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Branchen | Ghana | Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen

Ghana könnte sich zum regionalen Hub entwickeln

Die Aussichten für die Lebensmittelbranche sind grundsätzlich gut, trotz Coronapandemie. Deutsche Maschinenhersteller konnten ihre Exporte in den letzten Jahren steigern.

Von Corinna Päffgen | Accra

Ghana ist politisch stabil, setzt seit Längerem einen Schwerpunkt auf den Nahrungsmittelsektor sowie das Agrobusiness und investiert zunehmend in die Transportinfrastruktur. Zudem unterhält es zahlreiche Freihandelsabkommen und beherbergt in Accra das Sekretariat der African Continental Free Trade Area (AfCFTA). Das wirtschaftsfreundliche Klima ist weiterer wichtiger Faktor um zu einem Hub in der Region zu werden.

Agro-Processing wird gefördert

Agrargüter und Nahrungsmittel sind wichtige Im- und Exportgüter des Landes. Der Import von Nahrungsmitteln macht zusammen mit Kfz und -Teilen den größten Anteil der Einfuhrgüter aus. Um diese Importabhängigkeit zu verringern steht die Förderung des Agrarsektors und der Nahrungsmittelindustrie weit oben auf der politischen Agenda.

Durch zahlreiche Programme wie „Planting for Food and Jobs“, „One district one warehouse“ und „Youth in Agriculture“ soll die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft durch mehr lokale Produktion gefördert und die Lebensmittelversorgung verbessert werden. Im Rahmen des Leuchtturmprogramms „1 District 1 Factory“ wurden seit 2016 mehr als zwanzig nahrungsproduzierende und -verarbeitende Unternehmen mit staatlicher Hilfe gegründet beziehungsweise erweitert. Weiteres Leuchtturmprogramm ist die 2019 ins Leben gerufene Initiative  „Rearing for Jobs and Foods“, die die Fleischindustrie ankurbeln soll. Bislang wurden Geflügelbauern beim Aufbau von kommerziellen Geflügelproduktionen sowie Schweine- und Schafbauern unterstützt.

Agrarsektor konnte trotz Corona zulegen

Dieses Engagement scheint erste Früchte zu tragen: Seit einigen Jahren nimmt die Lebensmittelproduktion leicht zu. Der Agrarsektor konnte trotz des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie nach Angaben der Economist Intelligence Unit im Jahr 2020 um mehr als 7 Prozent wachsen. Besonders gut ist es für den Kakaosektor gelaufen, aber auch weitere Anbaufrüchte konnten zulegen. Ebenfalls gewachsen sind die Viehwirtschaft und der Fischereisektor. 

Anbau von ausgewählten Rohstoffen in Ghana

Anbausorte

Jahresproduktion 2019 (in Tonnen)

Bemerkung

Kakao

811.700

weltweit zweitwichtigster Anbauer

Palmölfrüchte

2.655.440

Tendenz gleichbleibend

Mais

2.760.000

Tendenz steigend

Yams

8.288.198

Tendenz steigend

Reis

925.000

Tendenz steigend

Kassava

22.447.635

Tendenz steigend

Cashew

85.962

Tendenz leicht zurückgehend

Quelle: Landwirtschaftsministerium Ghana; Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO); Recherchen von Germany Trade & Invest

Derzeit sind noch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für die Branche belastend, vor allem Neueinsteiger haben damit zu kämpfen. Lokale Nahrungsmittelhersteller sind im internationalen Geschäft zudem von der schwächelnden ghanaischen Währung Cedi betroffen, der den Kauf von deutschen Maschinen verteuert. Trotzdem haben sich die Aussichten für die Lebensmittelindustrie in den letzten Jahren verbessert. Dies spiegelt sich auch in neuen Investitionen in der Branche wieder, so hat unter anderem das deutsche Unternehmen Fairafric in den Aufbau einer eigenen Schokoladenfabrik investiert, die seit 2020 in Betrieb ist. In der Planungsphase deutscher Unternehmen befinden sich derzeit der Bau einer Brauerei, eine Verarbeitungsanlage für Früchte und der Aufbau mehrerer Milchviehbetriebe. 

