 2019: 6,3 Millionen Besucher), doch sie dürften in naher Zukunft an Dynamik zulegen. Fast alle vor der Coronakrise im Land präsenten Fluggesellschaften fliegen Georgien wieder an. Für die Gesamtwirtschaft des Landes ist diese Entwicklung essenziell.

Tourismus-Projekte rücken wieder in den Fokus

Die guten Aussichten für den Tourismus spiegeln sich in zahlreichen Bauvorhaben wider. Bereits laufende Projekte werden fortgesetzt und neue Vorhaben ins Rollen gebracht. In den Jahren 2017 bis 2019 betrugen die Bruttoanlageinvestitionen in das Hotel- und Gaststättenwesen im Schnitt jährlich 150 Millionen US-Dollar (US$). Im Coronakrisenjahr 2020 schrumpften sie auf 36 Millionen US$. Hierbei ist zu beachten, dass die offizielle Statistik die in der Branche getätigten Anlagen nicht komplett erfasst.  

Das Gros laufender und geplanter Vorhaben entfällt auf Hotelbauten in den Städten Tiflis und Batumi sowie in den Kurorten Abastumani und Tskaltubo. Neben internationalen Hotelketten expandieren auch nationale Bauentwickler. Allein im Kurort Abastumani (Provinz Samzche-Dschawachetien) summieren sich sechs Hotelprojekte und die Erneuerung des historischen Bades Royal Abastumani auf etwa 140 Millionen US$.

Mit seinen natron- und schwefelhaltigen Thermalquellen soll Abastumani in den kommenden Jahren nicht nur seinen früheren Ruf als Heilstätte für Atemwegs-, Herz- und Kreislauferkrankungen zurückerobern, sondern sich zu einem attraktiven Gesundheits- und Urlaubszentrum entwickeln. Der georgische Staat will gemeinsam mit der Weltbank rund 100 Millionen US$ investieren, um die lokale Infrastruktur zu modernisieren und auszubauen. Projekte für 26 Millionen US$ wurden bereits umgesetzt.

Auch die Erneuerung und Erweiterung von touristischen, Sport- und Freizeitobjekten in vielen anderen Urlaubsregionen kommt wieder in Schwung. So gibt es beispielsweise Pläne, den Ökotourismus zu fördern. Ausländischen Firmen winken bei der Bauplanung und Objektausstattung, einschließlich Sport- und Freizeitausrüstungen, vielfältige Geschäftschancen. 

Devisennahmen im Jahr 2022 fast wieder auf Vorkrisenniveau

Die Einnahmen werden 2021 (absoluter Betrag in den ersten acht Monaten 2021: 704 Millionen US$) voraussichtlich zwei Fünftel des Niveaus von 2019 ausmachen, als die Einnahmen aus dem Reiseverkehr rekordverdächtige 3,3 Milliarden US$ betrugen. Im Folgejahr 2022 sollen 90 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht werden, was der Zahlungsbilanz des Landes zugutekommt. 

Für 2023 prognostiziert das Ministerium für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung Georgiens, dass die Deviseneinnahmen aus dem Incoming-Tourismus die Rekordmarke von 3,3 Milliarden US$ (2019) nicht nur erreichen, sondern sogar ein gutes Stück übersteigen könnten. Auch in den Jahren 2025 (4,2 Milliarden US$) und 2030 (8 Milliarden US$) ist mit steigenden Zuflüssen zu rechnen. 

Das kleine Georgien (Einwohner: 3,7 Millionen) zählte 2019 über 7,7 Millionen ausländische Besucher. Der Anteil des Tourismus am Bruttoinlandsprodukt Georgiens betrug in diesem Jahr mehr als 8 Prozent. Für 2025 prognostiziert das Ministerium einen Besucherstrom von 10 Millionen Personen und für 2030 von 13 bis 14 Millionen Gästen.

Adscharien ist und bleibt einer der begehrtesten Investitionsstandorte

Die im Südwesten Georgiens gelegene Autonome Republik Adscharien setzt seit vielen Jahren mit Erfolg auf den Tourismus als tragende Säule der Wirtschaft. Das Gebiet gilt neben der Hauptstadt Tiflis als bedeutendster Standort für Investitionen in touristische Objekte.

Das im Süden an die Türkei angrenzende, 2.900 Quadratkilometer große sowie 355.000 Einwohner zählende Adscharien galt schon zu Zeiten der UdSSR als gefragtes Urlaubsziel. Die Trümpfe der Republik sind ihre Lage am Schwarzen Meer, ideale Voraussetzungen für den Berg-, Ski- und Ökotourismus sowie mehr als 230 historische, archäologische, religiöse und architektonische Denkmäler. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlebte der Tourismus dort einen bitteren Niedergang.

Doch die vor gut zehn Jahren eingeleitete Wende in der Branche trägt Früchte. Binnen weniger Jahre hat sich das Antlitz der regionalen Hauptstadt Batumi (172.000 Einwohner) grundlegend gewandelt: Viele neue Hotels, vor allem Aparthotels, säumen die lange, attraktive Uferpromenade. Neue Ferienorte wurden aus dem Boden gestampft. Im Jahr 2019 zählte die Region 1,5 Millionen ausländische Touristen, gegenüber nur 0,5 Millionen Gästen 2009.   

Im Bau oder in der Planung befinden sich außerdem mehrere Hotels sowie andere Herbergen, Sport- und Freizeitobjekte - darunter auch in bisher weniger erschlossenen Regionen Adschariens. Die lokale Regierung gab im Frühherbst 2021 grünes Licht für drei Projekte (Kosten: jeweils etwa 3 Millionen US$): 

• Bau einer besonders langen Zipline (Seilrutsche) in der Gemeinde Chikhuri,
• Entwicklung der Bergregion Chvani Gorge zu einem Magnet des Öko- und Gebirgstourismus,
• Errichtung von Rodel- und Luftseilbahnen im Skigebiet Gomarduli.

Georgien ist Kooperationspartner der ITB 

Auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) Berlin 2022 bewirbt Georgien seine kulturellen Schätze, um sich als Kulturdestination zu etablieren. Auf der ITB 2023 kann sich die Südkaukasusrepublik erstmals als offizielles Gastland präsentieren und diese Plattform als Sprungbrett nutzen, um neue Geschäftspartner und Touristen zu gewinnen.