Deutsche Wettbewerbsposition | Georgien
Deutschland ist Georgiens wichtigster Handelspartner in der EU
Georgien punktet mit seinem liberalen Geschäftsumfeld und nahezu barrierefreien Handel. Der kleine Markt bietet deutschen Unternehmen vielfältige Geschäftschancen.
17.03.2022
Von Katrin Kossorz | Bonn
Der kleine Markt Georgien mit seinen 3,7 Millionen Einwohnern weist viele Standortvorzüge auf. Deutsche Geschäftspartner profitieren von niedrigen Steuern, Lohn- und Energiekosten sowie unkomplizierten Firmengründungen. Als wichtiges Logistikdrehkreuz Asien-Europa mit zahlreichen Freihandelsabkommen bietet sich das Südkaukasusland auch als lukrativer Produktions- und Exportstandort an.
Georgien stark von Importen abhängig
Georgien ist stark auf Bezüge aus dem Ausland angewiesen. Das Land muss noch zahlreiche Hürden bei der Herausbildung einer nachhaltigen Wirtschaftsbasis meistern. "Made in Germany" genießt in der Kaukasusrepublik einen guten Ruf. Punkten können deutsche Unternehmen bei der Neuausrichtung des Agrarsektors und der Entwicklung der Ernährungswirtschaft. Kooperationschancen winken auch in der Hydroenergetik, der stark wachsenden Tourismusbranche und der sanierungsbedürftigen Versorgungsinfrastruktur.
Investitionen ziehen wieder an
Georgiens Nettozufluss ausländischer Direktinvestitionen betrug 2015 bis zum Vor-Corona-Jahr 2019 im Schnitt ansehnliche 1,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Nach einem Rückgang um gut die Hälfte im Jahr 2020 geht es seit 2021 wieder aufwärts. Größte deutsche Investoren, die bisher in Georgien investiert haben, sind HeidelbergCement Georgia (Zement, Beton und Klinker), ProCredit Bank Georgia, Caparol Georgia (Farben/Lacke, Baustoffe), Knauf Georgia (Gips/Gipskartonplatten), AE Solar (Photovoltaik-Module), Hipp Georgia (Babynahrung), Henkel (Baustoffe), Schuchmann Wines (Wein) und Majorel (Customer-Experience-Lösungen).
Georgien auf einen Blick
Georgien importierte 2020 laut UN Comtrade Waren im Wert von 8,1 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 5,1 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 88 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. |
Georgien exportierte 2020 Waren im Wert von 3,3 Milliarden US$. 1,5 Prozent davon gingen nach Deutschland - Rang 109 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte. |
Laut Deutscher Wirtschaftsvereinigung Georgien waren 2020 rund 300 deutsche Unternehmen in Georgien ansässig. |
Umfassendes Freihandelsabkommen mit der EU
Das Kaukasusland und die EU haben ein vertieftes und umfassendes Freihandelsabkommen abgeschlossen. Zudem gelten die Meistbegünstigungsklausel im Handel und Zollvorteile im Rahmen des Allgemeinen Präferenzsystems – APS für Entwicklungsländer (gültig bis zum 31.12.2023). Dieser Status erlaubt eine zollfreie Einfuhr in die EU (und Türkei) für nahezu 7.200 Produkte.
Deutschland ist wichtigstes Lieferland in der EU
Hauptlieferländer Georgiens sind die Türkei, Russland, China und Aserbaidschan. Aufgrund der kleinen Marktgröße kann es bei den Importen schnell zu Fluktuationen kommen. Diese ergeben sich aus Bezügen für größere, häufig international kofinanzierte Projekte oder Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Deutschland war mit einem Importanteil von 5,5 Prozent im Schnitt der letzten zehn Jahre Hauptbeschaffungsmarkt in der EU.
Ölprodukte und Kfz sind Hauptbezugsgüter
Georgiens wichtigste Bezugsgüter sind traditionell Pkw (für den Reexport), Ölprodukte, Kupfererze und -konzentrate sowie Arzneimittel. Die Importe übersteigen die Exporte traditionell um ein Mehrfaches. Georgien muss das Gros seines Bedarfs an strategischen Ressourcen (Energieträger/Rohstoffe), Nahrungsgütern sowie Maschinen und Ausrüstungen einführen.
Deutschland liefert vor allem Maschinen, Kfz und -Teile sowie Arzneimittel nach Georgien. Die deutschen Exporte nach Georgien waren im Coronakrisenjahr 2020 um 21,7% eingebrochen, konnten aber im Folgejahr 2021 wieder um 18,3 Prozent anziehen. 2022 dürfte sich der Wachstumstrend fortsetzen.
Bild vergrößernDeutsche Ausfuhrgüter 2020 (Prozent der Gesamtausfuhr) 1)
Kategorie | Anteil |
|---|---|
Chemie-, Pharma- und Kunststofferzeugnisse 2) | 28,2 |
Maschinen 3) | 15,3 |
Kfz und -teile 4) | 13,8 |
Nahrungsmittel 5) | 7,7 |
Sonstige | 35,0 |
Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)
Rang | Produkt | 2010 | 2015 | 2020 |
|---|---|---|---|---|
Maschinen 2) | ||||
1 | USA | 7,8 | 10,4 | 23,1 |
2 | Türkei | 11,6 | 12,8 | 14,3 |
3 | China | 9,5 | 12,4 | 13,0 |
4 | Deutschland | 14,7 | 11,7 | 8,5 |
5 | Japan | 12,1 | 10,5 | 6,6 |
Kfz und -Teile 3) | ||||
1 | USA | 16,8 | 21,0 | 47,4 |
2 | Japan | 30,8 | 32,3 | 13,7 |
3 | Deutschland | 20,2 | 19,1 | 10,4 |
Arzneimittel 4) | ||||
1 | Türkei | 17,9 | 22,4 | 12,7 |
2 | Deutschland | 8,1 | 8,9 | 11,9 |
3 | Frankreich | 6,8 | 6,8 | 8,4 |
Deutsche Importe aus Georgien
Georgien verfügt über Ressourcen an Kupfer, Eisenerz, Mangan. Das Land ist weltweit fünftgrößter Produzent von Haselnüssen (nach der Türkei, Italien, der USA und Aserbaidschan). In der EU war Deutschland 2021 mit 3.533 Tonnen zweitgrößter Abnehmer nach Italien (7.621 Tonnen).
Seit 2021 können sich georgische Interessierte für einen bis zu dreimonatigen Einsatz als Saisonarbeitskraft in der deutschen Landwirtschaft bewerben. Das Programm wird in Georgien von der Staatlichen Agentur für Beschäftigungsförderung durchgeführt.