Deutsche Exporte 2020 weiterhin hoch

Der positive Trend wird auch von der gestiegenen Nachfrage nach deutschen Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen bestätigt. Im Jahr 2019 konnten deutsche Maschinenhersteller in der Branche ein Rekordhoch bei den Exporten nach Ghana verzeichnen: Nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und des Statistischen Bundesamtes konnten sich die Ausfuhren von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nahezu vervierfachen und erreichten ein Volumen von 28,6 Millionen Euro (2018: 7,3 Millionen Euro).

Im Jahr 2020 betrugen die Ausfuhren nach Ghana rund 23 Millionen Euro, was einem Rückgang von etwa 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Vergleich zu den Vorjahren bewegen sich die Exporte damit immer noch auf hohem Niveau. Unter Berücksichtigung des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie stellt dies somit ein sehr gutes Ergebnis für deutsche Maschinenbauer dar. 

Deutsche Ausfuhren von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen nach Ghana (in 1.000 Euro; Veränderung in Prozent)

2018

2019

2020

Veränderung 2020/2019


Apparate zum Filtrieren und Reinigen von Flüssigkeiten (HS-Code 8421.22)

1

7

1.545

21.971,4

Maschinen zum Spülen und Abfüllen; Verpackungsmaschinen (HS-Code 8422.19-90)

6.545

24.927

10.417

-58,2

Maschinen zur Behandlung von Getreide und Hülsenfrüchten (HS-Code 8437.10-90)

175

15

188

1.153,3

Maschinen zur Herstellung und Aufbereitung von Lebensmitteln, z.B. Back- oder Teigwaren (HS-Code 8438.10-90)

525

2.273

9.898

335,45

Maschinen zum Gewinnen oder Aufbereiten von pflanzlichen Ölen und Fetten (HS-Code 8479.20)

24

1.379

1.363

-1,2

Quelle: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA); Statistisches Bundesamt

Deutsche Maschinen und Fertigungsanlagen werden geschätzt, da sie als qualitativ hochwertig und leicht zu warten sind. So bieten sich Chancen als Zulieferer aber auch im Bereich von Wartungsleistungen.

Weitere Informationen zum Thema, insbesondere zu Geschäftschancen für deutsche Unternehmen finden Sie in der Publikation "Ghana - Lebensmittelverarbeitungstechnik - und -logistik" .

Freihandelsabkommen für Exportgeschäft von Bedeutung

Für exportierende Unternehmen der Branche sind Freihandelsabkommen von wichtiger Bedeutung. Ghana ist dem Freihandel grundsätzlich offen gegenüber eingestellt. Aufgrund der relativ kleinen Marktgröße sieht es in der Steigerung der Exporte und des Außenhandels die Möglichkeit, mehr Arbeitsplätze und mehr Wohlstand zu schaffen. Gleichzeitig versucht Ghana mehr lokale Wertschöpfung zu erreichen. 

Vor allem das Interims-Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit der EU hat einen hohen Stellenwert; das Handelsvolumen mit der EU beträgt rund 4,5 Milliarden Euro. Für Ghana ist die EU wichtiger Absatzmarkt für Kakao und Kakaoerzeugnisse. 

Ghana erhält nach dem Abkommen einen zoll- und kontingentfreien Zugang zum EU-Markt. Ghana liberalisiert den Zugang für etwa 80 Prozent etwa der EU-Exporte, insgesamt werden rund 78 Prozent der Zölle abgebaut. 

Einen besonderen Fokus und große Hoffnung legt Ghana auf die neue panafrikanische Freihandelszone, die mit etwas Verspätung am 1. Januar 2021 startete. Ghana ist eines der wenigen Länder, das bereits entsprechend vorbereitet ist und über die erforderlichen Zollverfahren verfügt.

Weitere Informationen zu Zoll und Einfuhr in Ghana sind hier abrufbar. Weitere Informationen zum Thema Freihandel bietet der Artikel "Ghana: Spagat zwischen Freihandel und Protektionismus".

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