Mehr zu:
GhanaFahrzeuge
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | Ghana | Fahrzeuge
Ghana möchte eine eigene Automobilindustrie aufbauen und sich als Automobil-Hub in Westafrika etablieren. Erste wichtige Schritte wurden nun getan.
07.07.2020
Von Corinna Päffgen | Accra
Die Regierung Akufo-Addos verfolgt seit einiger Zeit mit der „Ghana Automotive Development Policy – Auto Policy“ den Aufbau einer eigenen Autoindustrie. Die Auto Policy ist wiederum Teil der „Agenda für den industriellen Wandel“, die eine stärkere wirtschaftliche Diversifizierung und Erhöhung des lokalen Wertschöpfungsanteils anstrebt. Zum Zehn-Punkte-Plan der Agenda gehören unter anderem Leuchtturmprogramme wie „1 District – 1 Factory“, die strategische Fokussierung und Förderung bestimmter Industrien sowie die Schaffung von mehr Industrieparks und Freihandelszonen.
Neben einigen anderen Industrien definiert Ghana die Automobilindustrie - die Fahrzeugmontage und Herstellung von Automobilkomponenten - als eine der Ankerindustrien im Land. Durch eine Förderung der Automobilindustrie erhofft sich die Regierung zudem den Aufbau einer Zuliefererindustrie und somit positive Effekte für weitere Wirtschaftszweige wie die petrochemische oder Aluminium- und Bauxitindustrie.
Noch sind die Märkte in Afrika relativ klein und fragmentiert. Lokale Industrien existieren entweder gar nicht oder sind nur wenig entwickelt, der Nachholbedarf ist - wie in vielen Bereichen – riesig. Außer Marokko und Südafrika verfügt keines der Länder über eine nennenswerte Autoindustrie. Südafrika ist mit einer Produktion von über 600.000 Autos im Jahr der führende Automobilhersteller in Afrika. Aber auch Marokko verfolgt seit ein paar Jahren erfolgreich den Plan, eine eigene Automobilproduktion aufzubauen.
Trotzdem oder gerade wegen der noch unterentwickelten Märkte sehen viele in Afrika einen der letzten Wachstumsmärkte der Branche. Das Potenzial ist gewaltig, so wurden in 2019 nach Angaben der OICA (International Organization of Motor Vehicle Manufacturers) in Nigeria weniger als 10.000 Pkw und Nfz neu registriert, in Ghana waren es weniger als 6.000 Fahrzeuge, in Liberia waren es weniger als 300.
Die African Association of Automotive Manufacturers (AAAM) sieht vor allem Potenzial in Ghana, Äthiopien, Ruanda, Kenia und Nigeria. Entscheidend sei aber nach Aussage des Präsidenten der AAAM, Thomas Schäfer, auch, dass entsprechende Grundlagen wie die Verfügbarkeit von hochwertigem Treibstoff im Land sowie Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten für den Kauf von Fahrzeugen geschaffen werden.
Der ghanaische Automobilmarkt ist im Vergleich zum südafrikanischen oder marokkanischen Markt klein. Während es in Südafrika im Jahr 2019 zu mehr als 500.000 Neuregistrierungen von Pkw und Nfz kam, wurden in Ghana gerade einmal 5.700 neue Fahrzeuge registriert.
Dominiert wird der Markt bisher von aus dem Ausland importierten Gebrauchtwagen. Der Anteil gebrauchter Kfz beträgt etwa 70 Prozent der importierten Fahrzeuge. In 2017 wurden etwa 50.000 Pkw importiert, in 2018 waren es etwa 30.000. Oftmals sind diese völlig überaltert, nicht mehr verkehrssicher und wahre Dreckschleudern mangels entsprechender Standards beziehungsweise Tests vor Ort.
Insgesamt führte Ghana jährlich in den Jahren 2017 bis 2019 für etwa 1,3 bis 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) gebrauchte Pkw und Nfz ein. Deutschland exportierte in 2017 Fahrzeuge (Pkw und Nfz) für etwa 34 Millionen US$ nach Ghana, in 2018 für 23 Millionen US$ und in 2019 für etwa 22 Millionen US$.
Die Stückzahlen sind nachfolgend aufgeführt:
Informationen zu Ghanas neuem Zollgesetz finden Sie hier.