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Dank des US-Präsidenten Donald Trump ist Grönland in aller Munde. Sollten deutsche Unternehmen ebenfalls aufhorchen?
03.09.2019
Von Michał Woźniak | Stockholm
Als autonomer Bestandteil des dänischen Königreichs beherbergt Grönland auf einer Fläche sechs Mal so groß wie Deutschland kaum mehr Einwohner als Baden-Baden. Aufgrund seiner Rohstoffvorkommen und der durch den Klimawandel bedingten Eisschmelze wird die Insel für die Wirtschaft immer interessanter. Aber auch Touristen, die den wachsenden Besuchermassen Islands entfliehen wollen, zieht es zunehmend nach Grönland.
Das wachsende Interesse macht eine bessere Anbindung an den Flugverkehr essenziell. Der erst 2016 gegründete Flughafenbetreiber Kalaallit Airports (KA; kair.gl/en) verfolgt aktuell drei Projekte. Die Arbeiten in der Hauptstadt Nuuk sollen noch 2019 beginnen. Auf dem bisher ausschließlich für regionale Flugzeuge ausgelegten Flughafen soll die Landebahn auf 2,2 Kilometer (km) verlängert werden. In Zukunft sollen dadurch auch größere Maschinen die Hauptstadt ansteuern können.
Die gleichen Arbeiten werden 2020 im anderthalb Flugstunden nördlich gelegenen Ilulissat in Angriff genommen. Neben der Modernisierung der Landebahnen ist auch die Installation des Instrumentenlandesystems ILS auf beiden Flughäfen vorgesehen. Den Zuschlag für die Durchführung der Arbeiten hat das dänische Unternehmen Munck Gruppen erhalten. Sowohl in Nuuk, als auch in Ilulissat sollen zudem neue Terminals für mehr Reisekomfort sorgen. Die entsprechenden Ausschreibungen werden 2020 erwartet. Die Fertigstellung der zwei insgesamt über 450 Millionen Euro teuren Vorhaben ist für Ende 2023 geplant.
Neben den beiden internationalen Flughäfen plant KA 2020 den Neubau eines Regionalflughafens im süd-grönländischen Qaqortoq auszuschreiben. Dieser soll laut einer Pressemeldung des KA-Vorstands vom 13. August 2019 über eine anderthalb Kilometer lange Landebahn verfügen. Anteilseigner ist zu einem Drittel die dänische Regierung, die alle Vorhaben mitfinanziert.
Der Vorstoß von KA besorgt die Region um den bisher einzigen internationalen Flughafen Grönlands in Kangerlussuaq. Um dem befürchteten Tourismusabfluss entgegenzuwirken, wurde ein Plan zum Bau der sogenannten Arctic Circle Road vorgestellt. Laut einem im Mai 2019 vorgestellten Bericht soll die etwa 130 Kilometer lange Strecke zwischen Kangerlussuaq und dem Küstenort Sisimiut den Zugang zu zahlreichen Attraktionen erleichtern. Außerdem soll sie eine bessere Anbindung an die sich in Planung befindlichen über 800 neuen Hotelbetten sicherstellen.
Sollte das Vorhaben, dessen Finanzierung noch nicht gesichert ist, realisiert werden, könnte die Region ihren Beitrag zur wachsenden Reiselust Richtung Grönland steigern: Die Zahl der Übernachtungen internationaler Gäste auf der Insel stieg 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent auf knapp 52.000. Größter Beliebtheit erfreut sich das Land unter deutschen Reisenden, die 2018 für nahezu ein Fünftel des Hotelgästeaufkommens verantwortlich waren.
Nicht nur Touristen sollen auf Grönland besser umsorgt werden. Zukünftige Projekte zielen auch auf die steigende Einwohnerzahl ab. Für die jährlich um 200 bis 300 Personen wachsende Bevölkerung plant die Stadtentwicklungsgesellschaft Nuuk City Development (NCD) bis 2030 die Errichtung des Viertels Siorarsiorfik. Hier sollen bis zu 3.400 Wohneinheiten entstehen. Außerdem soll Siorarsiorfik Platz für Büros, Geschäfte und Dienstleister bieten. Zurzeit laufen geologische Untersuchungen für einen Teil des Projektes, der 800 Wohnungen umfasst. Die technische Aufsicht führt das isländische Ingenieurbüro Verkis.
Ein weiterer, bereits im Bau befindlicher Bestandteil von Siorarsiorfik ist der Neubau einer Schule. Die Projektplanung führt das dänische Architektenbüro KHR Architecture durch. Anfang März 2019 wurden zwei Bauunternehmen - die dänische MTH-DEAS und die isländische Istak - zur Einreichung endgültiger Angebote eingeladen. Der als öffentlich-private Partnerschaft ausgelegte Auftrag beinhaltet neben dem Neubau der Schule auch die Errichtung einer Kita. Die Betreiberlaufzeit liegt bei über 30 Jahren.
Das durch die Erderwärmung milder werdende Klima in Grönland erleichtert nicht nur das Wohnen auf der Insel, sondern auch den Zugang zu ihren Bodenschätzen. Diese umfassen neben Gold, Palladium, Platin, Bändererz, Granit auch Metalle der
Seltenen Erden (Rare Earth Elements; REE). Für die Vergabe der Förderlizenzen ist die grönländische Mineralienbehörde zuständig. Eine Auswahl laufender Rohstoffprojekte finden Sie in der untenstehenden Tabelle.
Ausgewählte Bergbauprojekte in Grönland
Vorhaben | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Citronen Zinc-Lead Project | 463 | Machbarkeitsstudie 2017 abgeschlossen; Finanzierungsrunde November 2018 abgeschlossen | Schürfrechte für 30 Jahre; Ironbark Zinc Limited (ironbark.gl/projects/greenland/citronen); Bauunternehmen: Byrnecut Offshore |
Kvanefjeld | 455 | Letzte Projektierungsphase | 80 Prozent seltene Erden (REE); Zink, Fluorit, Uran als Nebenprodukte; Greenland Minerals in Zusammenarbeit mit Shenghe Resources Holding; Mine soll 37 Jahre unterhalten werden |
Maniitsoq | k.A. | Probebohrungen | Kupfer, Nickel; North American Nickel |
Killavaat Alannguat | k.A. | Antrag auf Schürfungsgenehmigung eingereicht März 2019; Inbetriebnahme 18 Monate nach Erhalt der Lizenz geplant | Niob, Tantal, Zirkonium, REE; Investition umfasst: Tagebau, Wasserkraftwerk, Hafen, Heliport, Wohnraum für Angestellte, Halde, interne Zufahrtswege; Tanbreez Greenland Mining |
Nanortalik | k.A. | Projektierungsphase | Gold; Subarctic Exploration Group |
Paamiut | k.A. | Projektierungsphase | Gold; Subarctic Exploration Group |
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest