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E-Commerce in Indien boomt

Der Internethandel ist ein Pandemiegewinner. Immer mehr Menschen kaufen online ein. Die Wachstumsaussichten sind glänzend.

Von Florian Wenke | Mumbai

Für viele Menschen in Indien ist der Einkauf im Internet mittlerweile alltäglich, sie schätzen die Bequemlichkeit. Von Elektronik über Kleidung bis hin zu Lebensmitteln - die Bandbreite der online verfügbaren Waren ist riesig. Die Coronapandemie hat dem kontaktlosen Bestellen per Mausklick einen weiteren Schub verpasst.

Immer mehr Onlinekäufer in Indien

Seit Jahren steigt die Zahl der Internetnutzer auf dem Subkontinent. Die Schätzungen variieren stark - für 2021 finden sich Werte zwischen 620 Millionen und 850 Millionen Nutzern. Parallel wächst auch die Anzahl an Online-Shoppern.

Der Einkauf im Netz ist damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das Marktforschungsunternehmen GlobalData beziffert das Marktvolumen für 2021 auf 74,8 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2025 soll es auf 120 Milliarden US$ zulegen. Die Indian Brand Equity Foundation ist noch optimistischer. Für 2021 schätzt die regierungsnahe Denkfabrik das Marktvolumen bereits auf 84 Milliarden US$. Bis 2025 soll es sich gar auf 168 Milliarden US$ verdoppeln. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Meist sind es lediglich Hochrechnungen. Die Bandbreite an Informationen zu Marktvolumen und Umsatz in dem Segment ist daher groß. Die positiven Aussichten sind aber allen Prognosen gemein.

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Obwohl sich der Onlinehandel bereits gut entwickelt hat, bleibt viel Raum für weiteres Wachstum. Schätzungsweise machte der Einkauf im Internet 2021 erst 7 Prozent am gesamten Einzelhandel in Indien aus. Damit hat der E-Commerce seinen Anteil seit 2019 jedoch mehr als verdoppelt.

Lebensmittel sind ein stark wachsendes Teilsegment

GlobalData meldet ein rasantes Wachstum für den Onlinehandel mit Nahrungsmitteln. Der Bereich legte 2020 um rund 77 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und die Händler erlösten 3,8 Milliarden US$. Bis 2025 sagen die Experten einen Anstieg des Marktvolumens auf 13,9 Milliarden US$ voraus. Die Marktbeobachter des Datenportals Statista prognostizieren mit 20,5 Milliarden US$ für das Jahr 2025 noch einmal höhere Werte, allerdings zählen sie auch Körperpflegeartikel zur selben Kategorie.

Von 2019 bis 2021 hat sich der Umsatz im Online-Lebensmittelhandel mehr als verdoppelt. Dazu beigetragen hat auch das Interesse großer Konzerne. Amazon und Reliance sind nur zwei der großen Namen, die auf ein weiterhin starkes Wachstum in diesem Segment spekulieren.

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Gesetze werden überarbeitet

Indiens Regierung hat die Branche genau im Blick. Aus diesem Grund arbeitet New Delhi gerade an einer neuen Version der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die bisher geltenden Consumer Protection (E-Commerce) Rules, 2020 sind in vielen Bereichen nicht ausreichend und sollen deshalb durch ein neues Regelwerk abgelöst werden. 

Günstige Smartphones und Datentarife fördern Wachstum

Eine Vielzahl an kostengünstigen und internetfähigen Mobiltelefonen unterstützt den E-Commerce-Boom. Mittlerweile sollen mehr als 500 Millionen Menschen in Indien mobil ans Internet angeschlossen sein. Erst im November 2021 stellte der größte indische Mobilfunkanbieter Jio sein JioPhone vor. Das Smartphone wurde mithilfe von Google entwickelt und ist zu Preisen von unter 100 US$ verfügbar. Hinzu kommen sehr günstige Tarife für mobile Daten. Regelmäßig wird Indien als das Land angepriesen, in dem Datenvolumina für das Mobiltelefon am wenigsten kosten. Laut Statista mussten Verbraucher für 1 Gigabyte an mobilen Daten Ende 2021 durchschnittlich nur rund 0,28 US$ aufwenden. Selbst für indische Verhältnisse ist das günstig. Experten schätzen den durchschnittlichen monatlichen Datenverbrauch pro Nutzer auf annähernd 15 Gigabyte.

Dementsprechend weit verbreitet ist der digitale Einkauf via Smartphone. Laut der Agentur M&C Saatchi Performance bestellten bereits im Jahr 2020 rund 75 Prozent der Online-Shopper über ihr Mobilgerät. Unternehmen sollten dies bei der Gestaltung ihres Webstores beachten. Die günstigen Datentarife sind – neben der Warenverfügbarkeit - auch ein Grund für immer mehr Onlinekäufer in kleineren Städten und auf dem Land. Vermehrt nimmt der E-Commerce in den Gegenden abseits der Metropolen Fahrt auf.

Marktplätze werden häufig angesteuert

Zahlreiche Käufer bevorzugen digitale Marktplätze. Eine Analyse vom Februar 2020 zeigt, dass Amazon als große Plattform dominiert. Andere beliebte Webseiten sind in Indien entwickelt worden oder bedienen ausschließlich den lokalen Markt. Dazu gehören beispielsweise der Amazon-Klon Flipkart und die Modeplattform Myntra. Flipkart sorgte bereits 2018 für Schlagzeilen. Damals übernahm der in den USA beheimatete Walmart-Konzern die Mehrheit an dem Unternehmen aus Bangalore. Die Amerikaner wollten damit ihre Position im wachsenden E-Commerce-Markt in Indien stärken. Trotz der bedeutenden Rolle von Marktplätzen beginnen immer mehr Firmen damit, ihre Waren und Produkte direkt über die eigene Internetseite zu vertreiben.

Beliebte Online-Marktplätze in Indien

Portal

Region

Produktkategorie

Seitenaufrufe pro Monat in Millionen*)

Amazon

Global

Allgemein

295,8

Flipkart

Indien

Allgemein

167,4

Myntra

Indien

Mode

32,9

Snapdeal

Indien

Allgemein

15,1

Shopclues

Indien

Allgemein

5,9

Meesho

Indien

Mode

3,0

Pepperfry

Indien

Möbel, Inneneinrichtung etc.

2,5

Paytm Mall

Indien

Allgemein

2,0

Limeroad

Indien

Mode

1,6

*) Im Februar 2020Quelle: Web Retailer

Digitales Bezahlen ist einfach und beliebt

Der Wunsch nach physischem Abstand während der Pandemie hat dazu geführt, dass digitale Bezahlmethoden Marktanteile gewinnen konnten. Traditionell ist in Indien Cash-on-Delivery sehr beliebt - das Bezahlen der Ware in bar beim Eintreffen an der Haustür. Vorkasselösungen erobern aber Marktanteile beim Warenkauf im Internet. Immer mehr Kunden nutzen dafür Bezahlarten, die auf der United Payments Interface (UPI) beruhen. UPI ist ein System, das Geldüberweisungen in Echtzeit ermöglicht. Entwickler ist die National Payments Corporation of India. Allein im Dezember 2021 wurden mithilfe von UPI 4,6 Milliarden Transaktionen durchgeführt. Diese hatten einen Wert von insgesamt 246 Milliarden US$ (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 21. Januar 2022; 1 US$ = 74,28 indische Rupien). Zahlungsabwicklungsdienste wie Google Pay, Amazon Pay, PhonePe oder auch Paytm nutzen die Technik.

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