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Hongkonger Baufirmen mussten 2020 viele Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Die Einfuhren von Branchenmaschinen gingen trotzdem nur geringfügig zurück.
20.11.2020
Von Roland Rohde | Hongkong
Die im 2. Halbjahr 2019 aufkeimenden politischen Unruhen und der anschließende Ausbruch der Coronapandemie haben den Immobiliensektor der Sonderverwaltungsregion (SVR) auf Talfahrt geschickt. Dennoch gab es zwischen den einzelnen Sparten deutliche Unterschiede: Bei Einzelhandelsflächen boten Besitzer Mietnachlässe von bis zu 70 Prozent an. Bei Privatwohnungen fielen die Mietreduzierungen hingegen wesentlich geringer aus.
Da die Miet- und Kaufpreise auch in vielen anderen Metropolen der Welt bröckeln, dürfte Hongkong dennoch einer der teuersten Immobilienstandorte der Welt bleiben. Die Wohnungsnot bleibt auf absehbare Sicht für viele Menschen das vorrangige Problem. Dies sind zugleich Anreize für private Baufirmen, ihre Projekte nicht dauerhaft auf Eis zu legen und weiter in die Konstruktion von dringend benötigten Apartments zu investieren.
Laut Angaben des Transport and Housing Bureau befanden sich zum Ende des 3. Quartals 2020 rund 95.000 Wohnungseinheiten in der Konstruktionsphase beziehungsweise standen kurz vor dem Baubeginn. Zugleich engagiert sich die öffentliche Hand zunehmend stärker. Zwischen den (jeweils am 31. März endenden) Fiskaljahren 2020/21 und 2024/25 sollen gut 100.000 staatliche Apartments fertiggestellt werden. Insgesamt befinden sich damit mittelfristig mindestens 200.000 neue Einheiten in der Pipeline.
In anderen Sparten des Hochbaus ist die Lage deutlich trüber. Investitionen in neue Shoppingmalls werden angesichts der Covid-19-Pandemie auf Eis gelegt. Mit der Schließung der Grenzen Anfang 2020 kommen keine Touristen mehr in die Metropole. Dem Einzelhandel fehlt somit rund ein Drittel seines gewöhnlichen Umsatzes. Auch in der Bürosparte stehen die Zeichen nicht auf Expansion. Heimarbeit ist gerade dabei, sich in Hongkong zu etablieren. Unternehmen können durch die Verkleinerung ihrer Räumlichkeiten viel Geld sparen.
Im Tiefbau sind die Zeiten der großen Infrastrukturprojekte schon länger vorbei. Einziges aktuelles Megaprojekt ist der Ausbau des Flughafens. Statistiken untermauern diesen Trend: So gingen zwischen 2014 und 2019 die von der Tiefbausparte erbrachten Bruttoleistungen nach Angaben des lokalen Statistikamtes um nominal 30 Prozent zurück. Für den Hochbau ergab sich im vorliegenden Zeitraum hingegen ein Plus von 44 Prozent. Im 1. Halbjahr 2020 kehrten sich die Vorzeichen zwar um, dabei dürfte es sich jedoch nicht um eine dauerhafte Trendwende handeln.
2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Gesamt | 18,6 | 20,4 | 20,9 | 19,4 | 17,4 | 16,2 |
Hochbau1) | 11,5 | 13,0 | 13,6 | 13,4 | 12,6 | 10,2 |
Tiefbau2) | 7,1 | 7,4 | 7,3 | 6,0 | 4,9 | 6,0 |
Mit der Investitionslaune in der Branche steht es aktuell nicht zum Besten. Die Bruttoanlageinvestitionen in den Bausektor waren 2019 real bereits um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen. In den ersten drei Quartalen 2020 betrug der Rückgang fast 9 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.
Insgesamt gab es in Hongkong 2018 laut den aktuellsten verfügbaren Daten rund 24.600 Baufirmen. Viele Firmen mussten ihr Personal aufgrund der Coronakrise in Kurzarbeit oder in unbezahlten Urlaub schicken. Zwischen April und Juni 2020 zählte die Industrie nur noch gut 300.000 Mitarbeiter. Im 2. Quartal 2018 und damit vor der Dauerkrise waren es noch über 350.000 Angestellte gewesen. Die Erwerbslosigkeit im Bausektor belief sich im Zeitraum Juli bis September 2020 auf 11 Prozent. Im Jahresdurchschnitt 2018 hatte sie noch bei unter 5 Prozent gelegen.
Da es in Hongkong praktisch keine Maschinenbauer gibt, müssen sich Baufirmen die von ihnen benötigten Anlagen im Ausland beschaffen. Die Zollstatistiken zeigen zwar, dass entsprechende Einfuhren seit 2018 stark zurückgegangen sind, doch ist diese Entwicklung vor allem auf ein rückläufiges Reexportgeschäft zurückzuführen. Die Nettoimporte (Einfuhren abzüglich der Wiederausfuhren) beziehungsweise der Inlandsbedarf blieben derweil auf nahezu unverändert hohem Niveau. In den ersten drei Quartalen 2020 gingen sie trotz der Covid-19-Krise lediglich um knapp 4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück.
Japan ist traditionell der mit weitem Abstand größte Anbieter von Baumaschinen. Danach folgen Anbieter aus China, den USA, Südkorea und Deutschland. Doch 2020 haben sich die Gewichte verschoben. Sowohl Japan als auch China mussten in den ersten neun Monaten 2020 deutliche Lieferverluste hinnehmen. Die Hauptwettbewerber konnten ihre Marktanteile hingegen stark ausbauen.
Land | 2019 | Januar bis September 2020 | Veränderung |
---|---|---|---|
Japan | 377,5 | 187,5 | -39,7 |
USA | 51,2 | 75,6 | 87,2 |
Südkorea | 42,6 | 70,5 | 152,9 |
Deutschland | 30,8 | 57,3 | 149,9 |
China | 84,1 | 53,6 | -16,6 |
Singapur | 12,3 | 11,2 | 40,4 |
Niederlande | 5,6 | 7,9 | 76,9 |
Vereinigtes Königreich | 8,2 | 5,6 | 6,4 |
Frankreich | 8,3 | 4,6 | -7,5 |
Italien | 11,2 | 4,3 | -50,0 |